Mobilfunker treten in neues Zeitalter ein

Wachstumsgrenzen und Preiswettkampf in den Kernmärkten verschrecken Investoren. Wie reagieren Fonds, die in Kommunikationstitel anlegen, auf das veränderte Wettbewerbsumfeld?

Werner Hedrich 22.11.2005
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Der weltweit größte Mobilfunkkonzern Vodafone hat die Finanzmärkte mit einer Aussage geschockt, die deutsche Mobilfunkkunden intuitiv hätten beantworten können: Der Markt für mobile Sprachtelefonie sei in den Industrieländern unter den Anbietern abgesteckt und es herrsche ein harter Preiskampf um Marktanteile. Dies hat den globalen Mobilfunkprovider dazu veranlasst, seine künftigen Umsatz- und Renditeerwartungen zu dämpfen. Der Aktienmarkt reagierte mit einem Abschlag von 10%. Im Vorfeld des schwachen Ausblicks der Briten sahen schon die Kurse von France Telecom und Deutscher Telekom in den letzten Wochen rote Vorzeichen an der Börse. Die ehemaligen Staatsgesellschaften stehen im Festnetzgeschäft unter Wettbewerbsdruck.

Was Konsumenten freut, lässt Investoren meist he

llhörig werden. Sie fürchten das Abschmelzen der hohen Gewinnmargen und potentielle Umsatzverluste wegen des Wettbewerbs. Können die drohenden Einbußen nicht durch neue Anwendungen oder Märkte kompensiert werden, wird dies zu einer rückläufigen Bewertung der Mobilfunkbranche an den Aktienmärkten führen.

Phantasie in die Branche bringen die UMTS-Technologie und die Emerging Markets. Die spanische Telefonica gilt als europäischer Carrrier mit Wachstums-Kick in Lateinamerika. Die Spanier haben jüngst ein Angebot für den britischen Mobilfunker O2 abgegeben. Akquisitionen sind der zweite Weg neben Innovationen zu wachsen. In der Regel steigen die Kurse der Zielgesellschaft. Der Bieter hingegen fällt meist an der Börse zurück, weil Investoren eine Kapitalerhöhung oder mehr Schulden einpreisen. Die Kunst des Fondsmanagers liegt darin, Übernahmeziele zu identifizieren und die Marktkonsolidierung für Erträge im Portfolio zu nutzen. Eine so dominante Aktie wie Vodafone unterzugewichten, bringt auch relative Performancepunkte, wenn der Kurs wie jüngst stark nachgibt.

Ansichtssache Bewertung

Erste Investoren sehen die hohen Dividendenrenditen der Telekomkonzerne als attraktiv an. Im Vergleich zu Versorgern (z.B. EON oder RWE) missbilligen Anleger allerdings die unsicheren Wachstumsaussichten. Die Stromversorger schütten hohe Dividenden aus und wachsen ordentlich in neuen Geschäftsfeldern oder durch Akquisitionen. Die Meinungen der Asset Manager über die Telekomindustrie liegen weiter auseinander. Die Attribute reichen von wachstumsarm, zu hoher Wettbewerb bis zu immensen operativen Cash Flows und soliden Dividendenrenditen.

Neue Morningstar Kategorien

Wir haben im Oktober 2005 die neue Branchenkategorie Kommunikation eingeführt (ehemals enthalten in Technologie, Medien und Telekom). Die Fonds dieser Kategorie konzentrieren sich auf Unternehmen der Telekommunikations- und Medienbranche. Dazu gehören z.B. Festnetzbetreiber, Mobilfunk, Telekomausrüster, Kabelfernsehen oder die Unterhaltungsindustrie. Diese Fonds legen mindestens 75% des Fondsvermögens in Aktien und mindestens 50% des Aktienanteils in der Kommunikationsbranche an.

Morningstar Analysten sind grundsätzlich vorsichtig gegenüber Brancheninvestments eingestellt. Es ist sehr schwer, den richtigen Zeitpunkt für den Ein- oder Ausstieg zu finden. Deshalb sollten Fondssparer auf die Expertise von Fondsmanagern zurückgreifen, die in diversifizierten Portfolien eine Über- bzw. Untergewichtung einzelner Sektoren gegenüber dem breiten Aktienmarkt vornehmen.

Achtung Schnittmenge

Im weltweiten Börsenbarometer MSCI World sind Aktien aus dem Bereich Telekommunikation mit 4,6% berücksichtigt. Der Sektor erfasst breit aufgestellte Telekommunikationsaktien (z.B. Deutsche Telekom, Telefonica), Mobilfunkgesellschaften (z.B. Vodafone) und Netzausstatter (z.B. Ericsson, Nokia oder Lucent Technologies). Die zehntgrößte Position im Index per Ende September war Vodafone mit einem Anteil von 0,7%. Der europäische Index Dow Jones STOXX 600 enthält 7,5% an Telekomwerten. Im Durchschnitt sind Fonds der Kategorie Europa Standardwerte Blend zu 6,8% in Deutscher Telekom & Co investiert. Wer also sein Exposure in Telekommunikationsaktien - zu denen auch Netzwerkausrüster gehören - bewusst über diese Schwellen erhöhen möchte, kann sich die nun folgenden Portfolios näher anschauen.

Vier unterschiedliche Fonds der gleichen Kategorie

Der Pioneer Funds – Global TMT ist ein weltweit anlegender Fonds im Telekommunikationsbereich, der 47% in Telekommunikationsaktien, fast 3% in Medienwerte (Kategoriedurchschnitt 15%) und überproportionale 16% in Softwaretitel allokiert. Das starke Softwaregewicht stammt aus der größten Position Microsoft, die fast 10% des Fonds ausmacht. Unter Timingaspekten ist bemerkenswert, dass der Fondsmanager in den Monaten August bis Oktober seine Position in der Vodafone Aktie stark abgebaut hatte. Mit Blick auf die Performance liegt das Produkt aus dem Hause Pioneer (Tochter der Unicredito) in den vergangenen 12 Monaten komfortabel vorne.

Die belgischen Fondsmanager von Fortis bieten zwei reinrassige Telefongesellschaftenportfolios an. Das eine allokiert weltweit, das andere in Europa. Beide Portfolien sind recht konzentriert und weisen eine Anzahl von Positionen zwischen 25 bis 33 Werten auf. Im Europafonds waren die Top-Positionen mit jeweils fast 10% Gewichtung Telenor, Telefonica und Vodafone. Auf Jahressicht liegt der Fortis Equity Telecom World mit einer Wertentwicklung von 8,6% vor dem Fonds mit Schwerpunkt Europa, der 2,8% brachte. Die globale Diversifikation ließ den Equity Telecom World zudem geringer schwanken (13,3% vs. 14,5% Standardabweichung).

Zuguterletzt eine passive Variante der HypoVereinsbank Tochter Indexchange: Dow Jones EURO STOXXSM TeleCommsEX. Hier wird ein Sektorindex nachgebildet, der ausschließlich Telefongesellschaften der Eurozone beinhaltet. Somit fehlen die britischen Mobilfunkanbieter Vodafone und O2 per Definition im Portfolio. Im Falle Vodafone von Nutzen und mit Blick auf O2 eher ein Schaden für die Performance der letzten Wochen. Der passive Ansatz eignet sich nur für Anleger, die eine reine Wette auf Gesellschaften aus Euroland eingehen möchten. Die spanische Telefonica macht alleine 27% und die Deutsche Telekom 18% des Portfolios aus. Vergleicht man den ETF mit den oben erläuterten Fonds, so fällt die schwache und teils negative Performance auf. Die ehemaligen Staatskonzerne des alten Kontinents waren nicht en vogue an den Aktienmärkten. Vielleicht eine Wette für Contrarians, die sich gegen den Trend stellen wollen. Das Preis-Cash Flow-Verhältnis ist nur halb so groß wie der Wert der Kategorie. Die Morningstar Style Box weist auf einen Large Cap Value Fonds hin.
Der Vollständigheit halber sei noch der ETF erwähnt, der Konzerne aus ganz Europa kauft (Dow Jones STOXX(SM)600 Telecom(EX) Inc). Vodafone machen in diesem Index ungefähr ein Drittel aus.
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Werner Hedrich