Japan als langfristige Contrarian Wette

Im Schnitt rentierten japanischen Standardaktien seit Jahresbeginn auf Eurobasis 12%. Nur europäische Dividendentitel zeigten sich unter den großen Drei mit 16% stärker.

Werner Hedrich 19.08.2005
Facebook Twitter LinkedIn
Japan ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. An der Börse Tokyo sind die globalen Exportkonzerne Toyota Motor, Takeda Chemical Industries, Canon, Sony oder Matsushita Electric Industrial (Pioneer) gelistet. Nach dem Abbau maroder Kredite, der Entflechtung des japanischen Kooperatismus und den Zusammenschlüssen im Banken- und Versicherungssektor stiegen in den letzten drei Jahren Bankentitel an der Tokioter Börse überproportional.

Das Scheitern der Postprivatisierung rüttelt an den Grundfesten der japanischen Gesellschaft. Die Japaner wählen im September ein neues Unterhaus ( Kommentar ). Premierminister Koizumi präsentiert sich als eine Art Samurai und vertritt unnachgiebig

einen Reformprozess gegenüber dem traditionellen Japan. Das Land der aufgehenden Sonne steht ähnlich wie Deutschland vor grundlegenden Veränderungen. Investoren mit langem Atem bietet der japanische Aktienmarkt eine chancenreiche antizyklische Wette. Der Anteil Japans macht kaum mehr 10% der MSCI World aus. Nach dem Platzen der Investitionsblase in den 90er Jahren zeichnet sich zum neuen Jahrtausend Hoffnung am Horizont ab: Die Chancen stehen gut, dass Japan aus der Deflation findet. Eine sich festigende Inlandsnachfrage und verbesserte Aussichten der Weltwirtschaft für 2005/ 2006 sollten der japanischen Konjunktur Auftrieb geben.

Die Risiken am japanischen Aktienmarkt sind der hohe Ölpreis und das Wachstum der USA und Chinas. Politische Börsen sollten kurze Beine haben.

Anleger haben mit 172 in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Japan Fonds eine breite Auswahl. Die Basis für das europaweite Rating besteht aus rund 540 Anlagevehikeln, die in japanische Standardwerte investieren.

Investoren müssen - wie bei allen internationalen Investments - eine Antwort auf die Frage finden, ob sie Wechselkursrisiken wünschen oder ausschalten wollen. Grundsätzlich sollte ein schwacher Yen gut für die Exportnation im fernen Osten sein. Gleichzeitig verlieren Aktieninvestments aber an Wert, weil sie in Yen denominiert sind. So können sich diese beiden Faktoren unterschiedlich auf den Aktienkurs auswirken. Eine Währungsabsicherung auf Fondsebene kann das Dilemma lösen. In den letzten fünf Jahren hat der japanische Yen gegenüber dem Euro stark an Wert verloren. Seit drei Jahren bewegt sich der Wechselkurs zwischen 125 und 140 Yen für einen Euro (aktuell 134 Euro/ Yen).

Lugano - London – Tokyo

Vitruvius sind in Luxemburg domizilierte SICAV Fonds, die zu einer Schweizer Bank namens Banca del Ceresio Group gehören. Geschäftsfelder der in Lugano ansässigen Gruppe sind die Vermögensverwaltung privater und institutioneller Gelder. Der Vitruvius Japanese Equity wird von Belgrave Capital Mangement verwaltet, deren Expertise im Research und der Selektion von Beratern im Long-only Bereich sowie im Hedgefondsuniversum liegt. Die ausgewählten Berater für diesen Fonds sind Nippon Finance (Tokyo) und die in London ansässigen Sloane Robinson. Zudem ergänzt ein australischer Long-Short-Profi das Know-how für japanische Standardwerte. Während Nippon Finance einen Top-down Ansatz verfolgt, bewertet Sloane Robinson das Risiko japanischer Aktien nach absoluten und nicht relativen Maßstäben, was in einen Bottom-up Ansatz mit Derivatestrategie mündet. Ergebnis ist ein breit diversifiziertes Portfolio japanischer Large caps, die rund 70% der Anlagen ausmachen. Das Portfolio besteht aus rund 100 Titeln. Neben der Yen-Anteilsklasse steht zusätzlich eine in Euro gesicherte Variante zur Verfügung. Ein leicht stärkerer Yen verhalf der Lokalwährungsanteilsklasse zu einer Performance seit Jahresanfang von 14,1% (Euro-Tranche: 11,8%). In der annualisierten Dreijahreshistorie lag das währungsgesicherte Portfolio klar vorne: 17,6% p.a. versus 8,9% p.a. Zudem schwankt das Yen-Portfolio überdurchschnittlich stark. Das Produkt ist in Deutschland, der Schweiz und Österreich zugelassen. Für eine Einmalzahlung müssen Investoren mindestens 5000 Euro mitbringen. Der Fonds hat einen exzellenten Track Record in der Vergangenheit. Die Lieferung der Portfoliodaten könnte aktueller sein. Uns liegen Positionen per Ende 2004 vor.

Passiv in Japan dabei sein

Der Balzac Japan Index P wird von State Street Global Advisors France aufgelegt. Dieser Fonds bildet den MSCI Japan Index nach. Somit kaufen Anleger eine passive Anlage in den japanischen Aktienmarkt. Der Index setzt sich aus mehr als 300 Unternehmen zusammen und notiert in japanischen Yen. Der Wechselkurs wird nicht gesichert. Vorteil von passiv verwalteten Fonds sind die geringen Verwaltungskosten von 0,5% und ein Ausgabeaufschlag von 2,5%. In den letzten drei Jahren führte die passive Anlagestrategie zum Erfolg. Der Kategoriedurchschnitt wies eine jährliche Rendite von 3,2% auf, während der Fonds nach Verwaltungsvergütung einen Mehrertrag von 24 Basispunkten oder 0,24% erzielte. Dies ist um so interessanter, als in der Kategorie auch Fonds enthalten sind, die Währungssicherung betreiben und vom starken Euro profitierten. Finanzwissenschaftler sagen dazu: You can’t beat the market.

DWS bietet konzentriertes Portfolio

Der DWS Japan Fonds mit einem Volumen von 570 Mio. Euro gehört im Dreijahreszeitraum zum besten Viertel in der Kategorie. Allerdings lässt die Performance der letzten sechs und zwölf Monate den Fonds in das untere Viertel zurückfallen. Die jüngste Vergangenheit deutet wieder nach oben. Die Morningstar Investmentstyle Box zeigt einen überwiegend großen Teil an Value-Titeln im Large cap Bereich an. Im Vergleich zur Kategorie sind die Aktienkennzahlen Kurs-Buch-, Kurs-Gewinn- und Kurs-Cash-Flow Verhältnis stark unterdurchschnittlich. Ende Juni 2005 zählte der DWS Japan Fonds 60 Positionen. Damit ist das Portfolio stärker konzentriert als die zuvor genannten. Dennoch ist die Volatilität nur leicht erhöht. Die Benchmark der Fondsmanagerin Lilian Haag ist der Topix, ein sehr breit gestreuter japanischer Aktienindex, den sie in den letzten 18 Monaten nicht mehr zu schlagen vermochte. Das in den letzten drei Jahren eingegangene Risiko war geringer als das des MSCI Japan und der Kategorie „Japan Standardwerte“. Das Fondsmanagement sichert je nach Markterwartung den Devisenkurses Euro/ Yen ab. Die DWS sieht nach dem 300 Punkte Anstieg des Nikkei-225 im Juli erhöhte Gefahren für eine Konsolidierung, die aber keine größeren Kursrückgänge auslösen sollten.
Facebook Twitter LinkedIn

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Vitruvius Japanese Equity B EUR320.23 EUR0.34
Vitruvius Japanese Equity B JPY245.04 JPY-0.11Rating

Über den Autor

Werner Hedrich