Niedrigere Lohnkosten, ein günstiges Steuerumfeld und die Nähe zur EU locken im großen Stil ausländische Unternehmen an. Steigende Einkommen beflügeln den Konsum, auch im rohstoffreichen Russland, wo der hohe Ölpreis für klingelnde Kassen sorgt. Im Bezug auf russische Aktien legte sich die Angst, es könnte zu weiteren Zerschlagungen priva
ter Konzerne nach dem Muster des ehemaligen Ölriesen Yukos kommen. Positiv kam die Aufhebung der Beschränkungen für Ausländer beim Handel der Aktien des Gasgiganten Gazprom an.
Beimischung für risikobereite Anleger
Mit Osteuropa konnte man in den letzten Jahren wenig falsch machen. Ein Investment an den dortigen Börsen erscheint nach den enormen Gewinnen natürlich sehr verlockend. Für Schwellenländerinvestments sollten Anleger dennoch besonders risikobereit sein und einen langen Atem mitbringen - an Risikofaktoren herrscht erfahrungsgemäß kein Mangel. Die Beliebtheit der Anlageregion, die sich in hohen Kapitalzuflüssen wiederspiegelt, birgt im Gegenzug auch die Gefahr hoher Rückflüsse, sollte sich der Trend umkehren. Durch ein steigendes Zinsniveau können sich die Anlegerpräferenzen schnell ändern, sobald auch in risikoärmeren Gefilden wieder attraktive Renditen zu holen sind. Wenn es dann zu Korrekturen kommt, fallen diese recht heftig aus: Die Kursausschläge im März oder auch im April und Oktober letzten Jahres führten es deutlich vor Augen.
Russland ist noch recht einseitig auf Energie und Rohstoffe ausgerichtet, der Konsumsektor zwar im Wachsen begriffen, aber an der Börse noch nicht sehr bedeutsam. Die Inflation bereitet weiterhin Probleme. In Verbindung mit fehlenden Produktivitätsfortschritten führt dies dazu, dass der Export- und damit auch der Energiesektor mit steigenden Kosten zu kämpfen hat. Dies mag sich kurzfristig noch nicht bemerkbar machen, dürfte aber mittelfristig die Gewinnmargen drücken. Russland ist auch immer gut für irritierende Staatseingriffe zum Missfallen von Minderheitenaktionären und leidet unter der weit verbreiteten Korruption. Letzteres ist sicherlich auch den mitteleuropäischen Konvergenzstaaten nicht fremd. Hier sind es aber eher die mittlerweile recht hohen Bewertungen, die den Fondsmanagern Kopfschmerzen bereiten.
Der größte Markt nach Börsenkapitalisierung ist Russland, weit vor der Türkei. Darauf folgen Polen, Tschechien und Ungarn. Immer mehr Randmärkte drängen auf den Radarschirm der Osteuropa-Anleger. Kasachstan, die Ukraine und die Balkanstaaten sind allerdings noch wenig liquide.
Auf Branchenseite sind Energie- und Rohstoffe (vor allem durch Russland) sowie Banken und Telekomanbieter am stärksten vertreten. Darauf entfallen im typischen Osteuropafonds 80% des Anlagevolumens.
Breite Fondsauswahl mit unterschiedlichen Länderschwerpunkten
An Osteuropafonds herrscht hierzulande kein Mangel. Unterschiede bestehen insbesondere in den geographischen Schwerpunkten. Beispiel für einen Fonds mit generell hoher Russland-Quote und signifikanter Beimischung türkischer Aktien ist der Merrill Lynch IIF Emerging Europe Fund. Ein ausführliches Fondsporträt finden Sie hier. Geringer fällt der Russland-Anteil im Vontobel - Central and Eastern European Equity aus, der einer der risikoärmsten Fonds seiner Kategorie war und derzeit durch die komplette Meidung von Energie- und Rohstoffaktien auffällt. Zum Fondsporträt geht es hier.