Japan und Rendite, passt das?

In den letzten Jahren war es schwer, mit Japan Geld zu verdienen. Trotzdem waren zweistellige Renditen pro Jahr möglich. Nebenwerte und Wachstumstitel sorgten für die Rendite und für die Volatilität.

Simon Nöth 12.03.2008
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Die 90er Jahre werden für die japanische Wirtschaft oft als das verlorene Jahrzehnt beschrieben. Die zweitgrößte Volkswirtschaft schien sich, anschließend erholt zu haben. Ein Leitzinssatz von 0,5% spricht allerdings dafür, dass die Wirtschaft noch unter den Ausläufern der Krise leidet.

Japan gilt als extrem abhängig vom Export. In die USA und nach China gehen die meisten exportierten Güter. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die japanische Wirtschaft massiv unter einer US-Rezession leiden würde. Die restriktive Wirtschaftspolitik Chinas dürfte auf die japanische Wirtschaft, ebenso wie auf die anderen asiatischen Länder, entsprechenden Einfluss haben. Die Industrieproduktion in den Branchen elektronische Komponenten und Transport (Autoproduktion) hat Anfang des Jahres nachge

lassen. Das Research-Team von Goldman Sachs erwartet für 2008 ein Wachstum von gerade einmal 1% nach 1,9% in 2007.

Der Aktienmarkt hat den erwarteten Nachfragerückgang des Auslandes nach japanischen Gütern bereits vorweggenommen. Die Yen-Aufwertung gegenüber dem US-Dollar belastete die Exporttitel zusätzlich. Der MSCI Japan schloss das zweite Kalenderjahr in Folge mit einem negativen Vorzeichen (2007: -14%; 2006: -5%).

Der 400 Aktien umfassende MSCI Japan hat derzeit ein Marktvolumen von 1,7 Billionen Euro. An der Tokioter Börse sind 2400 Unternehmen gelistet. Zu der ersten Riege gehören 1800 Aktien, die bestimmte Anforderungen erfüllen müssen. Zu den Standardwerten werden 100 Unternehmen gezählt, die nachfolgenden 400 Aktien werden den mittelgroßen Unternehmen zugeordnet. Ende Februar waren die an der Tokioter Börse gelisteten Unternehmen 2,7 Billionen Euro wert. Die im DAX gelisteten Unternehmen bringen es zusammen auf eine Marktkapitalisierung von 800 Mrd. Euro.

Nach Daten der Tokioter Börse werden die Standardwerte mit einem 18er KGV bewertet. Die Mittel- und Nebenwerte sind mit einem 17er KGV etwas günstiger. Allerdings werden Standardwerte mit dem 1,7-fachen ihres in der Bilanz angegebenen Wertes (Kurs-Buchwert-Verhältnis oder KBV) gehandelt. Die Unternehmen aus der zweiten Reihe werden mit einem KBV von 1,2 und für Nebenwerte mit 0,9 wesentlich niedriger bewertet. Unternehmen aus den Branchen Großhandel, Bau, Finanzwesen und metallische Erzeugnisse scheinen, nach dem KBV besonders günstig bewertet zu sein (KBV zwischen 0,6 und 0,9). Diese Aktienkennzahl mag auf den ersten Blick auf unterbewerte Aktien hindeuten, jedoch kann ebenso zutreffend sein, dass die in den Bilanzen ausgewiesenen Vermögenswerte zu hoch bewertet wurden.

Vitruvius Japanese Equity

Der Fonds wird von vier unabhängigen externen Investment Advisors betreut. Der Investmentansatz für die Aktienauswahl beruht sowohl auf einem Bottom-Up- als auch einen Top-Down-Ansatz. Mit einer Makroanalyse wird versucht, Trends in bestimmten Sektoren ausfindig zumachen. Es werden überwiegend Standardwerte in das Portfolio gekauft. In den letzten drei Jahren hatten diese Aktien im Durchschnitt ein Gewicht von 75%. Für den Fonds gibt es eine Euro abgesicherte Tranche und eine nicht abgesicherte Tranche. Der Renditeunterschied zwischen der abgesicherten und nicht abgesicherten Tranche beträgt über fünf Jahre 7 Prozentpunkte pro Jahr. Aber auch die nicht abgesicherte Tranche schneidet im selben Zeitraum 3 Prozentpunkte besser ab als der MSCI Japan, der 6,5% pro Jahr brachte.

Insgesamt befinden sich 153 Aktien im Fonds, der damit recht breit diversifiziert ist. Die 10 größten Positionen haben ein Gewicht von 21%. Der Anteil der Finanzwerte hat sich in den letzten Monaten verringert, wohingegen Rohstoffe und Industriewerte ihr Gewicht im Portfolio vergrößert haben. Der Fonds war in den vergangen drei Jahren besonders in Industriematerialien (36%) im Vergleich zum MSCI Japan (23%) übergewichtet. In Hardware-Titel und Konsum-Dienstleister war der Fonds ebenso zum MSCI Japan überproportional investiert. Die Hälfte der Unternehmen wird nach Value-Kriterien ausgesucht. Diese Strategie hat den Fonds in Baisse-Zeiten vor einem schlechteren Abschneiden im Vergleich zum Markt bewahrt. In einer Hausse war der Top-Down-Ansatz dafür verantwortlich, dass der Fonds eine überdurchschnittliche Rendite erwirtschaften konnte. Das Portfolio wird derzeit mit einem KGV für 2008 von 18 bewertet. Damit ist der Fonds genauso teuer wie der Markt.

Die maximale Verwaltungsgebühr liegt bei 2,5% pro Jahr. Der Fonds ist damit recht teuer. Insgesamt fuhren Anleger mit der Euro abgesicherten Tranche besser als mit der nicht abgesicherten. Dafür sind Währungsschwankungen verantwortlich und nicht das Management. Trotzdem schlägt auch die nicht gesicherte Tranche des Fonds seine Kategorie und den Index über fünf Jahre.

Callander Japan New Growth

Der Fonds ist ein in Wachstumsaktien investierender Fonds. Er wurde erstmals im Sommer 1999 aufgelegt. Eine auf Euro abgesicherte Tranche ist seit 2004 erhältlich. Ähnlich wie beim Vitruvius Fonds wird auch für diesen Fonds kein einfacher „Single Investment Style“, wie Value oder Growth, angewendet. Der Top-Down Ansatz ist für das Fondsmanagement deshalb so wichtig, weil die Ineffizienzen im japanischen Aktienmarkt struktureller Natur sind. Die Auswirkungen des strukturellen Reformprozess der Volkswirtschaft für den Aktienmarkt lassen sich demnach am besten durch den Top-Down Ansatz herausarbeiten. Die Fundamental-Analyse der einzelnen Aktien runden den Investmentstrategie ab.

Der Fonds kann auf eine Rendite von 11% pro Jahr in den letzten drei Jahren zurückblicken. Allerdings hat er 2006 und 2007 eine negative Rendite verbuchen müssen, die aber noch besser war als die der Markt hergab. Die in Euro abgesicherte Tranche lieferte in den vergangenen zwei Jahren ein deutlich besseres Ergebnis als die Vergleichskategorie oder der Index. Aber auch die nicht abgesicherte Tranche weist speziell über fünf Jahre eine beeindruckende Rendite von 15% pro Jahr.

Das Portfolio umfasst um die 80 Aktien. Zu den Top 10 Holdings gehören altbekannte Technologieunternehmen wie Toshiba (3,5%), Sharp (2,8%), Sony (2,2%) oder Nintendeo (2%). Es werden mehrheitlich Standardwerte und MidCaps ins Portfolio gekauft. In den vergangenen zwei Jahren war der Fonds in Industriematerialen übergewichtet und in Finanzaktien untergewichtet. Das Management plant Positionen im Bankenbereich aufzubauen, wobei auf kleine und regionale Banken gesetzt wird und die Großbanken weiter reduziert werden. Zusätzlich werden Aktien gemieden, die von der Nachfrage aus den BRIC-Ländern abhängen, weil das Management nicht von einem Decoupling-Szenario ausgeht. Das Portfolio weist für 2008 ein durchschnittliches KGV von 16 aus und ist damit etwas günstiger als der breite japanische Aktienmarkt.

Die maximale Verwaltungsgebühr beträgt 2%. Der Fonds ist damit etwas preiswerter als der Vitruvius-Fonds. Die Investmentstrategie ist im speziellen Fall Japan einleuchtend. Für Anleger die mit stärkeren Kursschwankungen leben können, mag der Fonds eine Alternative sein.

Aberdeen Global Japan Smaller Companies

Der Fonds ist mit seiner 24-jährigen Kurshistorie ein Dinosaurier unter den in Deutschland zugelassen Japan-Fonds. Obwohl der breite japanische Aktienmarkt seinen Anlegern in den letzten 10 Jahren mit –0,2% pro Jahr einen unerfreulichen Verlust bescherte, steigerte der Fonds seinen Wert um durchschnittlich 11% pro Jahr. Seit Auflage des Fonds schnitt der Fonds mit 10% pro Jahr 6 Prozentpunkte besser ab als die Vergleichskategorie.

Als der breite japanische Markt Anfang der 90er Jahre einbrach, erzielte der Fonds noch ansehnliche positive Renditen. Besonders in steigenden Märkten vermochte das Management den Markt zu schlagen. Im Boomjahr `99 und auch in den Jahren 2003 bis 2005 wurden die Renditen eingefahren, wovon die annualisierte Performance noch zehrt. Grundsätzlich werden mittelgroße bis kleine japanische Unternehmen, die nach Marktkapitalisierung zu den unteren 20% der an der Tokioter Börse notierten Unternehmen gehören, ins Portfolio gekauft. Das Portfolio ist vergleichweise stark konzentriert, da die 10 größten Positionen 42% repräsentieren und sich nur insgesamt 35 Positionen im Portfolio befinden. Die größte Position ist Mandom Cooperation mit 5% Gewicht im Fonds. Das Unternehmen ist einer der führenden japanischen Kosmetikartikel-Produzenten, der auch in anderen asiatischen Märkten aktiv ist.

In den Sektoren Telekommunikation und Versorger ist der Fonds im Vergleich zum Kategoriedurchschnitt übergewichtet. Der Sektor Industriematerialien hat mit 26% das größte Gewicht im Portfolio und ist im Vergleich zum MSCI Smaller Japan (29%) und der Kategorie (33%) untergewichtet. In Finanztitel ist er verhältnismäßig gut vertreten. Die im Portfolio enthaltenen Unternehmen werden mit einem durchschnittlichen KGV von 14 bewertet. Damit spiegelt er den niedriger bewerteten Nebenwertebereich wider. In der Morningstar-Stylebox ist der Fonds im Bereich Blend zu finden.

Ein einzelner Länderfonds, der zudem noch in Nebenwerte investiert, ist volatil. Das Risiko über drei Jahre von 22% verdeutlicht dies gegenüber der Benchmark (15%) und dem Kategoriedurchschnitt (19%).

Schwache Nerven wird dieser Fonds strapazieren und ist daher eher als Beimischung in einem global diversifizierten Portfolio für erfahrene Anleger mit langem Atem geeignet. Die maximale Verwaltungsgebühr von jährlich 1,5% hält sich für diesen speziellen Investmentansatz in Grenzen.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Vitruvius Japanese Equity B EUR323.40 EUR0.80
Vitruvius Japanese Equity B JPY24’723.57 JPY0.43Rating

Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar