Brauchen Deutsche einen Frankreichfonds?

In Frankreich geben die Standardwerte den Ton an. Total, Danone und Sanofi sorgen für eine defensivere Aufstellung als es deutsche Anleger gewöhnt sind.

Alexander Ehmann 23.05.2008
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Marken wie Danone, Peugeot, Renault, L’Oreal oder Luis Vuitton sind jedem ein Begriff. Anleger haben die Auswahl zwischen 16 aktiven Fonds und zwei Exchange Traded Funds (ETFs). Dabei sind zwölf aktive Fonds in der Morningstar Kategorie Aktien Frankreich Standardwerte enthalten. Vier Nebenwertefonds stehen für Anleger offen.

Der französische Markt ist überwiegend durch Blue Chips mit hoher Marktkapitalisierung geprägt. In Frankreich sind große Staatskonzerne wie France Télécom, Electricité de France (EDF) oder Suez teilprivatisiert und damit börsennotiert. Mittelständische Unternehmen dagegen sind nicht so zahlreich an der Börse vertreten wie in Deutschland.

Der „CAC Quarante“- der französische Markt

Der CAC 40 setzt sich aus den 40 größten an der Börse Paris notierten Unternehmen zusammen. Dabei kann es sich auch um ausländische Unternehmen handeln. Zurzeit sind vier ausländische Firmen vertreten: die belgische Bank Dexia, der Stahlgigant Arcelor Mittal sowie der Luft-und Raumfahrtkonzern EADS und der Halbleiterhersteller ST Microelectronics.

Im Vergleich zum DAX ist der CAC 40 defensiver aufgestellt. Während der DAX keinerlei Energiewerte hat, ist im CAC 40 der Mineralölkonzern Total mit 14% vertreten. Im französischen Leitindex sind auch weniger zyklische Konsumwerte enthalten. Die Automobilbauer Daimler, Volkswagen und BMW formieren sich im DAX zu einem Gewicht von 14%. Peugeot Citroen und Renault kommen im CAC 40 dagegen nur auf 2%. Nichtzyklische Konsumwerte wie Danone, L’Oreal oder Pernod Ricard sind dafür häufiger vorhanden. Die Gesundheitskonzerne Fresenius und Merck kommen im DAX nur auf ein Gewicht von 2%. In Frankreich macht der Arzneiriese Sanofi-Aventis zusammen mit Essilor fast 7% aus.

Der CAC 40 hält zudem weniger Finanzwerte. Insgesamt machen die BNP Paribas, Axa, die Société Générale, Credit Agricole, Unibail-Rodamco und Dexia 19% aus. Der stärker konzentrierte DAX kommt mit fünf Finanzaktien auf 25%. Die drei größten Werte im CAC 40 sind Total (14%), die BNP Paribas (7%) und der Versorger Suez (6%). Die beiden größten Branchen sind die Finanzwerte (19%) und die Energieaktien (14%).

Auf den CAC 40 gibt es zwei ETFs: den Lyxor ETF CAC 40 und den Easy ETF CAC 40, die beide an der Euronext gelistet sind. Beide kosten 0,25% an jährlicher Verwaltungsgebühr. Deutsche Anleger sollten bedenken, dass eine Order über die Euronext mit hohen Brokerkosten verbunden ist.

Die SBF-Indizes (Société des Bourses Francaises) repräsentieren den breiten französischen Markt. Im SBF 120 sind alle CAC 40 Aktien plus weitere 80 große an der Bourse de Paris gelistete Titel enthalten. Der SBF 250 setzt sich aus dem SBF 120 und weiteren 130 Aktien aus dem Premier Marché (Standardwerte) und dem Second Marché (Nebenwerte) zusammen.

FF (Fidelity Funds) France Fund

Der FF France Funds orientiert sich am SBF 250. Zurzeit besteht das Portfolio aus 50 Aktien sämtlicher Stilrichtungen und Marktkapitalisierungen. Laut unserer Stylebox befindet sich das gesamte Portfolio im Durchschnitt im Standardwerte Blend Bereich mit hohem Gewicht an Standardwerte Value Aktien. Ende März lag die Marktkapitalisierung bei 25 Titeln über 10 Milliarden Euro, was 78% der Assets ausmacht. Die größten Standardwerte Value Aktien im Portfolio sind die Schwergewichte des CAC 40. So ist auch beim FF France Fund der Minrealölkonzern Total mit 9% der größte Wert. Weitere Value-Titel sind die BNP Paribas, die France Télécom und Arcelor Mittal. Weiterhin hält der Fonds 6% am Versorger Suez und 4% an der Lebensmittelkette Carrefour, die beide Blend-Aktien sind. Die Growth-Werte führen der Nahrungsmittelkonzern Danone und der weltweit größte Kosmetikkonzern L’Oreal mit jeweils 4% an. Wegen ihren hohen Bewertungskennzahlen befinden sich Unternehmen wie Danone und Nestlé, die man vielmehr als Value einschätzen würde, zurzeit in der Growth-Ecke der Aktien Style Box.

Manager Vincent Durel, der den Fonds seit 2007 verwaltet, legt bei den nichtzyklischen Konsumgütern an, von denen er 7% mehr im Portfolio hält als der Index. Dabei setzt er auf Danone, L’Oreal und den Getränkehersteller Laurent-Perrier. Auch die Gesundheits- und die Technologiewerte sind übergewichtet. Im Gegenzug hält er weniger an Finanzwerten, Energieaktien (Total und CGG Veritas), Industrieunternehmen und zyklischen Konsumwerten.

In seiner Kategorie Aktien Frankreich Standardwerte zählt der FF France Fund in den letzten drei bzw. fünf Jahren zu den besten 10%. Im Fünf-Jahres-Vergleich konnte der Fonds eine jährliche Performance von 19% erzielen und schlägt damit den Index um 6%. Die gute Performance kommt vor allem aus den letzten drei Jahren, denn zwischen 2002 und 2004 befand sich der FF France Fund in der unteren Hälfte seiner Kategorie. Im laufenden Jahr litt die Performance aufgrund von Wetten auf die France Télécom und den Versorger EDF, die nicht aufgingen.

Der 501 Millionen große FF France Fund kostet 1,5% an Verwaltungsgebühr und liegt damit im mittleren Kostenbereich seiner Kategorie. Die zuletzt ausgewiesene TER betrug 1,94%.

Dexia Equities L France

Im Gensatz zum FF France Fund, der auch Small- und Mid-Cap-Aktien hält, investiert der Dexia Equities L France fast ausschließlich in Standardwerte. Als Benchmark dient dabei der CAC 40. Der Großteil der Aktien kommt aus der Standardwerte Value Ecke der Morningstar Style Box. Die größten Value-Titel sind Total (8%), die BNP Paribas (6%) und Sanofi-Aventis (6%). Darauf folgen die beiden Growth-Aktien Suez und Arcelor Mittal, mit jeweils 4%. Das Management geht zurzeit keine Wetten auf Unternehmen mit hohen Bewertungsmultiples ein und untergewichtet deshalb Danone, EDF oder den Luxusgüterkonzern Louis Vuitton Moet Hennessy (LVMH). Insgesamt besteht das Portfolio aus 49 Titeln.

Das Management setzt verstärkt auf Konsumgüter, Gesundheitswerte und Industrieunternehmen. So hat der Fonds im Vergleich zum Index noch das Elektronikunternehmen Thomson und den Parfümhersteller Christian Dior im Portfolio. Dagegen sind Banken, Energieaktien, Industriematerialien und Versorger untergewichtet. Zudem spielt das Fondsmanagement mit der Investitionsquote. 20% des Portfolios entfallen abwechselnd auf Barmittel oder einen Future auf den CAC 40. Der Dexia Equities L France konnte weder im Fünf-Jahres- noch im Drei-Jahres-Vergleich den Markt schlagen und befindet sich seit Auflage in der unteren Hälfte seiner Vergleichskategorie. Über drei Jahre stieg der CAC 40 jährlich um fast 12%, der Dexia Equities L France um 9%. Im laufenden Jahr verlor er bereits 12%. Seine Benchmark fiel im gleichen Zeitraum um 11%.

Der nur 50 Millionen Euro große Fonds kostet 1,5% an Verwaltungsgebühr pro Jahr, was der mittleren Kostenkategorie entspricht.

Centifolia

Der Centifolia des unabhängigen Pariser Vermögensverwalters DNCA ist kurz gesagt eine Mischung aus Energieaktien, Business Service Unternehmen und Cash. Total und CGG Veritas machen 20% der Aktien im Portfolio aus. Unternehmen aus der Business Service Branche wie der Bautunternehmen Vinci, die Airline Air France-KLM oder die Unternehmensberatung Cap Gemini kommen insgesamt auf 16%, was dem dreifachen Anteil des Marktes entspricht. Der Fonds hält mit Vivendi und Télévision Francaise 1 ein sechsmal höheres Gewicht an Medienunternehmen als der Markt. Der Centifolia hält insgesamt nur 7% Finanzaktien. Auch dieser Fonds spielt mit der Investitionsquote und hält immer ungefähr 20% in liquiden Mitteln und französischen Staatsanleihen.

Der Centifolia war mit Ausnahme von 2005 seit seiner Auflage immer unter dem besten Viertel der Kategorie Aktien Standardwerte Frankreich. Über drei Jahre konnte er eine jährliche Performance von 9% erzielen, im Fünf-Jahres-Vergleich sind es 17%. Damit zählt er zu den besten 10% der Vergleichsgruppe.

Das Risiko ist trotz seiner starken Konzentration auf drei Branchen geringer als beim CAC 40. Durch die hohe Kassequote und den Anteil an französischen Staatsanleihen wird das Risiko verringert. Darunter leidet bei diesem Fonds aber keineswegs die Performance. Wegen seinem guten Rendite-Risiko-Trade-Off erhielt er in diesem Jahr den französischen Morningstar Award für seine Kategorie Aktien Frankreich Standardwerte.

Der Centifolia verwaltet zurzeit ein Volumen von 2,7 Milliarden Euro und ist damit der zweitgrößte Frankreichfonds. Zu bemängeln sind allerdings die hohen Verwaltungsgebühren von 2%. Wir meinen, dass die Gesellschaft bei einem so hohen Fondsvolumen mindestens auf 1,5% heruntergehen könnte. Der FF France Fund und der Dexia Equity L France belasten bei weit geringen Volumina nur 1,5%.

Fazit

Die defensivere Aufstellung des französischen Marktes half nicht bei den jüngsten Markturbulenzen. Beim CAC 40 liefen die Nicht-Zykliker schlecht, die in Krisenzeiten den Index eigentlich stützen sollten. Beispielsweise verlor Sanofi-Aventis seit Jahresbeginn bereits 25%. Das hohe Gewicht an Finanzwerten wirkte sich für beide Märkte negativ aus.

Bei einem bereits vorhandenen Engagement in einen europäischen Aktienfonds mit hohem Frankreichgewicht oder in einen ETF auf den DJ Euro Stoxx 50 kann es im Portfolio zu Überschneidungen kommen. Im Euro Stoxx 50 kommt Frankreich auf ein Gewicht von 32%. Insgesamt decken sich 20 Aktien mit dem CAC 40. Total ist mit 6% auch hier der größte Wert.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Centifolia C416.74 EUR0.51Rating

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Alexander Ehmann  

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