Worauf kommt es bei international investierenden Aktienfonds an, die häufig als "Königsklasse" der Aktienfonds bezeichnet werden? Die Manager dieser Fonds müssen nicht nur in die richtigen Aktien und Branchen investieren, sondern auch das Spiel der Währungen beherrschen. Weil die beliebten Einjahres-Rankings vielfach mehr mit Zufall zu tun haben als dass sie etwas über das Können eines Fondsmanagers aussagen, haben wir uns die Langfristbilanz der am Markt zugelassenen Fonds näher angesehen, in der Hoffnung, Eintagsfliegen, die sich bei einfachen Fonds-Rankings einschleichen können, von systematischen Erfolgsfaktoren zu trennen.*
Im ersten Schritt haben wir haben insgesamt 315 Fonds mit entsprechender Historie anhand ihrer risikoadjustierten Performance über den Zeitraum von April 2003 bis Ende November 2011 sortiert.
Im zweiten Schritt haben wir den Gesamtzeitraum in seine klar erkennbaren Marktzyklen aufgeteilt. So fallen in die Zeit von April 2003 bis Ende November 2011 zwei Baissephasen: Die erste Baisse dauerte von Januar 2008 bis Ende März 2009 ("Baisse I"), "Baisse II" hält seit dem August 2011 an. Wir haben den Schnitt zum 30. November 2011 gemacht.
In die 8,5 Jahre umfassende Zeitspanne fallen auch zwei ausgeprägte Hausse-Phasen. "Hausse I" dauerte von März 2003 bis Ende 2007 und folgte unmittelbar auf das Platzen der Tech-Bubble. Das kurze Aufatmen nach der Finanzkrise zwischen April 2009 und Juli 2011 stellt die "Hausse II" dar.
Aus der Rangliste der Fonds mit der besten risikoadjustierten Performance haben wir dann nach den Fonds gesucht, die sich sowohl in den aufwärts als auch in den abwärts gerichteten Marktentwicklungen überdurchschnittlich geschlagen haben. Anhand dieser Analyse konnten wir drei größere erfolgreiche Fondsgruppen ausmachen, die Sie unten in der Tabelle aufgeführt finden.
Zur Erklärung: die grüne Unterlegung signalisiert, dass ein Fonds in einer Marktphase eine bessere risikoadjustierte Performance geliefert hat als der durchschnittliche international anlegende Aktienfonds und der MSCI-Aktien-Welt-Index. Eine gelbe Unterlegung signalisiert, dass der betreffende Fonds besser war als die Peergroup aber schlechter abschnitt als der MSCI Welt. Die Signalfarbe rot deutet an, dass der Fonds in einer bestimmten Phase eine schlechtere risikoadjustierte Performance als Peergroup und Index lieferte.
Konstanz gefragt: Eine Langfristanalyse der international anlegenden Aktienfonds
Stichtag der Untersuchung: 30.11.2011, Quelle: Morningstar Direct.
Wer sind die stabilen Outperformer?
Die erste Gruppe der überdurchschnittlichen Aktienfonds umfasst jene Fonds, die in mindestens zwei von vier Marktphasen eine bessere risikoadjustierte Performance gezeigt haben als der MSCI-Welt-Aktienindex. In den anderen zwei Phasen wurde zumindest die Gruppe der Vergleichsfonds übertroffen. Auf einen kurzen Nenner gebracht umfasst diese Fondsgruppe so genannte Allwetterfonds, mit denen Anleger im nachhinein in keiner Marktphase falsch lagen. Diese Fonds schnitten zumindest immer besser ab als die Peer Group.
Bemerkenswert ist, dass nur ein Fonds, der Tweedy Browne Intl Value Fund, es geschafft hat, in drei der vier Phasen ein besseres Ergebnis zu erzielen als der Index. Alle anderen Fonds dieser ersten Gruppe waren in nur zwei von vier Phasen besser als der Index. (Sie waren, wohlgemerkt, immer besser als die Peergroup.)
Outperformer mit Ausreißern
Die zweite Gruppe umfasst Fonds, die langfristig eine überdurchschnittliche risikoadjustierte Performance erzielt haben, sich aber auch Ausreißer leisteten. Diese Fonds schnitten in zwei von vier Phasen besser ab als der Index, lieferten aber in einer der vier Phasen schlechtere Ergebnisse als Index und Peergroup. Das sind Fonds, die sich insgesamt sehr wacker geschlagen haben und auf die man durchaus genauer achten sollte - und genauer verstehen muss, woher die Underperformance in einer Phase kommt. Beispielhaft für diese Fonds stehen Produkte wie der FvS Aktien Global, Carmignac Investissement oder der Acatis Aktien Global, die in der zweiten Hausse von 2009 bis 2011 geschwächelt haben, weil sie zu defensiv aufgestellt waren. Diese Gruppe umfasst auch Trendfolger wie der C-Quadrat Arts Best Momentum, die im Untersuchungszeitraum offenkundig nicht zeitnah auf "Baisse" umgeschaltet hatten - das typische Trägheitsmoment bei diesen prozyklischen Strategien.
Die Berechenbaren für die Hausse
Die dritte und letzte Gruppe der Outperformer-Fonds umfasst die Fonds, die in Hausse-Phasen überdurchschnittlich abschneiden, bei denen in Baisse-Phasen aber eher Vorsicht geboten ist. Zu diesen Fonds zählt auch der LINGOHR-SYSTEMATIC-LBB-INVEST, 4Q-Value Fonds Universal oder der Neptune Global Equity A.
Interessanterweise sind die besten überdurchschnittlichen Fonds in Baisse-Phasen zugleich solche, die im gesamten Untersuchungszeitraum gute Ergebnisse abgeliefert haben. Unser vorläufiges Fazit: Defensive, risikontrollierte Fonds sind die, die noch immer am konstantesten über längere Marktphasen abschneiden. Angesichts der hohen Volatilität an den Märkten spricht einiges dafür, dass defensiv aufgestellte Fonds auch für die Zukunft Trumpf sein könnten.
* Die Auswertung der Analyse erschien erstmals auf der Website fondsprofessionell.de am 21. Dezember 2011.