Japanfonds: Diesmal kein Strohfeuer?

Die japanische Wirtschaft erscheint in der besten Verfassung seit dem Platzen der Aktien- und Immobilienblase 1989. Zumindest können Japanfonds nach einer langen Durststrecke wieder zwei Jahre mit positiven Renditen aufweisen, durchschnittlich 12% in 2003 und immerhin 4,5% in 2004.

Natalia Siklic, 14.01.2005
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Japanische Banken gerieten nach dem Absturz des Immobilien- und Aktienmarkts in eine extreme Schieflage und rissen die Wirtschaft in eine Krise nach der anderen. Sie sammelten faule Kredite an, während der Wert ihrer Bestände an Immobilien und Aktien in den Keller rutschte. Möglich wurde dies durch ein System, in dem die Gläubigerbanken an ihren wichtigsten Schuldnern und diese wiederum an den Banken beteiligt waren. Somit lag es im Interesse der Finanzinstitute, ihre Schuldner am Leben zu erhalten – um jeden Preis.

Aufräumversuche gab es viele, doch erst seit einigen Jahren scheint sich die Lage stabilisiert zu haben. Reformen in der Bankenaufsicht, konkrete Vorgaben zur Wertberichtigung und insbesondere die Konjunkturerholung trugen zur Entschärfung des Problems bei und erlaubt

en es den drei wichtigsten japanischen Geldhäusern, ihre notleidenden Kredite zurückzuführen. Entsprechend gehörten die Megabanken zu den größten Gewinnern, seit die japanische Börse wieder angesprungen ist.

Während die Exporte wieder einmal die tragende Säule der Wirtschaftsbelebung waren, kommen auch von der Binnennachfrage immer mehr positive Impulse. Jahrelange Restrukturierungsbemühungen haben die Unternehmensgewinne steigen lassen, die Investitionstätigkeit nimmt wieder zu. Das Verbrauchervertrauen ist gestiegen, auf dem Arbeitsmarkt wird eine Entspannung sichtbar.

Chancen & Risiken

Potential scheint also vorhanden zu sein, zumal im tendenziell wenig profitablen Dienstleistungssektor noch viel Aufholbedarf besteht. Wie immer sollten aber die Risiken nicht unter den Tisch fallen, so für die Exportwirtschaft, die unter einer fortgesetzten Yenstärke oder der Abkühlung der beiden wichtigen Exportmärkte, USA und China leiden könnte.

Zudem ist die Deflation, die Investitionen und Kreditvergaben behindert, noch nicht überwunden. Zwar könnte das Bankensystem aus dem Gröbste heraus sein, doch dürften noch zahlreiche Rettungsaktionen für die Regional- und Genossenschaftsbanken erforderlich werden.

Wer nicht an ein Strohfeuer in Japan glaubt oder aber sein Aktienportfolio regional diversifizieren möchte - der Anteil Japans am globalen Aktienmarkt beträgt, gemessen am MSCI Welt, einem gängigen Referenzindex, derzeit etwa 10% (vor der Krise waren es einmal über 40%) - hat die Wahl zwischen mehr als 100 Japan-Länderfonds. Eine Alternative wären aber auch Asien-Regionenfonds, die den japanischen Markt mit abdecken.

Im Spitzenfeld der Vergleichsgruppe positionierte sich über die vergangenen 5 Jahre der Vitruvius Japanese Equity. Zwar steht auch hier ein Minus von 18% zu Buche, doch vergleichbare Fonds verloren im Durchschnitt mehr als das Doppelte. Investmentmanager für dieses Portfolio ist Belgrave Capital Mangement, die wiederum das Mandat an zwei unterschiedliche Berater vergeben haben, zum einen Nippon Finance und zum anderen Sloane Robinson. Beide Häuser verfolgen einen Ansatz, mit dem zunächst anhand volkswirtschaftlicher und sektoraler Überlegungen über die Branchenaufteilung entschieden wird. In diesem Rahmen erfolgt dann die Titelselektion mit fundamentalen Kriterien wie Bilanzstärke oder Marktstellung. Das Portfolio besteht aus rund 100 Titeln, darunter aktuell auch ein Drittel Nebenwerte. Deren Anteil wurde allerdings im Vergleich zu den Vorjahren zu Gunsten von Blue Chips reduziert. Neben der Yen-Anteilsklasse steht zusätzlich eine in Euro gesicherte Variante zur Verfügung. Hier fielen keine Währungsverluste durch die Abwertung des Yen gegenüber dem Euro an – daher auch der Performancevorsprung von gut 9% über die letzten 3 Jahre.

Auf Sicht von 5 Jahren reihte sich auch der JPMF Japan Select Equity Fund anhand seiner Performance im oberen Drittel der Vergleichsgruppe ein. Der Fonds wird in einem nahezu sektorneutralen Stil gemanagt, die Abweichungen vom Referenzindex Topix halten sich in engen Grenzen. Mehrwert soll insbesondere über die Einzeltitelwahl geschaffen werden. Für die Aktienanalyse ist das dreißigköpfige Japanteam zuständig. Hauptkriterium für die Titelauswahl sind die geschätzten zukünftigen Cash Flows, die zum aktuellen Börsenkurs in Bezug gesetzt werden. Das Portfolio setzt sich aus etwa 100 Titeln zusammen, mit 80% dominieren momentan die Standardwerte. Derzeit weist die Morningstar Style Box für den Fonds eine Valueorientierung aus. Dies war allerdings nicht immer der Fall, vor 12 Monaten war der Anlagestil neutral.

Ein konzentrierteres Portfolio bietet der Henderson Horizon Japanese Equity mit ca. 35 Werten und entsprechend hohen Einzeltitelwetten. Der Fonds war über 5 Jahre einer der erfolgreichsten seiner Kategorie, allerdings mit überdurchschnittlicher Volatilität. Die Aktienauswahl basiert auf der fundamentalen Unternehmensanalyse. Die Fondsmanager William Garnett und Jeremy Hall suchen nach Unternehmen, die im Vergleich zu ihren geschätzten mittelfristigen Gewinnen unterbewertet sind. Der Fonds ist derzeit auf eine Konjunkturerholung ausgerichtet, Industriewerte sind relativ zur Benchmark MSCI Japan am stärksten übergewichtet. Nebenwerte wurden aufgrund sinkender Bewertungsabschläge abgebaut, der Fokus liegt auf Unternehmen hoher Marktkapitalisierung.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Janus Henderson Hrzn Japan Opps A2 USD22.48 USD0.13Rating
JPM Japan Sustainable Equity A acc JPY21’137.93 JPY0.35Rating
JPM Japan Sustainable Equity C acc JPY27’508.78 JPY0.35Rating
Vitruvius Japanese Equity B EUR320.23 EUR0.34
Vitruvius Japanese Equity B JPY245.04 JPY-0.11Rating

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