Fonds-Fokus: Pioneer Investments German Equity

Seit fast eineinhalb Jahren trägt Karl Huber die Verantwortung für den Pioneer Invest German Equity. Er ist der sechste Manager seit der Auflage im Jahr 1990.

Simon Nöth 12.09.2008
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Für die Auswahl seiner Favoriten benutzt der Fondsmanager ein quantitatives Screening, das unter der UniCredit weiter ausgebaut wurde. Zusätzlich setzt er auf sein eigenes aus Aktienmultiples bestehendes Screening. Den qualitativen Check übernimmt der Fondsmanager in Zusammenarbeit mit den 21 Sektoranalysten. Neben Versorgern stehen hier Finanz- und Gesundheitswerte besonders im Mittelpunkt, da der Fondsmanager diese Branchen früher als Analyst nicht abgedeckt hat. Broker Research zieht er nach eigenen Worten nur als Kontrolle hinzu. Das Portfolio besteht in der Regel aus 40 Aktien, die in der Mehrheit Standardwerte sind. Zwar wurden Small und Mid Caps jüngst ausgebaut, allerdings haben sie mit 15% nur einen kleinen Anteil. Nach Sektoren dominieren Industriewerte (27%), Finanzwerte (20

%) und Versorger (16%).

Derzeit ist Huber bei Zyklikern wie K+S vorsichtiger geworden, jedoch wurde die Gewinnwarnung von Wacker Construction als Einstieg genutzt. Ebenso war die negative Nachrichtenlage um BMW für die Aufstockung der Anteile verantwortlich. Bedenken hat Huber bei der aktuellen Bewertung des Automobilkonzerns VW, den er für fundamental überbewertet hält. Das Unternehmen ist deshalb genauso wie die Münchner Rück untergewichtet. Die Wette könnte zwar nach hinten losgehen, wenn Porsche durch seine Optionen den Free-Float verringert, dennoch hält der frühere Automobil-Analyst an seiner Einschätzung fest. An den Schwergewichten wie E.ON, Siemens oder Allianz kommt er nicht vorbei, auch wenn er sie je nach Einschätzung zur Benchmark über, unter- oder neutral gewichten kann. Über zehn, fünf und drei Jahre schneidet der Fonds schlechter als seine Vergleichsfonds ab. Seit Huber den Fonds leitet, präsentiert sich der Pioneer Invest German Equity jedoch besser als der Kategoriedurchschnitt und die Benchmark.

Die Performance litt in der Vergangenheit unter dem häufigen Managerwechsel. Bleibt zu hoffen, dass nach den turbulenten Jahren der Fusionen und Integration der Activest in Pioneer Investments wieder mehr Beständigkeit ins Fondsmanagement einzieht. Huber selbst hat noch keinen langen Track Record als Fondsmanager. Allerdings ist er seit 1998 Aktienanalyst für Industrie- und Automobilaktien. Das allein ist noch kein Garant für zukünftig bessere Renditen. Positiv stimmt uns, dass der Mutterkonzern UniCredit sowohl Verbesserungen an dem quantitativen System vorgenommen hat, als auch den Stellenwert des Researchs stärker betonen will.

In der Vergangenheit wäre man mit dem passiven Deutschlandfonds von Pioneer besser gefahren. Hubers Antritt hat bisher eine Wende zum Besseren gebracht.

Strategie

Das Anlageuniversum sind Aktien aus dem Prime- und General-Segment der Frankfurter Börse, die im C-Dax zusammengefasst sind. Der Investmentprozess wurde im Dezember 2007 auf ein AllCap-Konzept umgestellt.

Für eine Vorauswahl nutzt der Fondsmanager das Quant-System von Pioneer. Das System wurde auf Initiative der UniCredit ausgebaut. Der quantitative Prozess ist sektorspezifisch aufgebaut. Das heißt, es werden für jede Branche unterschiedliche Annahmen getroffen. Zusätzlich hat Huber sein eigenes Screening. Ausschlaggebend sind die üblichen Aktienmultiples wie Dividendenrendite, Kurs-Gewinn-, Kurs-Buchwert- oder Kurs-Cashflow Verhältnis oder Gewinn- und Cashflow Wachstum.

Nach diesem Schritt werden die verbliebenen Aktien einer qualitativen Prüfung unterzogen. Der Fondsmanager arbeitet hier vor allem mit den Analysten für Finanzwerte, Versorger und Healthcare zusammen sowie mit einem Small-Cap Analysten. Wegen seiner Erfahrung benötigt er für die Industrie- und Automobilwerte weniger Input von Analysten-Seite.

Einzelpositionen dürfen nicht mehr als vier Prozentpunkte zur Benchnmark übergewichtet werden. Für die Sektorallokation gilt eine Begrenzung zur Benchmark von acht Prozentpunkten. Die Umschlaghäufigkeit liegt für die letzten zwölf Monate bei 78%.

Management

Huber ist seit Auflage 2001 der sechste Fondsmanager. Die Verantwortung trägt er seit April 2007. Huber besitzt über 13 Jahre Investmenterfahrung. Seine Karriere begann er 1995 als Aktienanalyst bei der Bayerischen Landesbank. Drei Jahre später wechselte er in das Treasury der BLB. Von 1999 bis 2001 war er im Buy-Side Research der Allfonds BKG (frühere Investmentgesellschaft der HVB, später in Activest aufgegangen) für die Sektoren Automobil und Industrie zuständig. Von 2001 bis 2005 war er für die Sektoren Automobil und Industrie bei der Activest verantwortlich. 2006 wechselte Huber auf die Business-Seite und arbeitete bei der Integration der Activest- in die Pioneerfonds mit. Seit Frühjahr 2007 ist er für den Pioneer Invest German Equity zuständig. Weitere Mandate sind der Nordinvest European Growth, Nordinvest Nordakku und der Pioneer Invest Germany Small and Mid-Cap, die jedoch Ende 2008 eingestampft werden.

Das europäische Analysten Team besteht aus 21 Sektoranalysten, die nach 10 Sektoren aufgeteilt sind. Weltweit hat Pioneer Investments 49 Aktienanalysten. Im Durchschnitt verfügen die Dubliner Aktienanalysten über eine zwölfjährige Investmenterfahrung. Bei Pioneer Investment sind sie im Schnitt 4,5 Jahre angestellt.
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Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar