Europäische Blue Chips werden global nachgefragt

US-Anleger kaufen verstärkt internationale Aktienfonds. Ein Teil der Gelder sollte auch an die europäischen Börsen fließen.

Werner Hedrich 28.10.2005
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Der vorwiegend in den USA bekannte börsengehandelte Indexfonds ishare MSCI EAFE ist mit knapp 20 Mrd. Dollar Investmentvermögen der zweitgrößte ETF ( Exchange Traded Fund) weltweit. Auf Platz 2 thronte bisher ein ETF auf den NASDAQ 100. US-Bürger und institutionelle Anleger kaufen mit dem MSCI EAFE Aktienmärkte außerhalb der USA. Die Abkürzung EAFE steht für "Europe, Australasia, and Far East". Sollte sich der Trend der Amerikaner hin zu internationalen Titeln in den kommenden Monaten bestätigen, dann ist dies auch mittelfristig positiv für die europäischen Börsen. Selbstverständlich setzen diese Zuflüsse an US-Geldern nicht die wichtigsten Einflussgrößen für Börsen wie Gewinnwachstum und Zinsentwicklung

außer Kraft. Es ist vielmehr als Änderung des Investorenverhaltens in einer amerikazentrischen Welt zu deuten. Im Folgenden sehen wir uns drei Fonds an, die in europäische Standardwerte investieren.

Publikumsliebling Europa Aktienfonds Ulm

Die First Private Investment Management verwaltet Aktien nach einem quantitativen Investmentprozess, den sie „Buy Growing Value“ nennen. Mit diesem Ansatz konnten die Frankfurter in den letzten fünf Jahren einen recht ordentlichen Ertrag erzielen. Relativ zur Vergleichsgruppe ist das Portfolio in der Performance seit Jahresanfang allerdings zurückgefallen. Gehörte das Produkt von First Private in den Jahren 2000 bis 2004 in der Kategorie „Aktien Standardwerte Europa“ zu den besten 5%, findet sich der Aktienfonds Ulm im laufenden Jahr im unteren Viertel wieder. Im Fonds wurden aus Bewertungsgründen keine Energietitel gehalten, weil die Wachstumserwartungen zu gering und die Preise für Ölgesellschaften zu hoch waren. Das System von First Private sucht nach Titeln, die ein Gewinnwachstum von 7% haben sollten.

Der Investmentprozesses besteht aus zwei Stufen. Eine quantitative Fundamentalanalyse (systematische Titelselektion „Bottom up“) und eine nachgelagerte Fundamentalanalyse, die das quantitative Ergebnis bestätigen muss. Am Ende finden sich 40 bis 60 Titel mit gleichem Gewicht im Portfolio wieder. Andere quantitative Vermögensverwalter wie Lingohr oder die französische AXA Rosenberg kaufen mit rund 100 Titeln mehr Aktien ins Portfolio. Der Selektionsprozess wird einmal im Quartal angewendet. Das Management behält sich aber auch vor, zwischen den quantitativen Screeningzeitpunkten auf gravierende Ereignisse zu reagieren und die Positionen anzupassen.

Das Volumen des Fonds beträgt rund 1,3 Mrd. Euro. Die Management Gebühr liegt bei 1,5%. Aus Anlegersicht wäre wegen des ordentlichen Volumens des Fonds eine Reduktion der Gebühren zu begrüßen. Fondssparer können über die ING Diba Direktbank ohne Ausgabeaufschlag in den Fonds investieren.

Briten schauen auf den Kontinent: Der Newton Pan European Fund

Neben britischen Aktien investiert der Newton Pan European Fund in europäische Standardwerte. Ein relativ schwankungsarmes Portfolio mit 50-60 Titeln. Einzig die Verwaltungsgebühren sind Morningstar zu hoch. Ein Fondsportrait zum Newton European Fund finden Sie hier .

Börsengehandelter Indexfonds (Exchange Traded Fund oder ETF) auf den Stoxx 600

Ziel des Dow Jones STOXX SM 600 Institutional EX von Indexchange ist die Erzielung der Wertentwicklung des europäischen Aktienmarktes gemessen am Dow Jones STOXX SM 600. Hierzu wird eine exakte Nachbildung des Dow Jones STOXX SM 600 angestrebt. Die Dividenden werden an die Anleger einmal im Jahr ausgeschüttet. Die dominierenden Branchen des Fonds sind mit 20% Banken, jeweils 10% Öl & Gas und Gesundheit sowie 8% Telekom. Analog dazu können Anleger den Dow Jones STOXXSM Large 200EX wählen. Dieser Fonds investiert ausschließlich in die 200 größten Werte Europas. Die Gewichtungen der Top-Position sind hier im Vergleich zum STOXX SM 600 konzentrierter (Beispiel BP 3,55% vs 4,34% oder HSBC 2,6% vs 3,17%).

Im Börsenhandel entfallen für diese Produkte Ausgabeaufschläge. Die Verwaltungsvergütung liegt bei maximal 0,2%. Wer den reinen Markt kaufen und bewusst auf aktives Stockpicking verzichten möchte, ist hier richtig. Es ist die kostengünstigste Variante, um in europäische Aktien zu investieren.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
First Private Europa Aktien ULM A109.05 EUR0.30Rating

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Werner Hedrich