Wer nach einem Schutz vor Geldentwertung und Kaufkraftverlust sucht, stößt unweigerlich auf inflationsgeschützte Anleihen. Dieses Segment gibt es zwar schon seit 1981, als Großbritannien erstmal Anleihen mit Inflationsbindung emittierte, doch zogen die USA erst 1997 nach. Frankreich ist seit 1998 auf diesem Markt vertreten und wichtigster Emittent der Eurozone, so dass man in den entsprechenden Anleihenfonds auf zahlreiche französische Anleihen trifft. Die Bundesrepublik wird vermutlich im kommenden Jahr ebenfalls zu diesem Kreis s
toßen.
Inflationsgeschützte Anleihen immunisieren den Investor gegen die Teuerung, indem sie eine bestimmte reale Verzinsung garantieren. Damit diese über die gesamte Laufzeit konstant bleibt, wird der nominale Tilgungsbetrag an die laufende Inflation angepasst. Maßstab ist in der Regel ein nationaler Verbraucherpreisindex oder auch die Euroland-Preissteigerungsrate.
Beispiel: Eine Anleihe hat einen Nennwert von 1000 und einen Kupon von 3%. Bei einer Inflationsrate von 2% wird der Nennwert im ersten Jahr mit 1,02 multipliziert und steigt auf 1020. Der Kupon von 3% wird auf 1020 angewandt, so dass die Verzinsung 30,60 beträgt. 30,60 wiederum sind 3,06% (= 3% x 1,02) von 1000.
Durch einen Vergleich mit traditionellen Anleihen gleicher Laufzeit lassen sich die allgemeinen Inflationserwartungen ableiten. Die Renditedifferenz zwischen den beiden Anleihetypen wird als „Break Even Inflation“ bezeichnet. Sie bildet die Inflationserwartungen des Marktes ab. Für die Eurozone liegt sie aktuell bei 2,2% für 10 Jahre. Prinzipiell lohnt sich der Kauf von inflationsgeschützten Anleihen für Anleger, deren Inflationserwartungen über der vom Markt eingepreisten Rate liegen. Wenn sie mit ihrer Einschätzung richtig liegen, können sie eine höhere reale Rendite erwirtschaften als mit konventionellen Festzinspapieren.
Fallen die Preissteigerungen dagegen geringer aus als erwartet, muss sich der Anleger mit einer niedrigeren realen Rendite als bei traditionellen Anleihen zufrieden geben. Dies ist der Preis für den Inflationsschutz. Im Falle einer Deflation garantieren die meisten Emittenten bei Endfälligkeit das eingesetzte Kapital.
Abgesehen vom Kaufkrafterhalt spricht die geringe Korrelation mit herkömmlichen Anleihen oder Aktien für inflationsgesicherten Anleihen. Auch was die Schwankungsanfälligkeit angeht, sind sie über längere Zeiträume überlegen. Kurzfristig können sie allerdings volatiler reagieren: Jüngstes Beispiel ist der Februar dieses Jahres, als es aufgrund verstärkter Inflationsängste zu steigenden Zinsen und erheblichen Verlusten am Rentenmarkt kam.
Zu beachten ist aber: Die Kursentwicklung hängt zwar vor allem von (Real)zinstrends ab, doch spielen auch Angebot und Nachfrage eine Rolle. Da die Nachfrage auf ein noch beschränktes Angebot entsprechender Papiere trifft, dürfte das auch auf die Bewertungen durchgeschlagen haben: Inflationssicherung selbst kann teuer werden.
Nicht zuletzt sind auch inflationsgesicherte Anleihen nicht immun gegen einen Zinsanstieg. Zwar lautet das Argument, dass steigenden Zinsen ein Inflationsausgleich entgegensteht - soweit sie auf zunehmenden Preisdruck zurückzuführen sind. Zu Kursverlusten kommt es aber dennoch, wenn die Zinsen stärker steigen als die erwartete Inflation.
Somit bieten sich inflationsgeschützte Anleihen zur Einbettung in eine langfristige Anlagestrategie an, weniger aber als kurzfristige Wette.
Junge Fondsklasse
Die in Deutschland erhältlichen Anleihenfonds mit Inflationsschutz wurden zumeist in den Jahren 2003 und 2004 aufgelegt. Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt im Schnitt 0,75% des Fondsvermögens. Nicht unerheblich, wenn man bedenkt, dass die 10jährige Rendite in Euroland aktuell bei 3,4% liegt.
Einer der wenigen älteren Vertreter der Anlageklasse ist der KBC Bonds Inflation-Linked Bonds mit dem Auflagejahr 1999. Innerhalb seiner etwas größeren europäischen Vergleichsgruppe hat er sich überdurchschnittlich entwickelt, allerdings mit höherer Schwankungsbreite als die Konkurrenz. Fondsmanager Michael Wenselaers steuert den Fonds seit der Auflegung. Es handelt sich um ein rein aus inflationsgeschützten Anleihen bestehendes Portfolio, herkömmliche Bonds tauchen nicht auf. Stellschrauben in diesem Fonds sind vor allem die Duration sowie die Gewichtung von an die französiche Inflation gekoppelten Anleihen gegenüber Papieren, die an die Euroland-Inflation geknüpft sind. Der Fondsmanager bevorzugt derzeit Anleihen mit Koppelung an die Euroteuerungsrate, da der Energiesektor und damit die steigenden Ölpreise darin einen größeren Einfluss haben als in der Berechnung der französischen Inflationsrate.
Auch der INVESCO Euro Inflation-Linked Bond Fund bringt es auf eine über dreijährige Historie. Allerdings wurde der Anlageschwerpunkt erst im vergangenen Sommer von Euro-Staatsanleihen auf inflationsgebundene Papiere umgestellt. Der Fonds investiert zu mindestens 70% in Anleihen mit Inflationsschutz und beschränkt sich auf den Euroraum.
Der Credit Suisse Bond Fund (Lux) Inflation Linked (Euro) kann neben konventionellen inflationsgeschützten Anleihen auch in synthetische Papiere investieren. Diese sichern nominale Anleihen mit Hilfe von Derivaten gegenüber der Inflation ab. Dadurch können auch Unternehmensanleihen im Portfolio Eingang finden – der Großteil der Anleihen mit Inflationsbindung wird dagegen von Staaten begeben.