Der indische Markt gilt mit einem KGV von über 25 als ambitioniert bewertet. Zum Vergleich: der deutsche Markt hat derzeit e
in KGV von 13, das des französischen beträgt 14. Das hohe KGV resultiert aus den hohen Wachstumserwartungen der Unternehmensgewinne.
Indien hat allerdings nicht nur seine positiven Seiten. Heruntergekommene Straßen, ein marodes Schienennetz und große Unterkapazitäten an den internationalen Flug- und Seehäfen sind der Flaschenhals der Volkswirtschaft. Das Entladen einer Frachtmaschine auf dem Flughafen von Neu Delhi dauert im Schnitt 15 Tage (zum Vergleich: der internationale Durchschnitt beträgt 12 Stunden). 60 % der indischen Firmen besitzen eigene Generatoren, da es ständig zu Stromausfällen kommt. Laut der zuständigen Behörden müsste Indien in den kommenden 10 Jahren ungefähr 1400 Milliarden Euro in Infrastrukturobjekte investieren. Als Lösung sollen private ausländische Beteiligungen (Private Public Partnerships) angestrebt werden. Die Umsetzung läuft allerdings schleppend, da ausländische Investitionen noch sehr stark von der indischen Regierung reglementiert werden.
Komplizierte Vorschriften für ausländische Anleger
Ein ausländischer Investor hat zwei Möglichkeiten, um sich in Indien zu engagieren: entweder er lässt sich in einem aufwendigen Prozess als Foreign Institutional Investor (FII) registrieren oder er kauft sich mittels Participation Notes (P-Notes) ein. Registrierte FIIs dürfen insgesamt nicht mehr als 24 % der Anteile an einem indischen Unternehmen halten. Diese Grenze kann bis auf 49 % ausgeweitet werden. Ein einzelner ausländischer Investor kann nicht mehr als 10 % erwerben. P-Notes sind Derivate auf Finanztitel, die entweder von registrierten FIIs oder von indischen Brokern ausgegeben werden. Diesen Weg nutzen vor allem Hedgefonds, um sich nicht namentlich registrieren lassen zu müssen. Indien plant jedoch, diese Möglichkeit deutlich einzuschränken. Das löste am 16. Oktober einen Einbruch des Leitindexes um 5 % aus. Anleger befürchten, dass dadurch Liquidität in hohem Maße aus dem indischen Markt abgezogen wird. Außerdem sollen keine P-Notes auf Optionen und Futures mehr ausgegeben werden. Bestehende Positionen sollen innerhalb von 18 Monaten aufgelöst werden. Investmentfonds internationaler Herkunft müssen auch als FII registriert sein oder P-Notes erwerben.
India via Indienfonds
Indien-Fonds sollten ein höheres Risiko aufweisen als europäische Blue-Chip-Portfolios. Anleger kaufen hier einen Single-Country-Fonds, der zudem ein Schwellenland abbildet. Alternativen dazu sind Emerging Market Fonds, Südostasienfonds oder BRIC Fonds. All diese Regionen- und Themenfonds enthalten indische Aktien. Der Vorteil: Man ist breiter diversifiziert und nicht von einem Land abhängig.
Die meisten Indien-Fonds schaffen es nicht, den MSCI India auf langer Sicht zu schlagen. Wer dennoch einen reinen Indien-Fonds in Betracht ziehen möchte, hat die Auswahl zwischen einem ETF und zahlreichen aktiv verwalteten Fonds.
Der ETF und die Struktur des indischen Aktienmarktes
Der Lyxor ETF MSCI India ist ein ETF auf den indischen Aktienmarkt, der zur Hälfte aus Industriewerten besteht. Mit 16 % ist Reliance Industries Ltd. mit Abstand der größte Wert. Infosys Technologies und die ICICI Bank (jeweils 9 %) sind weitere Schwergewichte im Index. Der Dienstleistungssektor ist mit 33 %, die Informations- und Technologiebranche mit 17 % im Portfolio vertreten. In den vergangenen drei Jahren konnte der MSCI India eine jährliche Performance von 49 % erzielen. 2005 waren es allein 59 %, 2006 immerhin 35 %. Der ausgabeaufschlagsfreie Lyxor ETF MSCI India bietet mit einer Verwaltungsgebühr von 0,85 % eine günstige Anlagemöglichkeit.
HSBC GIF Indian Equity Fund
Ein Haus mit einem traditionell langen Engagement in Indien ist die HSBC. Der HSBC GIF Indian Equity wird seit seiner Auflage 1996 von Fondsmanager Sanjiv Duggal gemanagt. Mit einem Fondsvolumen von 7 Milliarden Euro ist er ein Schwergewicht am indischen Aktienmarkt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fonds investiert das Team vorwiegend in Industrietitel (56 % des Fondsvolumens) und setzt dabei auf das große Wachstumspotential der noch unterentwickelten indischen Industrie. Vor allem Industriematerialen machen mit 32 % den Löwenanteil aus. Dagegen sind der Informations- und der Dienstleistungssektor gegenüber dem MSCI India untergewichtet. Der Fonds ist mit 154 Titeln breit gestreut. Zu den Top-Werten zählen Stahl- und Energietitel wie Jinda Steel & Power Ltd. (9 %), Wipro Ltd. (5 %) und Cairn Energy (4 %). In den vergangenen drei Jahren konnte der HSBC Indian GIF Equity eine jährliche Rendite von 45 % erzielen. Zwar liegt er damit um fast 4 % unter der Wertentwicklung des MSCI India, jedoch war er um 2 % besser als die Fonds seiner Vergleichskategorie. Für das laufende Jahr beträgt die Rendite 36 %. Der maximale Ausgabeaufschlag für diesen Fonds beläuft sich auf 5,54 %, die Managementgebühr 1,5 % pro Jahr. Für das Jahr 2006 ergab sich eine TER von 1,9 %.
DWS India Fund
Der Amerikaner Robert Kalin managt seit 2003 den DWS India Fund aktiv. Auch dieser Fonds schaffte es in den vergangenen Jahren nicht den MSCI India zu schlagen. Im Drei-Jahresvergleich hinkte er seiner Benchmark um 5 % hinterher. Die Fonds seiner Vergleichskategorie konnte er jedoch im selben Zeitraum um 1 % schlagen und zählt somit zu den besseren Indien-Fonds. Im laufenden Jahr konnte der Fonds mit einer Wertentwicklung von 37 % seinen Index nicht schlagen. Dieser war um fast 4 % besser. Der DWS India fokussiert sich ebenfalls auf Industriewerte. Jedoch sind diese mit 41 % im Vergleich zum MSCI India (49 %) untergewichtet. Dienstleistungstitel sind neutral gewichtet. Übergewichtet sind Anteile von Unternehmen aus dem Informations- und Telekommunikationssektor. Mit 77 Werten im Portfolio ist der DWS India nicht so stark diversifiziert wie der HSBC GIF India. 55 % des Portfolios machen die Top 10 Holdings aus, was der Gewichtung der Top-10-Werte des MSCI India etwa entspricht (51 %). Die Schwergewichte im Portfolio sind mit fast 10 % Reliance Industries Ltd. , mit 7 % Infosys Technologies Ltd. und mit 6 % Anteile der ICICI Bank. Mit einem Ausgabeaufschlag von 5 % liegt der Fonds im mittleren Bereich. Jedoch werden pro Jahr 2 % Managementgebühren dem Fondsvolumen angerechnet. Die TER betrug im Jahr 2006 2,06 %.