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Daher verwenden die Händler einer Fondsgesellschaft viel Mühe darauf, ihre Spuren zu verwischen. Sie platzieren Aufträge bei mehreren Brokern, um den Umfang ihrer Trades zu verbergen. Sie bedienen sich elektronischer Plattformen, wo Transaktionen anonym durchgeführt werden können. Darüber hinaus beobachten sie die Reaktion des Marktes auf ihre Transaktionen, um in Zukunft Broker umgehen zu können, bei denen sie den Verdacht haben, dass Informationen durchsickern.
Front Running verschärft natürlich die Kursbewegungen, die durch große Käufe und Verkäufe ausgelöst werden. Allerdings ist es schwer zu beweisen. Die US-Börsenaufsicht SEC muss nicht nur verdächtige Kursbewegungen identifizieren, sondern auch beweisen, dass jemand, der von größeren Aufträgen Kenntnis hatte, andere Personen darüber informiert hat und diese wiederum auf diese Nachricht hin gehandelt haben. Nach Berichten der New York Times untersucht die SEC auch den Vorwurf, dass „vorgewarnte“ Hedgefonds ihre Aufträge dann bei einem anderen Broker ausführen ließen, um keinen Verdacht auf Insiderhandel zu erregen.
In den vergangenen Jahren haben Hedgefonds die traditionellen Fondshäuser als die größten Kunden bei den Brokern verdrängt. Dies verwundert nicht, haben sie doch in Anzahl und Volumen ein starkes Wachstum erlebt und handeln häufiger als klassische Fonds. Daher liegt es nahe, dass es Fälle von Front Running gegeben hat. Jedoch sind Investmentfonds weiter wertvolle Kunden vieler Broker. Während sich ein Regelverstoß für manchen Broker auszahlen kann, dürften wenige Häuser ihr Geschäft damit aufs Spiel setzen wollen, dass sie einige ihrer besten Kunden zu kurz kommen lassen.
Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, die an den Handelstischen von Fondsgesellschaften arbeiten und sich sicher sind, dass entsprechende Informationen hin und wieder durchgesickert sind. Allerdings muss die SEC-Untersuchung erst zeigen, ob und in welchem Umfang dies tatsächlich der Fall war. Die Fondsbranche dürfte im Gegensatz zu den vor einigen Jahren erfolgten Untersuchungen im Zusammenhang mit Market Timing und Late Trading diesmal eindeutig auf Seiten der Ermittler stehen. Denn sie zählt zusammen mit den Fondsanlegern zum Kreis der Geschädigten, während sich die Vorwürfe an große Wall Street Firmen richten. Zumal klassische Investmentfonds in den letzten Jahren zunehmend von Seiten der Hedgefonds unter Druck standen, die für sich reklamierten, die besseren risikoadjustierten Renditen zu liefern.
Für Anleger ist gut zu wissen, dass die Aufmerksamkeit, die nun dem Thema gewidmet wird, die Sicherheitsvorkehrungen gegen das Front Running erhöhen dürfte. Nachdem sich nun die Aufsichtsbehörde damit befasst, dürften die Compliance-Regeln der großen Brokerhäuser verschärft werden und viele werden es sich dann vielleicht zweimal überlegen, ob sie Insiderinformationen weitergeben. So könnte sich die SEC-Untersuchung für Fondssparer noch als Segen erweisen.
(Russel Kinnel ist Director of Fund Research bei Morningstar in den USA.)