Wie falsch es ist, ausschließlich nach kurzfristiger Wertentwicklung zu kaufen, zeigt der Fimex Fonds Bio Spezial. Vor rund einem Jahr gehörte er zu den Produkten mit der schlechtesten Wertentwicklung. Im laufenden Jahr liegt er jedoch weit vorn. Bis vor kurzem war eine Münchner Verwaltungsgesellschaft für die Beratung de
s Fonds zuständig. Dieses Mandat wurde von der Investmentgesellschaft Hauck & Aufhäuser gekündigt, weil sich die Beratungsgesellschaft auflöst, wie es heißt. Doch vor allem: Das Fondsvolumen ist mit einer Million Euro unakzeptabel niedrig. Damit ist das Sondervermögen von der Schließung bedroht. Um sicher zu gehen, sollten Anleger auf eine ausreichende Fondsgröße achten: Zehn Millionen Euro sollten es mindestens sein.
Zahlreiche bestehende Fonds hingegen sind zu klein, um sie wirtschaftlich zu verwalten. Eine Konsolidierung ist dringend notwendig und im kommenden Jahr sehr wahrscheinlich. Dann dürfen aufgrund gesetzlicher Neuregelungen auch in Deutschland aufgelegte Fonds einfacher zusammengelegt oder geschlossen werden.
Die in Deutschland erhältlichen Biotech-Fonds unterscheiden sich stark in ihrer Ausrichtung. Große Portfolios wie etwa der über eine Milliarde schwere dit Biotechnologie setzen nicht ausschließlich auf die schwankungsanfälligen Biotech-Aktien, sie mischen zum Beispiel Pharma-Werte bei. In unsicheren Zeiten wirkt dies stabilisierend, während Aufwärtsphasen sind solche Portfolios dafür nicht immer vorn dabei. Andere Fonds spezialisieren sich auf sehr junge Unternehmen, die noch weit von der Gewinnschwelle entfernt sind kaufen sich in noch nicht börsennotierte Firmen ein. Diese Strategie ist mit dem höchsten Risiko verbunden. Zahlreiche, vor allem kleinere Gesellschaften haben nur ein einziges Produkt in der Entwicklung. Falls dies nicht zur Marktreife kommt, steht mitunter die Existenz des gesamten Unternehmens auf dem Spiel.
Auch wenn die kurzfristige Entwicklung lockt, sehen die mittelfristigen Ergebnisse doch ganz anders aus. Nach drei Jahren ist die Wertentwicklung durchweg deutlich negativ. Verbunden mit der sehr hohen Standardabweichung, auch Volatilität genannt, verwundert es nicht, dass sämtliche Fonds nur mit einem oder zwei Sternen bewertet sind. In der Kategorie Gesundheitswesen sind Pharma- und Biotech-Portfolios zusammengefasst. Die reinen Biotech-Fonds fallen hier im Vergleich sowohl bei Risiken als auch bei der Rendite ab.
Die weiteren Aussichten: freundlich und heiter
Aufgrund der Rallye des Sektors während der vergangenen Monate stellt sich die Frage nach der weiteren Entwicklung. Besteht noch Potenzial oder ist die Branche schon wieder zu hoch bewertet? Henrietta Theorell, die von New York aus den SEB Invest Concept Biotechnology verantwortet, glaubt nicht an eine Überbewertung: `Die Aktien sind im Vergleich zum Pharmasektor nicht zu teuer, sondern notieren in etwa da, wo sie sollten.´ Eric Bernhardt, Manager des Clariden Biotechnology Equity Fund ergänzt: `Historisch gesehen sind die Bewertungen noch nicht zu teuer. Zum Beispiel ist die Kennzahl PEG Ratio bei den profitablen Gesellschaften attraktiv.´ Andreas Borer, Portfoliomanager des UBS (Lux) Equity Fund – Biotech, hält es jedoch für möglich, dass `es nach der starken Performance in diesem Jahr zu einer Konsolidierungsphase´ kommt.
Die kurzfristige Stimmung für die Branche ist stark von Emotionen geprägt. Für eine dauerhafte Anlage sind die langfristigen Aussichten entscheidend. Nach Ansicht des Zürcher Clariden-Fondsmanagers Bernhardt `sind Produktzulassungen und erfolgversprechende klinische Daten entscheidend´. SEB-Frau Henrietta Theorell ergänzt: `Langfristig ist es wahrscheinlich, dass sich Aktien der Biotechnologie besser als Pharmawerte entwickeln.´ Kurzfristig jedoch gesteht auch sie der Pharmabranche höhere Sicherheit zu. UBS-Mann Borer fasst die Argumente für eine langfristig gute Entwicklung zusammen, er meint: `Noch nie waren so viele Biotech-Produkte in der klinischen Testphase; Mit den Erkenntnissen aus Genom- und anderen Forschungsbereichen besteht großes Potenzial, medizinische Durchbrüche zu erreichen; Produkte sind sehr gut durch Patente geschützt und können sehr hohe Margen erzielen; Die Gewinne der etablierten, profitablen Gesellschaften werden in den nächsten Jahren zweistellige Wachstumsraten aufweisen.´
Bei allen Chancen und Möglichkeiten jedoch bleiben die Risiken. Und für viele Anleger dürften sie zu hoch sein. Wenn in ein bestehendes Depot ein Biotechnologie-Fonds aufgenommen wird, ändert sich die Charakteristik der gesamten Anlage. Es ist deshalb wichtig, die Zusammensetzung regelmäßig zu überprüfen und im Fall des Falles anzupassen. Ein ausgewogenes Depot wird auch mit einem Anteil Biotech nicht unverhältnismäßig risikoreich, wenn sich der Anleger der potenziellen Gefahren bewusst ist und das Zusammenspiel der einzelnen Bausteine richtig bewertet.