Bereits 1983 vergab die vom Friedensnobelpreisträger Mohammad Yunus gegründete G
rameen-Bank in Bangladesh als erste Kleinstkredite von lediglich 20 Dollar an Bedürftige. Die Idee ging auf und überzeugte durch eine Rückzahlungsquote von 98%.
Allerdings hat sich die Idee der Mikrofinanzierung, die ursprünglich von dem Gedanken der Entwicklungshilfe getrieben war, im Laufe der Zeit verändert. Viele Mikrofinanzinstitutionen streben nachhaltige Kostendeckung oder gar eine positive Rendite an. Gerade institutionelle Investoren sehen darin eine Möglichkeit, wirtschaftliche Entwicklungsarbeit mit kommerziellen Gewinnerzielungsabsichten zu kombinieren. Die Kommerzialisierung durch Anbindung an die regionalen oder auch internationalen Finanzmärkte ermöglicht somit den Mikrofinanzinstituten eine finanzielle Unabhängigkeit.
Grenzen der Mikrofinanzierung
Nichtsdestotrotz müssen auch Kleinstkredite an die MFI zurückbezahlt werden. Auch wenn Studien belegen, dass die Rückzahlungsquoten sehr hoch ausfallen, stellt sich die Frage nach den verlangten Zinsen. Im Sinne der Kostendeckung kommerzieller MFI fallen nicht selten Zinsen in Höhe von 3% pro Monat für die ausgegebenen Kredite an. Für viele Kreditnehmer besteht hierin die Gefahr einer Überschuldung. Insbesondere wenn die Kreditvergabe nicht um eine zusätzliche Sparmöglichkeit ergänzt wird oder wenn keine weitere Unterstützung des Kreditnehmers erfolgt.
Viele kommerzielle MFI setzen außerdem einen gewissen Grad an Selbstständigkeit der Kreditnehmer voraus, auch wenn zunächst keine Kreditsicherheiten nachgewiesen werden müssen. Die Kredite erreichen somit selten die Ärmsten der Armen. Für die ärmsten Bevölkerungsschichten besteht trotz Mikrofinanzierung weiterer Bedarf nach Entwicklungshilfe. Aber auch Bereiche wie Bildung, Gesundheit und Infrastruktur werden durch Mikrofinanzprojekte nicht berührt. Hierbei bedarf es der Hilfe anderer Organisationen, die keine kommerziellen Absichten verfolgen.
Worin investieren Mikrofinanz-Fonds?
Die Finanzierung von Entwicklungsarbeit und von Mikrofinanzinstituten erfolgt meistens durch Mittel öffentlicher Geber und supranationaler Organisationen. Seit geraumer Zeit existieren nun auch Fonds, die in Entwicklungshilfe investieren, indem sie lokale Banken und Mikrofinanzinstitute refinanzieren.
Diese Fonds können mit den Geldern, die sie einsammeln, Darlehen an Mikrofinanzinstitute vergeben oder investieren indirekt über so genannte CDOs. Generell handelt es sich bei CDOs („Collaterized Debt Obligations“) um strukturierte Kreditprodukte. Dabei erwerben Investmentbanken Darlehen von anderen Banken, bündeln diese, unterteilen sie in Risikotranchen und nutzen sie als Sicherheit bei der Emission von Wertpapieren. Investoren können je nach Risikograd Titel aus verschiedenen Tranchen erwerben. Im Gegenzug fließen Zinszahlungen und Tilgungen aus diesen Darlehen an die Investoren
Im vorliegenden Fall sind es Mikrokredite, die in CDOs zu Paketen gebündelt und verbrieft werden. Hintergrund: Viele MFI sind zu klein, um an den Kapitalmärkten eigene Schuldtitel zu platzieren. CDOs bilden hier die Brücke zu den Finanzmärkten.
Ausgangspunkt für die Darlehensvergabe ist die Analyse der Mikrofinanzinstitute. Dabei geht es beispielsweise um die Bilanzstärke, die Kreditvergabepolitik oder die Schätzung des Ausfallrisikos.
Mikrofinanz-Fonds für Privatanleger
Für deutsche Privatanleger bietet sich derzeit nur über zwei Fonds die Möglichkeit, in Mikrofinanzprojekte zu investieren. Diese sind allerdings nur auf Nachfrage erhältlich. Trotz Fokus auf Kleinstkredite müssen Anleger eine recht hohe Mindestanlagesumme beachten.
Einer davon ist der Dexia Micro Credit Fund. Dieser Fonds verwaltet ein Vermögen von rund 162 Millionen USD. Das Fondsmanagement wird in Kooperation mit dem Schweizer Unternehmen BlueOrchard Finance geleitet, das auf die Verwaltung von Mikrofinanzprodukten spezialisiert ist. Der Fonds investiert in mehr als 25 Entwicklungsländer und mehr als 60 Finanzinstitutionen. Davon wird das meiste Geld in Osteuropa und Zentralasien mit knapp 23% investiert, jeweils 17% gehen in südafrikanische und lateinamerikanische Länder. Mehr als eine Million Kleinkreditnehmer werden dabei erreicht. Die Zielrendite beträgt 6-Monats-Libor USD (aktuell bei 5,37%) plus 1% bis 2%. Innerhalb eines Jahres erzielte der Fonds eine Rendite von 4,36%. Im Vergleich dazu erzielten Rentenfonds der Morningstar Kategorie Anleihen Schwellenländer durchschnittlich eine Jahresperformance von rund 6%. Die laufenden Verwaltungsgebühren liegen bei 2,5% pro Jahr. Zudem müssen die Kosten der Währungsabsicherung (etwa in Höhe der Zinsdifferenz zwischen dem Dollar- und Euro-Raum) berücksichtigt werden. Der Mindestanlagebetrag beläuft sich auf 10.000 Euro.
Beim Dual Return Fund handelt es sich ebenfalls um einen auf Mikrofinanzierung spezialisierten Fonds. Als Berater fungiert die in Genf ansässige Symbiotics, die Mikrofinanzinstitute analysiert und Anlagemöglichkeiten identifizieren soll. Mit einem Fondsvolumen von 33,2 Millionen Euro investiert dieser Fonds in Lateinamerika (38,1%), Asien (19,7%) und Osteuropa (13,8%). Das Portfolio hält derzeit einen Cashbestand von über 28%, da Zuflüsse noch nicht investiert werden konnten. Generell hält der Fonds etwa 10% Kasse zur Liquiditätssteuerung. Das Renditeziel beträgt Geldmarkt + 2%. Auch hier werden Währungsrisiken für Euroanleger durch Absicherung ausgeschaltet. Fondsanteile sind einmal im Monat handelbar.
Das Mindestanlagevolumen beläuft sich auf 20.000 Euro. Außerdem fallen neben dem Ausgabeaufschlag von 3% jährliche Verwaltungs- und Vertriebsgebühren an, die zusammen eine Gesamtkostenquote von 3% ergeben.
Risiken und Nutzen
Die Risiken eines Mikrofinanz-Fonds hängen insbesondere von der richtigen Auswahl der Mikrofinanz-Institute ab. Denn diese entscheiden letztendlich, an wen die Darlehen vergeben werden und sorgen dafür, dass die Rückzahlungsquoten durch Überprüfung der Kreditnehmer hoch sind. Allerdings erweist sich die Auswahl solcher Institutionen als schwierig, da oftmals hinreichende Beurteilungskriterien fehlen. Zwar vergeben mittlerweile Ratingagenturen, wie Moody’s, S&P und Fitch, an einige der größten MFI ein Kreditrating, doch Tausende bleiben nach wie vor unberücksichtigt.
Dennoch gelten Mikrofinanz-Fonds aufgrund hoher Rückzahlungsquoten der Kreditnehmer in der Vergangenheit von über 98% als sichere Anlage. In der Regel weisen sie durch eine breite Streuung über mehrere Länder und Branchen auch eine relativ geringe Volatilität auf. Allerdings dürfen Risiken ausgehend von geopolitischen Krisen, die in diesen Regionen auftreten können, nicht vernachlässigt werden. Sie können im schlimmsten Fall die Existenzgrundlage der Kreditnehmer zerstören und eine Rückzahlung des Kredits unmöglich machen.
Mikrofinanz-Fonds können sich durchaus als Beimischung im Portfolio eignen. Durch geringe Korrelationen zu anderen Anlageklassen tragen sie zur Diversifizierung des Portfolios bei. Zu beachten ist, dass es sich bei diesen Fonds um Langzeitinvestments handelt. Sie zeichnen sich durch eine geringe Liquidität aus und können oft nur innerhalb eines Monats oder Quartals wieder verkauft werden. Auch werden die erwarteten Zielrenditen weniger diejenigen Anleger ansprechen, die in erster Linie am finanziellen Ertrag interessiert sind, zumal sie mit relativ hohen Gebühren befrachtet sind.
Mikrofinanzfonds sind Teil der zunehmend beliebter werdenden Investments mit Nachhaltigkeitscharakter. Damit soll Anlegern ermöglicht werden, neben der Renditeerzielung zusätzlich auch einen sozialen Mehrwert zu generieren, indem ein Beitrag zur Entwicklungshilfe geleistet wird.
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