Die Biotechnologie befasst sich mit biologischen Systemen und deren technischer Nutzung. Etabliert hat sich insbesondere die so genannte roten Biotechnologie, d.h. der Bereich, der medizinische Anwendungen zum Ziel hat. Dabei handelt es sich um die Entwicklung biopharmazeutischer Wirkstoffe (zur Therapie) und Diagnostika zur Identifizierung von Krankheiten. Ein wichtiges Forschungsfeld ist die Krebsbekämpfung. Eine große Rolle spielen zudem Infektions-, alters- und wohlstandsbedingte Erkrankungen (HIV, Demenz, Diabetes, Übergewicht).
Ergiebig
Biotechnologieunternehmen können auf zahlreiche Produkte in der klinischen Entwicklung verweisen. Über 1000 Wirkstoffe befinden sich in den Entwicklungspipelines, mehr als die Hälfte aller zugelassenen Wirkstoffe kommt mittlerweile aus Biotechlaboren. Dies hat sich auch in der kriselnden Pharmaindustrie herumgesprochen. Große Pharmakonzerne und in zunehmendem Maße auch profitable Biotechnologieunternehmen sind schon seit längerem dazu übergegangen, ihre Produktpipelines durch Zukäufe oder Entwicklungspartnerschaften mit Biotechfirmen zu stärken, wenn die eigene Forschung wenig hergibt und Umsatzeinbußen durch ablaufende Patente drohen. Denn bei Patentverlust brechen die Einnahmen durch die Konkurrenz von günstigeren Nachahmerprodukten (Generika) in der Regel um bis zu 80% ein.
Generika sind zwar auch ein Thema für die Biotechnologie, der Weg für deren Zulassung ist aber noch nicht exakt definiert. Die Nachahmung biotechnologischer Moleküle ist komplexer als bei chemischen Wirkstoffen. Um zu überprüfen, ob Biogenerika wirkungsidentisch mit den Originalprodukten sind, könnten kleinere klinische Studien verlangt werden. Der Preis der Nachahmerwirkstoffe dürfte nicht so weit unter den Originalprodukten liegen wie im traditionellen Pharmabereich.
Kurskapriolen
Durch Produktzulassungen und erfolgreiche Vermarktung nähern sich immer mehr Biotechfirmen der Gewinnzone. Der Großteil des Börsenwerts konzentriert sich aber noch auf einen überschaubaren Kreis von Unternehmen. Die 15 größten Branchenvertreter teilen zwei Drittel der Marktkapitalisierung in diesem Sektor unter sich auf. Der Rest entfällt auf zahlreiche kleine und mittelgroße Werte. Die Herausforderung für diese Unternehmen ist es, ihre Produkte erfolgreich durch drei klinische Phasen zu bringen und die Aufwendungen für Forschung und klinische Studien bis zur erhofften Marktzulassung zu finanzieren. Auf diesem Weg liegen zahlreiche Stolpersteine, das Ausfallrisiko ist beträchtlich. Entsprechend volatil reagieren die Aktienkurse, sei es bei positiven oder negativen Nachrichten.
2005 erwies sich für Biotechinvestoren als ein relativ erfreuliches Jahr. So erzielte der Nasdaq Biotech Index einen Zuwachs von 18%, der Amex Biotech Index brachte es auf ein Plus von 43%. Großkapitalisierte Branchenvertreter entwickelten sich dabei besser als kleine und mittelgroße Werte. Der Überflieger des Jahres 2005 war Genentech. Erfolgreiche Krebsmedikamente (Rituxan, Avastin) bescherten diesem Biotechschwergewicht, das zu 55% dem Schweizer Pharmariesen Roche gehört, einen Kursgewinn von fast 70%. Die Fonds unserer Kategorie „Aktien Biotechnologie“ verzeichneten im Durchschnitt eine Kurssteigerung von 19,5%. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass dazu auch der starke Dollar beitrug. In Euro gesicherte Biotechfonds, die Anleger keinen Wechselkursrisiken gegenüber dem Dollar aussetzen, hatten im vergangenen Jahr das Nachsehen, sind allerdings immer dann im Vorteil, wenn der Euro gegenüber der amerikanischen Währung an Wert gewinnt.
Aussagekraft von Biotech-Indizes
Beim Vergleich der Fondsperformance mit gängigen Biotech-Indizes sind einige Anmerkungen angebracht. Der Amex Biotech bildet die Entwicklung von 20 großen Biotechunternehmen ab, die alle dasselbe Gewicht aufweisen. Der Nasdaq Biotech Index ist mit über 160 Werten recht breit gefasst und repräsentiert auch Nebenwerte. Dennoch fehlt darin ein so wichtiges Unternehmen wie Genentech. Die beiden Benchmarks decken nordamerikanische Werte ab. Der MSCI World Biotech ist international ausgerichtet (soweit man im Biotechuniversum überhaupt ernsthaft von international sprechen kann), weist allerdings eine hohe Konzentration in den 5 größten Titeln auf. Daher kann er von Fonds, die sich an Investmentrichtlinien halten müssen, nicht nachgebildet werden (dies gilt teilweise auch für den Nasdaq Biotech). Ohnehin würde dies den Anleger hohen Klumpenrisiken aussetzen. Insgesamt bieten diese Indizes einen Anhaltpunkt für die Entwicklung des Markts, sollten aber auch mit etwas Vorsicht genossen werden.
Risikostreuung durch Fonds
Wie kann der Anleger an den Chancen dieser aufstrebenden Branche teilhaben, ohne um seinen Schlaf gebracht zu werden? Risikostreuung ist ein Muss, denn das Schicksal eines Medikamentes lässt sich selbst mit medizinischem Hintergrundwissen nicht hundertprozentig vorhersagen. Wer hier auf das „falsche“ Pferd setzt, ist schnell viel Geld los. Zudem kommt es nicht nur auf den Nachweis der Wirksamkeit an: Andere Unternehmen schlafen nicht, Konkurrenzprodukte können Marktanteile wegschnappen, schwere Nebenwirkungen können selbst bei am Markt bereits zugelassenen Produkten noch auftreten und für Kursturbulenzen sorgen. Eine breite Streuung der Risiken bieten Biotechnologiefonds.
Unterschiede im Detail
Wer über ausreichend Risikobereitschaft verfügt und einen langjährigen Anlagehorizont mitbringt, kann sich zur Depotbeimischung unter den mehr als 30 Portfolios, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind, umschauen. Das Etikett Biotechnologie ist ihnen gemeinsam, Unterschiede finden sich aber in Bezug auf das Anlageuniversum (Werden verwandte Branchen beigemischt?), die Marktkapitalisierung (Wie hoch ist der Anteil an mittelgroßen und insbesondere kleinen Biotechtiteln?), die regionale Struktur und Währungsrisiken (Findet eine Währungsabsicherung für Euroanleger statt?).
Ein reiner Biotechnologiefonds ist der Pictet Funds-Biotech. Er verfügt ebenso wie der FCP OP Medical BioHe@lth-Trends über eine währungsgesicherte und -ungesicherte Anteilsklasse. Während der Schwerpunkt bei Pictet auf mittelgroßen sowie den etablierten Unternehmen liegt, spart der FCP-Fonds die großen Branchenvertreter aus und konzentriert sich auf Werte aus der zweiten und dritten Reihe. Der ESPA Stock Biotec wiederum unterscheidet sich von diesen beiden Fonds u.a. durch seine regionale Ausrichtung. Die Dominanz amerikanischer Unternehmen ist in diesem Produkt weniger ausgeprägt als bei der Konkurrenz. Links zu ausführlichen Fondsporträts der drei genannten Fonds finden Sie rechts neben diesem Beitrag.