Russland: Rohstoffe und was noch?

Weder in der Politik noch am Aktienmarkt kommt man an den Schwergewichten vorbei. Die Sberbank, Lukoil und Gazprom bestimmen die Richtung.

Simon Nöth 29.11.2007
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Wer seit Putins Amtsantritt im März 2000 einen Teil seines Geldes in Russlandfonds investierte, kann im Durchschnitt auf eine kumulierte Gesamtrendite von 560% in Euro zurück blicken. Fonds mit dem Anlageschwerpunkt Schwellenländer lieferten im selben Zeitraum eine kumulierte Gesamtrendite von 70%. Das durchschnittliche Wachstum der von Staatsmonopolisten geprägten russischen Wirtschaft betrug in den vergangenen 5 Jahren durchschnittlich 7% pro Jahr. Der Economist prognostiziert für die kommenden 5 Jahre ein durchschnittliches Wachstum von 5% pro Jahr. Russland ist ein Schwellenland, in dem die politische Situation das Wirtschaftsleben maßgeblich beeinflussen kann. Die Zerschlagung von Yukos, dessen Filetstück das sich mehrheitlich in Staatshand befindende Unternehmen Rosneft einheimste, i

st ein bekanntes Beispiel. Der gegenwärtig größte Unsicherheitsfaktor für internationale Anleger ist die politische Entwicklung Russlands. Wird Vladimir Putin nach den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2008 weiterhin die politischen Geschicke des Landes (mit)bestimmen oder wird es einen anderen starken Mann geben.

Besonderheiten des russischen Aktienmarktes

Die Krux am russischen DAX ist, dass die zehn größten Unternehmen im RTS eine Gewichtung von 80% im Index haben. Die drei größten Unternehmen sind jeweils mit 15% gewichtet, so dass Gazprom, Lukoil und die Sberbank 45% des Indexes ausmachen. Die Konzentration auf die zehn größten Unternehmen ist im MSCI Russia mit 86% sogar noch größer. Die Fondsmanager kommen daher an den Schwergewichten nicht vorbei. Den Löwenanteil am Export haben mit 70% Öl- und Gasunternehmen, so dass eine Abhängigkeit von der Weltwirtschaft besteht. Die hohe Gewichtung der drei Big-Player ist ihrem für russische Verhältnisse hohen Streubesitz von 47% zu verdanken. Als Vergleich: Für die Aufnahme im amerikanischen S&P 500 wird ein minimaler Streubesitz von 50% vorausgesetzt.

Im Schnitt machen die 10 größten Positionen von Russlandfonds mehr als die Hälfte aller Investments aus. Die Konzentration auf den Energiesektor ist mit 35% im Vergleich zu 58% im MSCI Russia viel geringer. Die Fonds sind demnach besser diversifiziert als der nach Marktkapitalisierung gewichtete Index. Diese Charakteristika werden bei der Betrachtung der Rendite und des Risikos deutlich. Als im Zuge der US-Subprime-Krise weltweit Kursrückgänge zu verzeichnen waren, haben die Russlandfonds in der ersten Phase von Mitte Juli bis August 2007 im Durchschnitt 7% verloren. Der MSCI Russia und der RTS haben beide 11% verloren. Die danach einsetzende Aufwärtsbewegung haben die Russlandfonds (8%) weniger stark mitgemacht als die beiden Indizes (12%).

Der Weg an den russischen Aktienmarkt über Fonds

Durch die Konzentration auf wenige Standardwerte, scheinen die Verwaltungsgebühren von durchschnittlich 2% der Russlandfonds sehr hoch. Privatanleger können über den Lyxor ETF Russia in russischen Blue Chips investieren, der die 10 größten Standardwerte abbildet und eine Verwaltungsgebühr von 0,65% pro Jahr kostet. Im Folgenden werden drei Aktienfonds mit dem Länderfokus Russland vorgestellt, die sich bei der Sektoraufteilung und bei der Aktienauswahl ähneln. Aber Vorsicht, eine Fokussierung auf nur ein Schwellenland, dessen Bedeutung von den Gas- und Ölvorkommen abhängt, ist grundsätzlich risikoreich.

DWS Russia Fonds

Der DWS Russia wird seit Jahresanfang von Odeniyaz Dzhaparov gemanagt. Seitdem hat der Fonds 10% an Wert gewonnen und liegt 1% über seiner Vergleichskategorie. In den vergangenen 3 Jahren hat der Fonds eine Rendite von 40% pro Jahr zu verbuchen. Die Vergleichskategorie lieferte in dem Zeitraum die gleiche Rendite. Derzeit befinden sich 69 Aktien im Portfolio, von denen die Mehrheit zu den mittelgroßen und zu den Standardwerten zählt. Das Fondsvolumen beträgt 900 Mio. Euro. Der Energiesektor ist mit 40% vertreten und damit zur eigenen Benchmark (MSCI Russia 10/40) und zur Vergleichskategorie übergewichtet. Die Industriematerialien sind mit 23% zur Benchmark mit 25% und zur Vergleichskategorie mit 20% in etwa gleich gewichtet. Das trifft auch auf die Finanz- und Telekomwerte mit 12% bzw. 17% zu. Der größte Wert im Portfolio ist die Sberbank mit 8%, gefolgt von Gazprom mit 7% und Norilsk Nickel mit 7%. Insgesamt ist die Konzentration auf die zehn größten Positionen im Portfolio mit 50% geringer als in der Benchmark und in der Vergleichskategorie. Der im Fondsprospekt angegebene „Bottum Up“ Ansatz sieht eher wie eine „Top-Down“ Wette aus, da die Energie- und Rohstoffwerte zusammen ein Gewicht von 60% haben. Der Ausgabeaufschlag beträgt 5%, während die jährlichen Verwaltungskosten in Höhe von 2% veranlagt werden. Für 2006 betrug die TER 2,04%.

Pioneer Investment Austria Russia Stock

Der Fonds wurde im November 2002 aufgelegt. Die durchschnittliche Rendite über 5 Jahre gleicht seiner Vergleichskategorie und ist 4 Prozentpunkte besser als die Benchmark (MSCI Russia). Über einen Betrachtungszeitraum von 3 Jahren kann der Fonds sowohl seine Vergleichskategorie als auch die Benchmark schlagen. Seit Jahresanfang weist er eine Rendite von 17% auf Eurobasis aus und befindet sich damit im oberen Zehntel seiner Vergleichskategorie. Es befinden sich 42 Titel im Portfolio, die überwiegend als russische Blue Chips einzustufen sind. Das Fondsvolumen wird auf 55 Mio. Euro beziffert. Die größten Positionen sind die großen russischen Öl- und Gasunternehmen wie Lukoil mit 9% und Gazprom mit 9%, sowie die Sberbank mit 8%. Die Energiewerte sind im Portfolio mit 24%, der Finanzsektor mit 14%, der Telekomsektor mit 30% und die Rohstoffe mit 24% vertreten. Im Vergleich zur Benchmark und zur Vergleichskategorie ist der Energiesektor unterrepräsentiert, dagegen sind Telekommunikationsunternehmen deutlich übergewichtet. Trotz der geringeren Anzahl von Werten im Portfolio ist der Fonds hinsichtlich der Branchenaufteilung besser diversifiziert als der Vergleichindex. Der Ausgabeaufschlag ist mit 5% angegeben. Die TER betrug für 2006 2,23%.

Clariden Leu Russia Equity Fonds

Der Fonds von Clariden Leu wurde im Oktober 1994 aufgelegt und kann auf eine längere Kurshistorie zurück blicken. Der Fonds unterliegt nicht dem deutschen Investmentfondsgesetz und ist hier nicht zum Vertrieb zugelassen. Er ist ein „Private Placement“ und nur durch direkte Anfrage an das jeweilige Finanzinstitut erhältlich. Seit dem Herbst 2004 ist Zina G. Psiola die Fondsmanagerin. Im Portfolio befinden sich 67 Titel, von denen die Mehrheit russische Blue Chips sind. Dazu gesellen sich auch einige Nebenwerte. Das Fondsvolumen beträgt 525 Mio. Euro. Die größte Position ist die Sberbank mit 15%, gefolgt von Norilsk Nickel mit 10%. In den vergangenen 3 Jahren hat der Fonds seinen Vergleichindex und seine Vergleichskategorie um 8- bzw. 6 Prozentpunkte geschlagen. Auf 5 Jahre sieht das Ergebnis im Vergleich zu seiner Kategorie und Benchmark ähnlich positiv aus. In der Sektorgewichtung ist der Fonds im Energiebereich und bei den Industriematerialien mit 30% bzw. 17% untergewichtet. Dafür ist er deutlich in den Finanzwerten 17% übergewichtet. Im ersten Halbjahr 2007 kam der Renditezuwachs zu einem Großteil von den Blue Chips. Der Fonds gehört im 3- und 5-Jahres Zeitraum zum oberen Zehntel seiner Vergleichskategorie. Im laufenden Jahr kann er auf einen Kursgewinn von 14% in Euro zurück blicken. Der maximale Ausgabeaufschlag beträgt 5%. Für das letzte Geschäftsjahr wurde eine TER von 2,46% ausgewiesen.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
DWS Russia LC EUR Acc68.04 EUR-40.00

Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar