Mit der Bankenkrise ist ein lange vernachlässigtes Risiko wieder in den Blickpunkt der Anleger geraten: Das Kontrahentenrisiko. Vereinfacht gesagt ist damit das Risiko gemeint, dass ein Geschäftspartner seiner Verpflichtung aus einem Handelsgeschäft gegenüber dem Kontrahenten nicht nachkommt. Dieses Kontrahentenrisiko spielt eine Rolle im klassischen Interbankengeschäft, also im außerbörslichen Handel zwischen Banken. Doch auch so genannte swapbasierte Exchange Traded Funds (ETFs) können davon betroffen sein.
Synthetische ETFs sind komplex
Im Gegensatz zu einem ETF, der die Indexaktien physisch im Depot hält (replizierender ETF), bilden swapbasierte ETFs die Wertentwicklung des Basisindex synthetisch nach. Das heißt: Sie investieren nicht in die Indextitel, sondern halten stattdessen als Sicherheit ein Wertpapierkorb, der im Zweifel allerdings ganz anders aussieht als der Index, auf den sich der ETF bezieht. Zusätzlich schließt der ETF Emittent einen Swap-Kontrakt ab, mit dem die Performance des Sicherheitenkorbes gegen die des Zielindex getauscht wird.
In diesem Fall landet also ein Kontrahentenrisiko im ETF. Denn für die ETF-Anleger besteht das Risiko, dass der Kontrahent oder gar der ETF-Anbieter zahlungsunfähig wird und ausfällt. Investoren können dann auf die als Sicherheit gehaltenen Wertpapiere wie zum Beispiel Bundesanleihen zurückgreifen. Sie bekommen damit aber ein ganz anderes Portfolio an die Hand als sie ursprünglich gekauft haben.
Üblicherweise ist der Kontrahent bei einem solchen Swapgeschäft eine Investmentbank. Die galten lange Zeit als sichere Geschäftspartner. Aber während der Finanzkrise hat sich gezeigt, dass Investoren zumindest die Möglichkeit eines Ausfalls ins Kalkül einbeziehen müssen. Vor Lehman Brothers vor dies eigentlich undenkbar. Die Konsequenz ist, dass Anleger, die das Kontrahentenrisiko ausschließen wollen, ihr Geld nur in replizierende ETFs investieren dürfen.
Wer die Bankenkrise vor zwei Jahren allerdings als Stresstest für synthetische ETFs wertet (und somit mit dem Kontrahentenrisiko ruhig schlafen kann), kann ihre Vorteile in seine Anlageentscheidung mit einbeziehen. Diese ETF-Konstruktion minimiert den Tracking Error, also die Abweichung vom Zielindex und verursacht geringere Kosten. Zudem halten synthetische ETFs Sicherheiten im Wert von mindestens 90 Prozent des Nettoinventarwerts. Dieser Sicherheitskorb wird täglich zu Marktpreisen bewertet, um sicher zu stellen, dass sein Wert nicht unter die regulatorisch vorgeschriebene Grenze fällt. In der Praxis haben alle ETF-Anbieter darüber hinaus ein Sicherheitspolster, dessen Größe von Anbieter zu Anbieter variiert.
Swapbasierte ETFs haben Feuertaufe bestanden
Nüchtern betrachtet stand das Finanzsystem am Abgrund und wurde letztendlich gerettet. Zwar litten swapbasierte ETFs unter dem Stress im System, was sich in höheren Geld-/Brief-Spannen äußerte. Aber kein Investor synthetischer ETFs musste auf den Sicherheitskorb zurückgreifen.
Dennoch sollten Anleger die Risiken swapbasierter ETFs im Auge behalten und drei Punkte analysieren: Erstens: Wer sind die Swap-Kontrahenten? Zweitens: Wie ist der Sicherheitskorb zusammengestellt? Und drittens: Wann wird der Swap wieder zurückgesetzt?
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