Regionenfonds ist in diesem Fall fast zu viel gesagt, da die Fondsmanager nahezu 90% der angelegten Gelder in nur zwei Märkten, Brasilien und Mexiko, investieren. Auch beim Blick auf die Branchenaufteilung werden Schwerpunkte deutlich. Im Durchschnitt entfallen über 60% des Fondsvermögens auf nur drei Sektoren: Rohstoffe, Energie und Telekom. Dagegen fehlen Bereiche wie Gesundheitswesen oder Technologie nahezu ga
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Wie erwähnt, die Zahlen der vergangenen Jahre können sich sehen lassen. Dass sich solche Renditen in der nächsten Zukunft wiederholen lassen, erscheint allerdings als nicht sehr plausibel. Störfeuer könnten im nächsten Jahr zudem von den zahlreichen Wahlen ausgehen, die in der Region anstehen. Zumal die Chancen des brasilianischen Staatspräsidenten Lula da Silva für eine Wiederwahl im nächsten Oktober durch einen Korruptionsskandal deutlich gelitten haben.
Ohnehin haben Anleger die Alternative, sich über breite Schwellenländerfonds, die im Durchschnitt eine Lateinamerika-Quote von 20% haben, in der Region zu engagieren – dies aber bei geringerem Risiko und stärkerer Streuung auf Länder, Sektoren und Einzeltitel. Wer dennoch einen auf Lateinamerika spezialisierten Fonds bevorzugt, hat in Deutschland die Auswahl aus etwa 30 Produkten. Durch einen Sparplan lässt sich der Durchschnittskosteneffekt nutzen. Wer jeden Monat einen festen Betrag anlegt, kauft mehr Fonds-Anteile bei niedrigen und weniger bei hohen Kursen und handelt damit anti-zyklisch.
Gute Ergebnisse über die vergangenen 5 Jahre lieferte der Merrill Lynch IIF Latin American Fund. Er wies dabei allerdings höhere Schwankungen auf als der Kategoriedurchschnitt. Will Landers gehört seit 2002 zum Management des Fonds und ist seit 2004 allein verantwortlich. Er hat das Portfolio mit etwa 60 Titeln bestückt. Die 10 größten Positionen machen über 50% des Fondsvermögens aus. Die recht hohe Konzentration und damit Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen ist jedoch typisch für die Vertreter der Lateinamerika-Kategorie. Indexschwergewichte wie der Energiekonzern Petrobras, Rohstoffproduzent CVRD oder Mobilfunkanbieter America Movil sind vielen Fonds gemeinsam. Brasilianische Aktien sind im Merrill Lynch Produkt mit 60% enthalten und damit stärker gewichtet als im Vergleichsindex MSCI Latin America (ca. 50%). Auf Sektorebene setzt Landers derzeit besonders auf Banken und Konsumgüterproduzenten.
Der Fidelity Funds Latin America konnte sich im Verlauf der letzten Jahre steigern, sowohl in Bezug auf die Rendite als auch auf das Risiko. Während die Jahre 2000-2002 unterdurchschnittlich waren, liegt er seit der Erholung der lateinamerikanischen Aktienmärkte im oberen Drittel seiner Vergleichsgruppe. Die Fondsmanager Brent Bottamini und Adam Kutas sind erst seit April dieses Jahres am Ruder und waren davor Analysten für lateinamerikanische Aktien. Auch sie fahren ein konzentriertes Portfolio und investieren größtenteils in brasilianische und mexikanische Titel. Rohstoffwerte wie der mexikanische Zementhersteller Cemex machen dabei den größten Teil aus.
Mit dem Templeton Latin America erhält der Anleger eine stärkere Beimischung von Nebenwerten. Während sich in den Top 10 der beiden zuvor genannten Fonds vor allem die Indexschwergewichte tummeln, finden sich bei Templeton auch Mid Caps wie Stahlhersteller Gerdau oder Tortilla-Produzent Gruma unter den größten Positionen. Zweitgrößter Wert im Portfolio ist mit dem brasilianischen Autovermieter Localiza ein Small Cap. Templeton als valueorientierter Manager ist zudem stärker auf Substanztitel ausgerichtet, während andere Lateinamerikafonds Wachstumsaktien mehr Platz einräumen. Der Fonds liegt im laufenden Jahr auf einem der hinteren Plätze der Kategorie. Betrachtet man einen längeren Zeitraum (5 Jahre), sieht das Bild besser aus. Der Fonds war bei überdurchschnittlicher Wertentwicklung eines der weniger volatilen Produkte der Vergleichsgruppe „Aktien Lateinamerika“. Die starke Researchpräsenz von Templeton in den Emerging Markets hat aber mit einer Verwaltungsgebühr von 1,9% durchaus ihren Preis.