Eine interne Untersuchung bei WorldCom enthüllte betrügerische Buchungen über 3,8 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr und im ersten Quartal 2002. Durch diese Buchungen musste WorldCom keinen Verlust für 2001 und die ersten drei Monate des laufenden Jahres ausweisen.
Das Unternehmen entließ Scott Sullivan, den Finanzvorstand, und nahm den Rücktritt von David Mayer an, einem Senior Vice President und Controller. WorldCom kündigte gleichzeitig die Entlassung von 17.000 Angestellten ab diesem Freitag an.
WorldCom war der Telekom-Star der N
eunziger Jahre. In die Schlagzeilen geriet das Unternehmen im April, als Bernie Ebbers, der Gründer und Vorstandsvorsitzende, zurücktrat. Seine Gesellschaft litt an finanziellen Schwierigkeiten. In die Öffentlichkeit gelangte die Tatsache, dass er einen persönlichen Kredit der Firma über 365,5 Millionen Dollar angenommen hatte. Die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC wollte diesen Fall untersuchen.
Die an der Nasdaq notierten Aktien von WorldCom fielen am Montag zum ersten Mal unter den Wert von einem Dollar. Gestern schlossen sie bei 83 US-Cent. Das Hoch lag im Juni 1999 bei 64 Dollar 50.
Die Reaktion der Investoren
Der Skandal um WorldCom hat die wachsende Angst über den amerikanischen Unternehmens-Sektor weiter vergrößert. Seit dem Zusammenbruch von Enron im Herbst 2001 sind die Märkte extrem nervös geworden, was übertriebene Unternehmensgewinne betrifft.
Nicht alle Anleger haben die Märkte verlassen. Colin Robertson, Direktor der Globalen Strategie bei Threadneedle, sagte: „Der Grad an Unsicherheit wird für einige Zeit hoch sein. Jedoch kaufen wir heute in Großbritannien und Europa, weil die Bewertungen attraktive Niveaus erreicht haben. In den USA aber kaufen wir nicht.“
Rupert Carnegie, Direktor des weltweiten Research und Strategie bei Henderson, meint dazu: „Die Tiefpunkte der Märkte sind im historischen Rückblick mit schlechten Neuigkeiten und Fehlern der Unternehmen verbunden. Mit einem letzten kathartischen Ausverkauf könnten wir einem Boden endlich nah kommen.“
Der Einfluss eines weiteren Bilanzierungsskandals wird eher psychologischer Natur sein. Die Investoren könnten zögern, in Aktien zu investieren. Sie könnten weitere potenzielle Probleme in den Unternehmensbüchern fürchten.
Robertson von Threadneedle glaubt: „Die Investoren machen sich heute keine Sorgen über die Gewinnraten im laufenden Jahr. Vielmehr versuchen sie, die Zahlen für das vergangene Jahr auf ihre Wahrheit hin zu überprüfen.“