Währungsfonds (2): Das Innenleben

Wie funktionieren Fonds, die Wetten auf Euro, Dollar und Yen abschließen?

Simon Nöth 13.05.2008
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Währungsfonds wenden unterschiedliche Strategien an. Einige versuchen, mittels kurzfristiger Währungsengagements eine Rendite über dem Geldmarktsatz zu erreichen. Andere Fonds geben an, eine langfristige Strategie zu haben und setzen auf die Durchschlagskraft der Fundamentaldaten. Meistens ist es eine Mischung aus beiden Ansätzen. In die Fonds werden überwiegend Geldmarktinstrumente und Anleihen mit kurzer Laufzeit oder Restlaufzeit gekauft. Der Anteil beläuft sich oftmals auf über 90% des Portfolios. Zusätzlich werden Terminkontrakte auf bestimmte Währungspaare eingegangen. Diese Terminkontrakte oder Futures sind Derivate. Wegen der Hebelwirkung von Derivaten genügt ein kleiner Anteil, damit sich das Währungsengagement sowohl positiv als auch negativ auf die Gesamtperformance des Portfoli

os auswirkt.

ABN Amro Currency

Fondsmanager Piere Lequeux ist seit neun Jahren für das Währungsmanagement bei ABN AMRO/Fortis Asset Management verantwortlich. Der Fonds selbst wurde im April 2004 aufgelegt. Das Ziel ist, Ineffizienzen auf dem Devisenmarkt durch aktives Management auszunutzen und so eine Überrendite zum Geldmarktsatz zu erwirtschaften. Die eigene Zielrendite von 11% pro Jahr über dem LIBOR- Satz erscheint sehr ambitioniert.

Der Investmentprozess besteht aus drei Komponenten. In der ersten Stufe bestimmt ein quantitatives Modell eine Währungsstrategie. Das Modell schlägt Währungen vor, die auf Termin gekauft oder verkauft werden. Die Haupt-Input-Faktoren sind die Zinskurve/Inflationserwartungen, Zinsunterschiede und kurzfristige Wechselkurstendenzen. In der zweiten Stufe werden die vorgeschlagenen Währungsstrategien vom Fondsmanagement noch einmal Plausibilitätschecks unterzogen. Hier wird überprüft, ob es vielleicht Einflussfaktoren gibt, die das Modell nicht berücksichtigt hat (M&A Flows, Asset Flows, Options Strikes). Abschließend gibt es noch das Risikomanagement. Die Risiken werden über ein Risikobudget auf die verschiedenen Währungsstrategien verteilt. Zuzüglich werden Stresstests durchgeführt. Unter welchen Bedingungen könnte beispielsweise das Modell versagen.

Die Währungen werden über Terminkontrakte gekauft oder verkauft. In der Regel sind es 1-Monatskontrakte. Die Devisenmarktkontrakte können aber auch eine Laufzeit von bis zu 12 Monaten haben. Es dürfen nur Kontrakte mit liquiden und uneingeschränkten konvertiblen Währungen eingegangen werden. Das Universum besteht aus den Währungen der OECD-Staaten und Schwellenländern. Die weniger liquiden Währungen aus den Schwellenländern werden nur kurzfristig über Kontrakte gehalten. Die Korrelation zum globalen Aktienmarkt ist auf Dreijahressicht mit 0,1 sehr schwach. Auch die Bewegungen des Anleihenmarktes macht der Fonds mit einem Wert von 0 praktisch nicht mit.

Die gute Performance seit Jahresanfang (7%) kommt hauptsächlich von Wetten auf einen abwertenden US-Dollar gegenüber Yen und CHF. Die Währungsexperten erwarten einen schwächeren Kanadischen Dollar (Loonie) gegenüber dem Australischem und Neuseeländischem Dollar. Im vergangenen Monat haben sie Verkaufskontrakte auf den Loonie gegenüber diesen Währungen aufgebaut.

Insgesamt sind 80% des 180 Mio. Euro schweren Portfolios in Euro nominierten Staatsanleihen investiert. Weitere 10% stecken in einem Geldmarktfonds von ABN Amro. Der Rest ist in Derivaten auf Währungen investiert. Der Fonds hat im laufenden Jahr eine beeindruckende Rendite von 7% gemacht. Allerdings ist auch das Risiko hochgefahren worden, so dass es jetzt dem Risiko eines Aktien Standardwerte Fonds entspricht. Kein Risiko, keine Rendite. Die jährliche Verwaltungsgebühr ist mit 1,5% festgelegt.

Pioneer TR Currencies

Der Fonds wird seit Auflage von Andreas König gemanagt. Der Pioneer TR Currency wurde vor einem Jahr eigens als Nachfolgeprodukt für den Währungsfonds von Activest gegründete. Der Activestfonds ist in die A-Anteilsklasse des Pioneerfonds integriert worden. Das Volumen beträgt 360 Mio. Euro. Es gibt keine interne Benchmark, jedoch wird eine Zielrendite von 3% pro Jahr über dem Geldmarktsatz angestrebt. Die Rendite auf ein Jahr liegt bei 3,5%.

Im Gegensatz zu dem ABN Amro Fonds darf auch in nicht freikonvertierbare Währungen investieren werden.

Die Geldmarktanlagen und kurzlaufende Rentenpapiere (nicht nur auf Euro lautend) werden primär wegen der Zinserträge ins Portfolio gekauft. Die Rendite soll durch Devisentermingeschäfte und Devisenoptionsgeschäfte erwirtschaftet werden. Die Fondsmanager greifen für die Prognose der Währungspaare ebenso auf ein fundamentales Research zurück und beziehen kurzfristige Trends mit ein bzw. machen zusätzlich eine technische Analyse. Es wird hier zwischen taktischen (bis eine Woche) und strategischen (bis einem Monat) Engagements unterschieden. In einem zweiten Schritt wird das Portfolio hinsichtlich verschiedener Risikofaktoren überprüft. Passen die Währungsengagements zueinander oder wie sieht der Risikobeitrag der einzelnen Positionen zum Gesamten aus. Auch dürfen natürlich nicht die Szenarioanalysen und Worst-Case-Szenarien fehlen. In volatilen Märkten kaufen die Fondsmanager die Währungen über Terminkontrakte. In weniger schwankungsanfälligen Phasen werden die Währungspositionen über Devisenoptionen eingegangen.

Es können aus Diversifikationsgründen auch interregionale Währungsstrategien gewählt werden, in dem z.B. die Norwegische Krone gegen die Schwedische Krone gespielt wird. Die Korrelation zu den Aktienmärkten ist im Zwölfmonatszeitraum mit 0,05 praktisch nicht vorhanden. Der Fonds bewegt sich mit dem Faktor 0,4 jedoch leicht mit den Anleihenmärkten. Die meist gehandelten Währungen sind der US-Dollar, der Japanische Yen, der Schweizer Franken, das Britische Pfund und der Australische Dollar. Im Portfolio sind im Schnitt 13 Positionen enthalten, die durchschnittlich 2-3 Wochen gehalten werden. Eine der längsten Positionen im Portfolio war das Währungspaar chinesischer Renminbi zum US-Dollar. Hier wurde auf die Aufwertung der chinesischen Währung spekuliert. Die Positionen haben in der Regel ein Volumen von 7% am Portfolio. Seine Zielrendite hat der Fonds bislang nicht erreicht. Die jährlich anfallenden Verwaltungsgebühren betragen 1%.



Exemplarisch sechs weitere Fonds, an denen Privatanleger sehen können, wie unterschiedlich die Fonds bisher abgeschnitten haben.

MS SICAV FX Alpha Plus RC400 A EUR Acc
DWS Forex Strategy Acc
MS SICAV FX Alpha Plus RC800 A EUR Acc
HVB High Yield Geldmarkt Mix R EUR Acc
GS Glbl Currency Port.-I Acc (€-hgd.)
JPM Managed Currency A EUR Acc
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Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar