Fonds-Fokus: WestAM Euro High Yield Bond Fund

Dieser 2000 aufgelegte Fonds investiert in spekulative Anleihen europäischer Unternehmen. Die bisherige Bilanz ist positiv.

Natalia Siklic, 01.10.2004
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Hochrentierliche Anleihen profitierten in den vergangenen Jahren nicht zuletzt von der Suche der Anleger nach einer höheren Verzinsung. Davon profitierte wiederum der WestAM Euro High Yield Bond Fund. Daneben hat er seit Auflage sowohl seinen Referenzindex als auch die meisten vergleichbaren Produkte hinter sich gelassen.

Die Titelauswahl erfolgt nach dem „bottom-up“-Prinzip. Bei Anleihen ist es entscheidender, Herabstufungen der Bonität oder Ausfälle zu vermeiden als Kandidaten für Heraufstufungen zu finden, da das Aufwärtspotential begrenzt, nach unten aber um so mehr Luft ist. Dies gilt in besonderem Maß für Hochzinsanleihen. Entsprechend führt das europäische High Yield Team der WestAM um Fondsmanager Henning Lenz für die einzelnen Emittenten eine Kreditanalyse durch, um einz

uschätzen, ob die Unternehmen in der Lage sein werden, ihre Kreditverpflichtungen zu erfüllen.

Die Kreditanalyse stützt sich auf ein quantitatives „Modell der finanziellen Sphäre“ eines Unternehmens, mit dem die künftigen Gewinne, Cashflows und andere Bilanzkennziffern prognostiziert werden. Ergänzt wird es durch qualitative Überlegungen: Hier werden beispielsweise das Branchenumfeld, das Management und die Eigentümer oder die Stellung in der Kapitalstruktur betrachtet. Letztendlich erhält jeder Einzelwert auf Basis dieser Analyse einen Score (Note). Davon hängt die zulässige Gewichtung im Fonds ab.

Während der Portfoliokonstruktion spielen auch Faktoren wie Liquidität oder die Sektoraufteilung eine Rolle. Ergebnis ist ein Portfolio mit etwa 50 Titeln, in dem die Gewichtung pro Emittent 5% und der Anteil eines Sektors 25% nicht überschreiten darf.

Der Fonds hat in den letzten 12 Monaten zunehmend in Anleihen mit niedrigerer Bonität investiert. Das Fondsmanagement hat „Fallen Angels“ (ehemals mit Investment Grade bewertete Papiere) bewusst zugunsten von spekulativer eingestuften Neuemissionen untergewichtet. Prominent vertreten ist derzeit der Telekommunikationssektor, u.a. durch Neuemissionen von Kabelunternehmen.

Trotz der anhaltend starken Performance hält der Fondsmanager seine Anlageklasse weiterhin für sehr attraktiv. Für eine weitere Einengung der Renditeaufschläge sei zwar wenig Raum, doch aufgrund der konjunkturellen Erholung und verbesserter Fundamentaldaten vieler Unternehmen sollten diese mittelfristig stabil bleiben. „In früheren Aufschwungphasen lagen die Risikoaufschläge gegenüber Staatsanleihen zwischen 250 und 450 Basispunkten. Momentan beträgt der Spread 350 Basispunkte, so dass europäische Hochzinsanleihen fair bewertet sind“, so Henning Lenz. Dennoch hält er eine Überhitzung in den nächsten Monaten für möglich, da die Nachfrage trotz Neuemissionen das Angebot übersteige.

Der WestAM Euro High Yield Bond Fund hat sich bisher als solider Vertreter seiner Anlageklasse erwiesen – und dies bei unterdurchschnittlicher Volatilität und Verwaltungsgebühr. Ob sich hochrentierliche Anleihen als Depotbeimischung eignen, ist eine andere Frage, die von persönlichen Faktoren wie Risikotoleranz und Anlagehorizont abhängt. Für manche Anleger könnte auch eine stärkere geographische Diversifizierung über einen globalen High Yield Fonds in Betracht kommen. Viel hängt zudem vom Einstiegszeitpunkt ab, den man sich nach der starken Entwicklung des Segments in den letzten zwei Jahren gut überlegen sollte.
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