Etablierte Pharmabranche unter Druck
Pharmapatente im Wert von 20% der weltweiten Arzneiumsätze laufen in den kommenden Jahren aus. Die Vermarktungsmonopole sind aber auch aus einer anderen Richtung bedroht: Generika-Hersteller greifen Patente zunehmend vor Gericht an. Prominentestes Beispiel ist der Patents
treit, den das indische Unternehmen Ranbaxy gegen Marktführer Pfizer um das weltweit meist verkaufte Medikament, den Cholesterinsenker Lipitor, führt. Angreifbar ist vor allem der Patentschutz auf sog. „me-too“-Produkte, die keine neuen Wirkstoffe beinhalten, sondern nur Variationen bereits bestehender Medikamente darstellen.
Das Nachfrage nach Generika wächst schneller als die nach Markenprodukten, da die meisten Länder bestrebt sind, ihre Gesundheitsausgaben im Zaum zu halten. Nachahmerpräparate werden zu einem Bruchteil des Preises, der für die Originale anfällt, produziert und angeboten. Zwar reichen die Gewinnmargen nicht an die der Eigenentwickler heran, doch sind Kosten für Zulassung und Marketing erheblich geringer. Beim ursprünglichen Hersteller sind drastische Umsatzeinbußen dagegen vorprogrammiert.
Das Problem verschärft sich durch die Abhängigkeit von wenigen Blockbuster-Medikamenten (Präparate, die über eine Milliarde US-Dollar Jahresumsatz bringen), aber auch dadurch, dass die Pipelines vieler Großkonzerne nicht viel an neuen Wirkstoffen hergeben. Die Kosten für klinische Studien sind stark gestiegen. Für Marketing und Verwaltung wird mehr ausgegeben als für die Forschung und Entwicklung. Misst man den Erfolg an den Neuzulassungen (beispielsweise der US-Gesundheitsbehörde FDA), so scheint die Entwicklungsarbeit in den letzten Jahren nicht von übermäßigem Erfolg gekrönt gewesen zu sein. Der Trend zeigt allerdings wieder nach oben, die Pipelines füllen sich insbesondere durch Kooperationen oder Übernahmen von Generika- oder Biotechunternehmen wieder auf.
Hohe Haftungsrisiken bestehen bei Fehlschlägen. Dies bekam auch der drittgrößte US-Pharmakonzern Merck zu spüren, der kürzlich den ersten Schadensersatzprozess um mögliche tödliche Nebenwirkungen seines inzwischen zurückgezogenen Arthritismittels Vioxx verlor und zu einer Strafzahlung von insgesamt 254 Millionen Dollar verurteilt wurde. Zahlreiche weitere Klagen sind anhängig.
Im Zusammenhang mit solchen Rückrufaktionen gerät auch die für die Zulassungen zuständige US-Gesundheitsbehörde unter Druck. Der Ruf nach verschärften Anforderungen für die Marktzulassung ist nie weit.
Biotech, Medizintechnik und Dienstleister bevorzugt
Vor diesem Hintergrund überrascht nicht, dass Pharma in den vergangenen Jahren das Segment der Gesundheitsbranche mit der schwächsten Kursentwicklung war. Viele Fondsmanager setzen daher - so wie die großen Pharmakonzerne auch - auf die aufstrebenden Unternehmen der Gesundheitsbranche, Generikahersteller, Biotechnologie, Medizintechnik oder Gesundheitsdienstleister.
Für wen geeignet?
Viele Anleger dürften bereits über Regionenfonds ausreichend im Gesundheitssektor investiert sein. Globale Aktienfonds halten derzeit durchschnittlich 11% ihres Fondsvermögens in Health-Care-Titeln. Nur wer zusätzliche Akzente setzen möchte, sollte einen Branchenfonds in Erwägung ziehen.
Ein genauer Blick auf die Vermögensstruktur lohnt sich
Diese können je nach Zusammensetzung um einiges volatiler sein als Regionenfonds. Die Verteilung des Vermögens auf die Subsektoren wird recht unterschiedlich gehandhabt. Große Pharmawerte dominieren das Anlageuniversum nach Marktkapitalisierung (60%), werden aber von vielen Fondsmanagern untergewichtet. Insgesamt ergibt sich bei den meisten Fonds weiterhin ein Large-Cap-Schwerpunkt. Aus regionaler Sicht sind in den USA beheimatete Unternehmen überrepräsentiert, Health-Care-Fonds investieren derzeit durchschnittlich 68% ihres Fondsvermögens in Amerika. Dies verwundert nicht: Auf die USA entfällt die Hälfte der weltweiten Umsätze für Arzneimittel. Die Ausgaben für Gesundheitsgüter haben dort 15% des BIP erreicht.
Mit Health-Care-Fonds lassen sich unterschiedliche Anlageschwerpunkte darstellen. Wer die Betonung auf Pharma legen möchte, so wie es derzeit auch in Vergleichsindizes wie dem MSCI World Health Care der Fall ist, sollte sich beispielsweise den Indexfonds von State Street (Balzac Health Care Index) oder den UBS (Lux) Equity Fund - Health Care genauer ansehen.
Wer Nebenwerte bevorzugt, stößt u.a. auf den Framlington International Portfolios Health Fund. Small und Mid Caps machen drei Viertel des Portfolios aus. Fondsmanager Caspar Rock streut das Vermögen über 120 Titel. Unter den Top 10 (des wenig konzentrierten Portfolios) finden sich neben den Branchengrößen Pfizer und Novartis Medizintechnikaktien wie Kyphon und St Jude Medical oder Biotech-Branchenführer Amgen. Der Fondsmanager hat Biotechaktien auf über 30% des Fondsvermögens aufgestockt. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Medizintechnik und Gesundheitsdienstleistern. Traditionelle Pharmatitel sind mit 6% nur gering vertreten. Der Fonds war über drei Jahre einer der volatilsten unter den Health Care Fonds. Er profitierte von der Biotecherholung in 2003 sowie im zweiten Quartal dieses Jahres, verlor allerdings in den Baissejahren 2001 und 2002 auch entsprechend an Wert.
Für Biotechnologie gibt es eine recht große Auswahl spezialisierter Fonds. Bei Generika ist der Juli 2004 aufgelegte Pictet F – Generics der einzige Fonds seiner Art. Beraten wird der Fonds von Sectoral Asset Management, die auch für den Pictet F – Biotech verantwortlich zeichnen. Das Anlageuniversum besteht aus 160 Titeln. Fondsmanager Laurent Payer konzentriert sich dabei auf etwa 30 Werte. Auch hier handelt es sich größtenteils um Small und Mid Caps. Der Fondsmanager unterscheidet zwischen reinen Generikaproduzenten und solchen, die sich auf verbesserte Versionen von Markenpräparaten spezialisieren und dadurch höhere Preissetzungsspielräume haben. Er favorisiert letztere. Dazu gehören MGI Pharma und Endo Pharmaceuticals. Bei reinen Generikaherstellern setzt er auf profitable Branchengrößen wie Teva oder das US-Unternehmen Ivax, welches kürzlich von Teva übernommen wurde.