Hebelprodukte und ihre Risiken
Vor Weihnachten ist wohl die Zeit der Studien. Auch diese Woche wurde wieder eine veröffentlicht. Die WHU – Otto Beisheim School of Management hat sich das Investitionsverhalten bei Short- und Leveraged-ETFs angeschaut. Da wir diesen Produkten aufgrund ihrer Risiken für Privatinvestoren eher kritisch gegenüberstehen, hat die Untersuchung natürlich unser Interesse geweckt. Insbesondere weil der „Knackpunkt“, nämlich die Haltedauer, Teil der Untersuchung war.
Grundlage der Studie waren die Daten von Direktbanken, welche Transaktionen ihrer Kunden mit 61 Aktien-ETFs, darunter 8 long-only DAX-ETFs, 29 Short-ETFs, 15 Leveraged-Long-ETFs und 9 Leveraged-Short-ETFs, auffassen. Die Basis der Studie ist also sehr solide, die Schlussfolgerungen sind jedoch bedenklich. Laut den Autoren konnte festgestellt werden, „dass Privatanleger die Risiken von gehebelten ETFs und Short-ETFs im Wesentlichen richtig einschätzen und diese Instrumente überwiegend kurzfristig halten“. Hier erheben Einspruch.
Wir haben in der Vergangenheit oft auf die Risiken dieser Produkte hingewiesen. Insbesondere aufgrund der täglichen Glattstellung des Hebels kann die Rendite wegen dem Zinseszinseffektes stark von der erwarteten Rendite, z.B. 2 Mal die Rendite vom DAX, abweichen. Dies trifft insbesondere in Zeiten hoher Volatilität zu. Der Zinseszinseffekt ist auf die Indexkonstruktion zurückzuführen. Während bei long-only Indizes Investoren vom Zinseszinseffekt profitieren, wird bei Hebelprodukten die Basis der Renditeberechnung täglich zurückgesetzt, sodass der Zinseszinseffekt aufgehoben wird.
Ein ganz simples Zahlenbeispiel soll dies verdeutlichen. Untenstehende Graphik vergleicht die Performance von einem Index mit einem zweifach gehebelten Index über eine Haltedauer von 30 Tagen.
Bei einer angenommenen annualisierten Volatilität von 16% steht der Long-only-Index am Ende der 30 Handelstage bei 102,55. Der gehebelte Index schließt jedoch bei nur 100,54, sollte aber aufgrund des Hebels der Idee nach bei exakt 105,1 stehen.
In einem zweiten Beispiel erhöhen wir nun die Volatilität auf 23%. Während der Long-only-Index am Ende des Betrachtungszeitraums auf 103,57 Zähler steigt, fällt der gehebelte Index auf 97. Aufgrund des Hebels hätte der Index jedoch auf ca. 107 steigen sollen.
Wenn jetzt eine Studie herausfindet, dass die durchschnittliche Haltedauer eines zweifach gehebelten ETFs bei 62,3 Tagen liegt und schlussfolgert, dass sich Privatinvestoren über die Risiken dieser Produkte bewusst sind und diese richtig einschätzen, dann wundert mich das schon sehr. Wie unsere Beispiele zeigen, erhöhen sich die Risiken bei einer Haltedauer von über einem Tag drastisch. Insbesondere wenn wir die Volatilität erhöhen.
Also nochmal zum Mitschreiben: „Hebel- und Short-ETFs sind erstens für den Ottonormal-Investor nicht geeignet und zweitens nicht für Haltedauern von mehr als einem Tag konstruiert.“ Es gibt eine Ausnahme: RBS bietet eine Reihe von Hebel- und Short-Produkten an, die den Hebel nur einmal im Monat zurücksetzten und daher für längere Haltedauern geeignet sind.
Mehr zum Thema Hebelprodukte können Sie in den Artikel „Im Hebel liegt die Würze - und oft auch die Tücke“ nachlesen.
DAX und Boots vereint
Letzte Woche haben wir über den neuen ETP-Anbieter Boots berichtet, der mit dreifach gehebelten und Short Produkten mit dem Faktor 3 auf den Markt kommt. Die Deutsche Börse hat nun bekannt gegeben, dass Boots den ShortDAX x3 und den LevDAX x3 für ihre Produkte lizensiert hat. Da wir eben nicht der Meinung sind, dass sich Privatinvestoren über die Risiken dieser Produkte bewusst sind: Hände weg!
Lemming verhalten bei Lyxor?
Letzte Woche haben wir noch scherzhaft gefragt, ob mit dem Abschied von Niziam Hamid die große Fahnenflucht bei Lyxor einsetzte. Nun wurde bekannt, dass auch Simon Klein, Leiter für ETFs in Europa und Global Head of Business Development, die Firma verlässt und zur Konkurrenz wechselt. Herr Klein wird künftig den hauseigenen Vertrieb von db X-tracker Produkten im Bereich Asset & Wealth Management der Deutschen Bank vorantreiben und damit an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt.
Wir können nur hoffen, dass es nicht noch dicker für den französischen ETF-Anbieter kommt. Frohe Weihnachten schauen anders aus.
STOXX ist zurück
Lange war nichts mehr vom Indexanbieter STOXX zu hören. Diese Woche hat STOXX wieder mit neuen Indizes auf sich aufmerksam gemacht. Mit dem iSTOXX Efficient Capital Management Futures 20 Index können Investoren die tägliche Rendite von den weltweit größten CTAs (Commodity Trading Advisors) messen. Bei CTAs handelt es sich, verallgemeinert ausgedrückt, um Hedge Funds, die meist verschiedene Trendfolgemodelle mit Futures, Optionen auf Futures und Forward-Kontrakten auf Währungen innerhalb diverser Märkte nutzen. CTAs haben ihre Vor-, aber auch Nachteile; insbesondere in Bezug auf die Indexkonstruktion, über die sich Investoren im Klaren sein sollten. Eine ausführliche Information über CTAs finden Sie in unserem Artikel „Commodity Trading Advisors (CTA) Explained“.
Außerdem hat STOXX den STOXX Global 1800 EM Exposed Index auf globale Schwellenländer auf dem Markt gebracht. Ziel des Index ist es, die Unternehmen des STOXX Global 1800 Index zu identifizieren, die einen Großteil ihres Einkommens in Ländern generieren, die laut STOXX’s Market Klassifizierungs-System nicht unter die Industriestaaten fallen. Es handelt sich also um einen „wahren“ Schwellenländer-Index.
STOXX scheint eher dem Markt zu folgen als mit neuen Ideen zu glänzen. Beide Indizes gibt es bereits auf dem Markt, und für CTAs bietet RBS sogar bereits einen ETF an.
Spanien-Krise erreicht ETFs
Wie diese Woche bekannt wurde, hat der Spanische Vermögensverwalter BBVA Asset Management sein ETF-Produktangebot weiter reduziert. Mit ETFs auf den Ibex 35 Index und den EuroSTOXX 50 Index verbleiben lediglich zwei Produkte im Sortiment. Spaniens zweitgrößte Bank hatte bereits letztes Jahr angekündigt, sich auf die mexikanische Fondsplattform zu konzentrieren und alle Produkte mit geringem Handelsvolumen, die in Madrid gelistet sind, vom Markt zu nehmen. ETFs haben in Spanien gegenüber Investmentfonds einen steuerlichen Nachteil, was sie für Investoren unattraktiv macht.
Kommt DER Pimco ETF nach Europa?
Einem Bericht zufolge wird zwischen Source und Pimco diskutiert, ob der Pimco-Flagschiff ETF aus den USA auch in Europe auf den Markt kommen soll. Source bietet bereits mehrere Anleihen-ETFs in Kooperation mit Pimco an. Der Pimco Total Return ETF hat in den USA seit März diesen Jahres fast €3 Milliarden an Vermögen eingesammelt und ist damit gemessen an Mittelzuflüssen der erfolgreichste ETF dieses Jahr in den USA. Der ETF bildet den größten Anleihenfonds der Welt ab, welcher von Pimcos Mitbegründer Bill Gross
gemanagt wird.
MDAX-Investoren aufgepasst
Die Deutsche Börse hat diese Woche einen außerplanmäßigen Wechsel im MDAX bekannt gegeben. Aufgrund der Übernahme durch Beauty Holding Three AG weisen die Aktien von Douglas Holding mittlerweile einen Streubesitz von unter 10% auf und erfüllen somit nicht mehr die erforderlichen Mindest-Freefloat-Kriterien für den Index. Douglas Holding wurde zum 12. Dezember durch Talanx aus dem SDAX ersetzt. Der SDAX wurde hingegen nicht geändert.
ETF Markt – die Neuemissionen
db X-trackers hat diese Woche seine ersten drei physisch replizierenden ETFs an der Londoner Börse gelistet. Es ist geplant, die ersten physischen Produkte nächste Woche auch an der Deutschen Börse zu listen.
ETF Markt – Gewinner und Verlierer
Auf der Gewinnerseite haben wir diese Woche ein eher gemischtes Bild; lediglich Zinn ragt ein wenig heraus. Das Industriemetall konnte alleine am Montag um 6% zulegen. Exporte von verarbeitetem Zinn aus Indonesien, der größte Exporteur des Metalls, sind im November um 28% eingebrochen.
Bei den Verlierern der Woche hat es hauptsächlich Produkte auf Erdgas getroffen, was angesichts der kalten Temperaturen hier schon etwas verwunderlich scheint. Dennoch hat Erdgas diese Woche ein neues 10-Wochentief erreicht. Analysten erwarten einen geringeren Rückgang des Inventars als zu dieser Zeit üblich.