Trotz derart trüber Aussichten gibt es mindestens zwei Gründe, Japan dennoch ernst zu nehmen. Wenn die Pessimisten richtig lägen, dann könnte Japan – immer noch die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt – den Rest der Welt mit sich in den Abgrund ziehen. Sollten sie sich jedoch täuschen, dann könnten mutige Anleger genau dann den richtigen Einstiegspunkt finden wenn alle anderen das Handtuch werfen.
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Vom Sockel gestürzt
Das wesentliche neue Element ist der drastische Popularitätsverfall von Premierminister Koizumi, der vor knapp einem Jahr mit der Ankündigung radikaler Reformen an die Macht gekommen war. Die an ihn geknüpften Hoffnungen wurden bislang jedoch bitter enttäuscht.
Hinzu kommt, dass die verschleppten Probleme mit der Zeit immer gravierender werden. Der Berg notleidender Kredite scheint ins Endlose zu wachsen, während die Wertpapierkurse scheinbar ungebremst weiter fallen.
Zu allem Überfluss sind sich die Experten noch nicht einmal über die Art der notwendigen Reformen einig. Während die eine Seite (zu der die Mehrzahl der Fondsmanager zählt) Strukturreformen für unumgänglich hält, sehen andere (angeführt von Paul Krugman vom renommierten MIT in Boston) die Lösung in inflationsfördernden Maßnahmen der Regierung. Dahinter steht die Hoffnung, dass die Japaner dadurch zum Konsum angeregt werden könnten.
Schmerzhafter Schnitt für alle
Beide Methoden setzen eine hohe Leidensfähigkeit des japanischen Volkes voraus. Während die Deregulierung zu Massenkonkursen und hoher Arbeitslosigkeit führen würde, hätte die gewollte Inflation die Erosion der mühsam angesparten Privatvermögen zur Folge.
Japan-Fondsmanager versuchen sich zu wappnen, indem sie verstärkt auf Unternehmen mit stabilen Bilanzen und soliden Gewinnentwicklungen setzen. Wer sich hingegen am Index orientierte, ist dafür brutal abgestraft worden. Der Wert eines aktiven Fondsmanagements zeigt sich in keiner Anlageregion so stark wie in Japan.