Biotechfonds: Verluste schreiben alle

Die Biotechnologie sorgt nicht nur wegen ihrer Forschungsergebnisse für Aufsehen. Auch innerhalb der Fondsbranche ist vieles im Umbruch. Und das liegt nicht nur an der verheerenden Wertentwicklung.

Adriaan Bonauer, 09.10.2002
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Über 42 Prozent Verlust in zwölf Monaten und trotzdem auf dem ersten Platz. Biotechnologie-Fonds sind unter den größten Verlustbringern im Portfolio. Dabei ist es gar nicht so einfach, reine Biotech-Fonds zu finden. Die Mehrzahl der Anlagen mischen defensivere Pharmatitel bei: „Biotech ist an sich schon relativ riskant. Deshalb mischen wir zum Teil Titel aus der Pharmabranche bei.“, so Xavier Latorre, Senior Analyst und Biotech-Experte bei der Fondsgesellschaft dit. „Gerade derzeit wirkt diese Strategie stabilisierend“, stellt er fest. Mit dem dit-Biotechnologie verantwortet er 1,2 Milliarden Euro, das größte hierzulande erhältliche Portfolio.

Ein solches Volumen sichert eine angemessene Gebührenbelastung. Doch zahlreiche kleinere Fonds sind kaum mehr wirtschaftlich zu verwalten.

In den vergangenen sechs Monaten sind bereits zwei zu kleine Portfolios aufgelöst worden: der Fidentus Biotech und der Warburg-Bio-Pharma-Fonds, der erst im vergangenen Jahr aufgelegt worden war. Die Grenze, ab der sich ein Portfolio nicht mehr rechnet, hängt von der Gesellschaft ab. Einstellige Millionen-Euro-Volumen gelten jedoch bei den meisten Anbietern als zu klein. In der Tabelle haben einige Fonds weniger als zehn Millionen Euro unter Verwaltung. Doch offiziell wird bei keinem Anbieter über eine baldige Schließung nachgedacht. Der Finex-Fonds mit rund zwei Millionen Euro will demnächst sogar mit einem neuen Namen auf Kundenfang gehen.

Die DWS hat derzeit nicht weniger als vier Produkte im Angebot, rechnet man die übernommenen Gesellschaften Zürich Invest und Franken Invest dazu. Doch auch der deutsche Marktführer plant derzeit keine Auflösungen.

Doch mit weiteren Schließungen ist zu rechnen. Besonders noch junge Fonds scheinen gefährdet, die noch nicht lange am Markt sind. Denn in vielen Fällen konnten diese nicht von den Boom-Jahren 1999 und 2000 profitieren, als sich die Branche über hohe Mittelzuflüsse freuen konnte. Das jüngste Portfolio, der Clariden Biotechnology, wurde im Oktober 2001 lanciert. Dabei handelt es sich jedoch um die Spiegelung eines schon seit längerem bestehenden Portfolios, an eine Schließung wird nicht gedacht. Die Schweizer räumen lediglich den ungünstigen Startzeitpunkt ein.

Wann ist das Tief vorüber?

Neben dem Fondsvolumen interessiert die Anleger in erster Linie die Wertentwicklung und vor allem, wann die derzeitige Bodenbildung vorbei sein wird. Für eine Erholung sprechen mehrere Faktoren: „Fundamental ist der Sektor attraktiv bewertet.“, stellt Eric Bernhardt von der Clariden Bank fest. „Bei zahlreichen small und mid caps entspricht die Marktkapitalisierung der Cash Reserven.“ Wie das Management des Lacuna Biotech herausfand, kommen in den nächsten Jahren eine Reihe von neuen Medikamenten aus der Biotech-Forschung auf den Markt. „Über 700 Produkte befinden sich in der klinischen Entwicklung.“, so Christian Pistor, Research- und Biotech-Spezialist bei Lacuna. Das könnte den Sektor beflügeln. Lediglich der Zeitpunkt der Erholung ist noch unsicher.

Die durchweg optimistischen Annahmen trösten betroffene Investoren nur wenig. Wer binnen Jahresfrist bereits über die Hälfte seines eingesetzten Kapitals verloren hat, dürfte skeptisch sein. Wobei auch Wertentwicklungen von minus 70 Prozent möglich waren, etwa mit dem H&A Dac Biotech. Der Grund dafür: Das Portfolio wird nach Aussage des Fondsberaters äußerst spekulativ gemanagt. Ein großer Teil des Vermögens wird in sehr junge Unternehmen gesteckt, was entsprechend risikoreich ist. So dürfte der Fonds nicht für jeden Interessenten geeignet sein.

Nicht für konservative Anleger

Für ein Investment im Sektor „muss der Anleger risikofähig sein und einen Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren besitzen.“, meint Eric Bernhardt von der Clariden Bank. Zu beachten ist auch, ob es sich um einen reinen Biotechnologie-Fonds handelt oder ob Pharmatitel beigemischt werden, die die Wertentwicklung puffern, dies aber nach unten wie auch nach oben. Prinzipiell gilt: Je kleiner die Unternehmen im Fondsportfolio sind, desto risikoreicher.
Durch die hohen Schwankungen bei der Wertentwicklung lohnt sich langfristig ein Sparplan, bei dem regelmäßig gleichbleibende Beträge gespart werden. Damit lassen sich Spitzen in der Wertentwicklung etwas ausgleichen.

Doch auch mit einem Sparplan sollte darauf geachtet werden, dass der Anteil am Gesamtportfolio nicht zu hoch wird. Innerhalb des MSCI Global Index liegt der Pharma-Anteil bei rund 13 Prozent. Ein Teil dessen kann innerhalb eines ausgewogenen Portfolios im Biotech-Sektor investiert werden: „In einem chancenorientierten Depot ist eine Beimischung von etwa sieben bis zwölf Prozent sinnvoll. Das hängt ganz von der Risikobereitschaft des Einzelnen ab.“, so Christian Pistor von Lacuna.

Die Biotechs litten stark unter der allgemein negativen Börsenentwicklung. Wenn sich die Stimmung aufhellt und die Optimisten wieder mehr gehört werden, wird sich ein Investment im Sektor wieder lohnen. Dazu meint Lacuna-Experte Pistor: „Gerade der Biotech-Sektor ist sehr abhängig von der Stimmung am Markt – mit fundamentalen Daten haben die Kursbewegungen oftmals wenig gemeinsam. Von einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung wird der Sektor aufgrund seiner Wachstumsaussichten aber sicher stärker profitieren als der Gesamtmarkt.“
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