Aktives und passives Fondsmanagement

Eine der hitzigsten Debatten im Bereich Investmentfonds wird über die Vor- und Nachteile von „aktivem“ und „passivem“ Fondsmanagement geführt. Aktive Fonds werden von einem Fondsmanager gesteuert, während passive Fonds – meist Indexfonds genannt – nur versuchen, einen Index möglichst identisch nachzubilden, z.B. den EuroStoxx 50.

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Passive Fonds basieren auf Portfolios, deren Ziel eine Wertentwicklung gemäß dem zugrundeliegenden Index ist. Es ist jedoch nicht immer möglich, einen Index genau nachzubilden. Vor allem bei breit gestreuten Indizes (wie z.B. dem Russell 2000) wäre es sehr teuer, wirklich alle im Index enthaltenen Aktien zu kaufen. Hinzu kommt, dass die Indizes oft Änderungen unterworfen sind, die man dann auch nachvollziehen müsste.

Indexfonds benutzen eine Reihe verschiedener Techniken, um die Balance zwischen möglichst exakter Indexnachbildung und Kosteneinsparungen zu halten. Ein Weg ist die Anlage in eine repräsentative Auswahl von Aktien. So würde ein Nordamerika-Fonds, der den S&P 500 als Index gewählt hat, beispielsweise in eine Reihe von Firmen aus allen Sektoren des Index investieren.

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Einer der Hauptvorteile der Indexfonds ist, dass sie Anlegern einen hohen Grad an Diversifizierung für einen geringen Einsatz bieten. Für eine vergleichbare Streuung durch Direktanlage in Einzelaktien wären die Kosten wesentlich höher.

Da passive Fonds keine Researchteams benötigen und auch sonst geringe Personalkosten verursachen sind sie relativ kostengünstig. Im Gegensatz dazu müssen Anleger in aktiven Fonds teure Verwaltungsapparate finanzieren – auch wenn diese Kosten auf eine große Zahl von Anlegern verteilt werden.

Passive Fonds sind normalerweise auch voll investiert, das heißt sie haben keine nennenswerten Kassenbestände. Dadurch profitieren sie oft auch stärker von steigenden Märkten als aktive Fonds, die dann durch Liquidität zurückgehalten werden.

Aktives Management

Aktive Fondsmanager verwenden eine ganze Palette verschiedener Ansätze und Methoden, um ihren jeweiligen Vergleichsindex zu schlagen. Zwei der gängigsten Prozesse werden „Top-down“ und Bottom-up“ genannt.

Top-down-Manager gehen von den makroökonomischen Gegebenheiten der Anlageregion aus. Nach Analyse des konjunkturellen Klimas und der Aussichten entscheiden sie über die allgemeine Vermögensaufteilung im Fonds. So könnten sie zum Beispiel entscheiden, dass ein bestimmter Anteil des Fondsvermögens in Bankaktien investiert sein sollte, weil sie die Zukunftsaussichten für den Finanzsektor positiv einschätzen. Für diese Art Fondsmanager ist das Einzelunternehmen nicht so wichtig wie die Branche, das es repräsentiert.

Im Gegensatz dazu investieren Bottom-up-Manager, oft auch „Stockpicker“ (Aktienpflücker) genannt, einfach in Unternehmen, die ihnen gefallen. Sie beschäftigen sich weniger mit der Gewichtung verschiedener Sektoren oder volkswirtschaftlichen Analysen.

Stockpicker verwenden ihrerseits eine Reihe unterschiedlicher Techniken, um die für sie interessanten Aktien herauszufiltern. Ein Großteil der aktiven Manager bedient sich der Fundamentalanalyse, d.h. sie untersuchen detailliert die Bilanzen der Firmen. Viele legen auch großen Wert auf direkten Kontakt mit den Unternehmensführungen, und unterwerfen diese rigorosen Interviews. Manche bedienen sich auch der Chartanalyse, d.h. sie versuchen Vorhersagen über die Kursentwicklung anhand der Kursverlaufsdiagramme zu erstellen.

Die Unterscheidung zwischen Top-down und Bottom-up ist in der Praxis oft verschwommener als in der Theorie. Die meisten Fondsgesellschaften behaupten von sich, dass sie beide Ansätze kombinieren.

Dies ist der letzte Artikel der dreiteiligen Serie über Anlagestile. Die anderen zwei Artikel beschäftigten sich mit Value und Growth, sowie mit großen und kleinen Marktkapitalisierungen.

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Über den Autor

Maria Grazia Briganti  She has been editor & analyst of Morningstar Italy