Die Abkürzung BRIC steht für die Globalisierungsgewinner Brasilien,
Russland, Indien und China. Nach einer Studie der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs sollen diese Länder die Industrienationen der ersten Reihe in den kommenden Jahren auf Basis des Sozialprodukts überholen. Analog dazu sollen die Gewichte der Länder in wichtigen Vergleichsindizes wie dem MSCI Emerging Markets zulegen.
BRIC wie Schwellenländerfonds investieren in Unternehmen außerhalb der G7-Industriestaaten. Ein wesentlicher Unterschied zu Emerging Market Fonds existiert darin, dass in den BRIC Fonds keine südafrikanischen oder südkoreanischen Aktien enthalten sein sollten. Im Schnitt sind diese Nationen in konventionellen Schwellenländerfonds mit 10% und 18% vertreten. Zählt man Taiwan nicht zu China, dann könnten sich zusätzlich taiwanesische Chipaktien im Portfolio befinden (Durchschnitt Kategorie Schwellenländer: 10%).
Die Werbestrategen der Fondshäuser haben ganze Arbeit geleistet. Eine BRIC-Welle rollt über die Anlegermagazine und schwappt in Fernsehsendungen. Es ist Zeit, in der ganzen Euphorie ein paar kritische Punkte anzumerken. Die Bullenargumente kennen informierte Anleger mittlerweile zur genüge.
Vorweg: Versucht Ihr Berater, in Ihrem Portfolio einen diversifizierten Emerging Markets Fonds gegen einen BRIC-Fonds auszutauschen, dann ist Vorsicht geboten. Beide legen in Schwellenländer an. Nur, dass in BRIC Fonds lediglich vier Länderwetten abgebildet werden. Im Zweifel sollte dem breiter gestreuten Schwellenländerfonds der Vorzug gegeben werden. Außerdem sollte man vom Fondsmanagement erwarten können, dass die aus heutiger Sicht so viel versprechenden vier Staaten in breiten Fonds prominent gewichtet werden, wenn sie denn so attraktiv sind.
1. Schwellenländerfonds sind eine Beimischung und kein Basisinvestment. Überlegens Sie sich gut, welchen prozentualen Anteil Emerging Markets in ihrer Aktienquote ausmachen sollten.
2. Schwellenländerbörsen sind anfällig für politische Krisen. Zudem sind sie weniger liquide als entwickelte Börsen: Wer große Positionen hält, kommt nicht so schnell raus. Oder anders: Wenn alle zur Tür rennen, kommt es zum Stau.
3. Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Risiko ist das globale Wirtschaftswachstum. Emerging Markets Aktien sind eine gehebelte Wette auf weltweit robustes Wachstum. Kommt es zu einer Eintrübung der globalen Aussichten, könnten diese Börsen stärker als europäische, japanische oder nordamerikanische Aktienmärkte nachgeben.
4. Ein ansteigendes Renditeniveau am Anleihenmarkt in den Vereinigten Staaten sollte die Kursanstiege bremsen. Internationale Investoren leihen sich Geld in den USA zu günstigen Konditionen und kaufen davon – sozusagen auf Pump - Aktien in den aufstrebenden Ökonomien (carry trades). In einem niedrigen Zinsumfeld und steigenden Notierungen an den Aktienmärkten ein sehr lukratives Geschäft. Neben den Kurs- winken zudem meist Währungsgewinne. Steigen die Zinsen an, wird es für diese Spekulanten riskanter. Sollten dazu die Kurse an den Schwellenländerbörsen nachgeben, dann werden diese kurzfristig orientierten Anleger auf die Verkaufstasten drücken.
5. Die BRIC Staaten heißen aus guten Gründen noch Schwellenländer: In Russland haben Eigentumsrechte nicht den gleichen Stellenwert wie bei uns (Yukos). In Indien schwelt der Konflikt mit Pakistan. Hier stehen sich zwei Atommächte nicht gerade friedlich gegenüber. Außerdem hat Indien innerstaatliche Spannungen zwischen ethnischen Gruppen zu lösen. Brasilien ist immer gut für eine politische Krise. Und China befindet sich in einem atemberaubenden politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Transformationsprozess. Veränderung bedeutet Unsicherheit.
6. Die Entwicklungen an den Börsen in Moskau und Sao Paulo sind größtenteils durch die Hausse an den Rohstoff- und Energiemärkten getrieben. Nachlassende Notierungen bei Rohöl oder Eisenerz könnten die Aussichten für diese Aktienmärkte eintrüben.
Diese Anmerkungen sollen Investoren nicht die Freude an ihren Investments in den Ermerging Markets verderben. Und wer seit zwei oder drei Jahren dabei ist, kann sich besonders freuen. Doch die Kernaussage bleibt: Die Volatilität (Risiko) geht in einer Aktienhausse immer zurück. Schwellenländerfonds sind aber riskanter als sie augenblicklich erscheinen.