USA: Bauchlandung auf breiter Front

Der Kurssturz amerikanischen Finanzaktien schickte nicht nur die US-Börsen in den Keller, sondern hinterließ auch in den US-Standardwertefonds tiefe Furchen.

Simon Nöth 27.06.2008
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Der US-Aktienmarkt ist der größte und liquideste der Welt. In der breiten Öffentlichkeit sind der Dow Jones Industrial Average und die Nasdaq die bekanntesten Indizes. Der Dow ist der älteste Index und fasst die 30 größten Unternehmen zusammen, während die Nasdaq die Technologieunternehmen abbildet. Außerdem gibt es noch den S&P 500, der die 500 größten US-Unternehmen nach Marktkapitalisierung abbildet. Wir bevorzugen letzteren, weil dieser Index ein breiteres Spektrum an amerikanischen Großunternehmen anbietet.

Wenn sich Anleger ein umfassenderes Bild vom US-Aktienmarkt verschaffen wollen, kann man zusätzlich zum S&P 500, den Russel Small Cap Completeness Index verwenden. Dieser Index gehört zur renommierten Russel-Index-Familie und besteht aus 2400 Mid- und Small-Caps, die nich

t im S&P 500 enthalten sind. Mit den beiden Indizes bekommt man eine 98%-ige Abdeckung der frei handelbaren US-Aktien. Die im S&P 500 enthaltenen Unternehmen haben eine aggregierte Marktkapitalisierung von 12 Billion US-Dollar und im Russel Small Cap Completeness eine von 3,5 Billionen US-Dollar.

Aus Sicht der Europäer kam der amerikanische Aktienmarkt in den letzten 12 Monaten unter die Räder. Der S&P 500 hat in Euro 24% verloren und der Russel Small Cap Completeness gab um 22% nach. In US-Dollar sank der S&P 500 im selben Zeitraum nur um 13% und der Russel-Index liegt mit 11% im Minus.

Auch wenn das Bild in US-Dollar für die letzten 12 Monate besser aussieht, kann man beim Finanzsektor nur von einer desaströsen Bilanz reden. Die Hypothekenfinanzierer, großen Brokerhäuser und US-Geschäftsbanken haben seit Sommer 2007 in US-Dollar zwischen 40% und 60% an Wert eingebüßt. Nach der Rettungsaktion für Bear Stearns Mitte März hat sich der Gesamtmarkt etwas stabilisiert. Der Finanzsektor fiel jedoch um weitere 7%. Besonders die US-Regional Banken konnten sich nach dem Bears Stearns Bail-out nicht aus ihrer Abwärtsspirale befreien. Der Sub-Sektor verzeichnete in den letzten drei Monaten ein Minus von 30%.

Diese Entwicklung ist auch in der veränderten Sektorgewichtung abzulesen. Vor dem Ausbruch der Subprimekrise hatten Finanzwerte im S&P 500 ein Gewicht von 22%. Derzeit ist der Sektor noch mit 16% im Index gewichtet. Im selben Zeitraum legten Energiewerte von 10% auf derzeit 15% zu. Im Nebenwertebereich veränderte sich das Gewicht der Finanzaktien ebenfalls von 24% auf jetzt 18%. Hingegen hat sich das Gewicht der Industriematerialien von 11% auf derzeit 16% erhöht.

Der deutsche Privatanleger kann in 310 verschiedene Produkte auf US-Standardwerte investieren. Darin sind auch 13 ETFs (Exchange Traded Funds) enthalten. Die ETFs bilden überwiegend den DJ Industrial Average und den MSCI US nach. Es gibt nur einen ETF auf den S&P 500 von ishares. Das kumulierte Volumen liegt für die 310 Fonds bei 81 Mrd. Euro. Aktuell sind in den Standardwerte Value-Fonds 16%, in den Growth-Fonds 27% und der Blend-Kategorie 57% der Mittel investiert.

Im Zeitraum Juli 2007 bis heute geben die Fonds je nach Anlagestil ein unterschiedliches Bild ab. Standardwerte Value-Fonds weisen in Euro eine negative Rendite von -27%, Blend-Fonds von -22% und Growth-Fonds von -17% aus. Der S&P 500 sank im selben Zeitraum um 24%. In den letzten fünf Jahren fielen die jährlichen Renditen eher bescheiden aus (Value 0,4%; Blend 0,4%; Growth 1,4%). Der Gesundheitssektor und Industriematerialien sind in den Fonds mit 13% bzw. 14% im Vergleich zum S&P 500 übergewichtet und Finanzwerte mit 15% etwas untergewichtet.

Principal US Equity Fund

Es werden Standardwerte ins Portfolio gekauft, die mittels einer quantitativen und qualitativen Analyse heraus gefiltert werden. Hierfür wird eine Top-Down-Analyse auf die einzelnen Branchensektoren angewandt.

Die US-Subprimekrise hat auch den Principal US Equity in Mitleidenschaft gezogen. Die Rendite sieht seit Juli 2007 jedoch mit -19% nicht ganz so schlimm aus wie die des Kategoriedurchschnitts mit -22%. Hier macht sich die Übergewichtung defensiverer Pharmawerte wie Merck und Bristol-Myers bemerkbar. Auch mag das Fondsmanagement Technologieunternehmen wie den IT-Ausrüster Hewlett-Packard. Die Performance aus der Vergangenheit erkaufte sich der Fonds durch ein höheres Risiko. Es liegt um ein Drittel höher als das des Marktes.

Auf Drei-Jahressicht setzt sich langsam die negative Rendite seit Jahresanfang mit -15% durch und verdrängt nach und nach die guten Ergebnisse aus 2005. Anleger, die ein Engagement im US-Markt suchen, können mit diesem Fonds nicht viel falsch machen, sollten aber bereit sein, eine höhere Volatilität in Kauf zu nehmen.

Robeco US Premium Equities

Dieser Aktienfonds investiert in US-Standardwerte. Es finden sich jedoch auch ausländische Aktien im Portfolio, die als ADRs an US-Börsen gelistet sind. Für die Auswahl von 100 Aktien wird das Fondsmanagement von 20 Analysten unterstützt.

Finanzwerte machen im Robeco US Premium mit 30% den größten Anteil im Portfolio aus. Damit ist der Fonds gegenüber seiner Kategorie und dem breiten Markt deutlich in dem Sektor übergewichtet. Versicherungen und Investmentbanken gehören zu den Favoriten. Vor einem Jahr hielt der Fonds die in die Schlagzeilen geratenen Hypothekenfinanzierer Fanny Mae, Freddie Mac und Countrywide Financials. Nur Countrywide Financials befindet sich noch im Portfolio.

Die gute Performance für den Euro-Anleger kommt bei dieser Tranche aus der Währungssicherung. Das heißt, der Anleger ist hier keinem Währungsrisiko ausgesetzt, so dass er die komplette Performance aus der Titelselektion mitnehmen kann.

Der Robeco US Premium ist weniger für Investoren geeignet, die ein rein amerikanisches Portfolio haben wollen. Allerdings kann eine Petrobras das Portfolio auch aufpeppen.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Robeco BP US Premium Equities DH €339.59 EUR1.24

Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar