Ich habe einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund. Im Team haben wir zudem einen Mediziner, der mich bei der Analyse klinischer Daten unterstützt. Er legt den Schwerpunkt auf die Krebsforschung, was angesichts der großen Anzahl an Unternehmen, die in diesem Gebiet tätig sind, sehr hilfreich ist. Daneben habe ich zwei weitere Co-Manager, die auf Pharma und Medizintechnik spezialisiert sind. Ich bin für die Aktienauswahl im Biotechbereich zuständig.
Wenn Sie Biotechunternehmen analysieren, worauf ach
ten Sie da?
Ich lege besonderen Wert auf günstige Bewertungen und ein attraktives Gewinnwachstumspotential. Anleger neigen dazu, sich mitreißen zu lassen und für manche Wirkstoffe gegen Krebs oder Übergewicht zu viel zu bezahlen. Der Bedarf ist in diesen Bereichen hoch und das Einnahmenpotential gewaltig, falls ein Medikament sich als wirkungsvoll erweist. Man sollte aber daran denken, dass es durch das Auftreten von Nebenwirkungen bereits zu vielen Fehlschlägen gekommen ist.
Wie ist das Verhältnis im Portfolio zwischen etablierten, profitablen Unternehmen im Vergleich zu Biotechfirmen, deren Produkte sich noch in früheren Stadien der klinischen Entwicklung befinden?
Normalerweise hält der Fonds hauptsächlich reife Unternehmen, die bereits Gewinn erwirtschaften und über eine breite Produktpipeline verfügen. Eine Ausnahme sind Marktphasen, in denen ich eine deutliche Biotechrallye erwarte. In diesem Fall erhöhe ich den Anteil von Unternehmen, deren Wirkstoffe die Marktreife noch nicht erreicht haben, da sie von Aufwärtstrends besonders stark profitieren sollten. Momentan machen sich Anleger Sorgen, dass Unternehmen, die knapp bei Kasse sind, bei anhaltend schwachen Märkten Probleme bekommen werden, sich zu vernünftigen Konditionen zu refinanzieren. Unternehmen mit Liquiditätsengpässen haben daher deutliche Kurskorrekturen erlebt. Reifere Unternehmen wie Amgen, Genzyme oder Genentech generieren hohe Cashflows und sind mit diesen Problemen nicht konfrontiert. Daher halten sie sich im derzeitigen Marktumfeld besser.
Investieren Sie auch in anderen Bereichen des Gesundheitssektors?
Es ist etwas schwierig zu sagen, was Biotechnologie ist und was nicht. Im weitesten Sinne sind damit große, profitable Unternehmen gemeint, die Wirkstoffe entwickeln und vertreiben, die auf biotechnologischen Verfahren beruhen (z.B. Proteine und Peptide). Ein Beispiel wäre Genzyme. Daneben gibt es Ausrüster, die die Technik anbieten, die in der pharmazeutischen Forschung eingesetzt wird. Dazu gehört u.a. Qiagen. Hinzukommen unprofitable Firmen, die noch nicht über ein marktreifes Produkt verfügen, z.B. Pharmacopeia. Schließlich fallen darunter auch Unternehmen, die vor kurzem die Gewinnschwelle erreicht haben, aber davor so viele Jahre Geld verloren, dass Anleger sie immer noch als Biotech ansehen. Hier lässt sich Sepracor nennen.
Das Portfolio ist relativ konzentriert. Wie gehen Sie mit den daraus entstehenden Risiken um?
Ich halte es nicht für sehr konzentriert. Das zusätzliche Diversifikationspotential sinkt deutlich, wenn ein Fonds aus mehr als 20 Einzeltiteln besteht. Im SEB Concept Biotechnology sind es fast 30 Werte. Der Fonds unterliegt zudem gewissen Beschränkungen, was die Gewichtung von Einzeltiteln angeht. Diese darf für einzelne Unternehmen nicht über 10% betragen. Werte mit einer Gewichtung über 5% dürfen insgesamt nicht mehr als 40% des Fondsvermögens ausmachen.
Ihr Fonds ist stärker in schwedischen Biotechfirmen investiert als Konkurrenzprodukte. Ist hier „Heimatliebe“ im Spiel?
Nein, ich investiere nicht in gute Freunde, sondern nur in gute Unternehmen. Für den hohen Schwedenanteil gibt es zwei mögliche Erklärungen. Zum einen ist Schweden im Bereich Biotech sehr stark vertreten. Wahrscheinlich liegt das daran, dass Astra-Zeneca und Pharmacia immer viele hervorragende einheimische Wissenschaftler unterstützt haben. Zweitens sind Anlagen in kleinere Werte eine gute Performancequelle. Solche Small Caps sind häufig lokal orientiert. Daher treffe ich eher mit schwedischen Small Caps zusammen als etwa mit asiatischen oder lateinamerikanischen.
Die Krebsforschung ist einer der Brennpunkte der Biotechbranche. Welche wichtigen Entwicklungen gab es auf der diesjährigen ASCO-Konferenz, der weltweit größten Konferenz zu diesem Thema, auf der zahlreiche Branchenvertreter ihre Studienergebnisse präsentieren?
Avastin von Genentech sieht weiterhin sehr viel versprechend aus, wovon Roche und Genentech profitieren sollten, da sie nach neuen Anwendungsgebieten für diesen Super-Wirkstoff suchen, der die Bildung neuer Blutgefässe im Tumor hemmt, was dessen Wachstum und Ausbreitung im Körper bremst. Die Daten von Erbitux (Einsatz gegen Darmkrebs) waren mittelmäßig, so dass ich Imclone weiterhin meiden werde.
Was sollten Anleger beachten, wenn sie in Biotechnologie investieren wollen?
Das Timing ist sehr wichtig. Biotechnologie bietet langfristig sehr überzeugende Argumente, kann aber kurzfristig sehr schwankungsanfällig sein. Daher sollten Anleger ihre Investments zeitlich streuen und Käufe meiden, wenn Biotechnologie gerade in aller Munde ist, so wie Ende letzten Jahres. Warten Sie, bis die Kurse weitere 10% fallen und kaufen Sie dann. Ich glaube nicht, dass die jetzige Korrektur schon vorbei ist.
Vielen Dank für das Gespräch.
Dieses Interview erschien ursprünglich in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift Going Public.