„Nach 6 Jahren Outperformance der Small- und Midcaps ist aus unserer Sicht eine überproportionale Wertentwicklung dieses Segmentes relativ zu Blue Chips zunächst nicht zu erwarten.“

Lorenzo Carcano managt mit den Metzler Euro Small Cap ein recht stark diversifiziertes europäisches Nebenwerteportfolio. Er sprach mit Morningstar über seine Einschätzung der Small- and Mid Caps und seine Einstellung zu IPOs.

Werner Hedrich 24.11.2006
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Managen Sie neben dem Metzler Euro Small Cap Publikumsfonds (Volumen 200 Mio. Euro) noch andere institutionelle Gelder im Nebenwertebereich?

Der Metzler Euro Small Cap ist unser „Flagship“- Produkt im Bereich der europäischen Nebenwerte. Aufgrund der Größe des Fonds – zur Zeit mehr als 200 Millionen EUR - sind einige institutionelle Anleger direkt im Publikumsfonds investiert. Zusätzlich halten einige unserer Spezialfonds Beimischungen im Nebenwertebereich. Unser Small- und Mid Cap Team versteht sich als „Competence-Center“ für das Marktsegment der europäischen Nebenwerte: Wir arbeiten eng mit d

en anderen Produktverantwortlichen zusammen und beliefern diese mit interessanten Ideen aus dem europäischen Small- und Mid Cap Bereich.

Wie gehen Sie bei der Aktienauswahl vor? Wie groß ist Ihr Team?

Wir sind fundamentale Anleger und keine Spezialisten der technischen Analyse. Die Fokussierung liegt auf der Analyse von Unternehmen, ihren Strategien und Wachstumsperspektiven. In unserem Investmentprozess fokussieren wir uns auf die Einzeltitelauswahl, während Sektor- bzw. Länderüberlegungen eine untergeordnete Rolle spielen. Im Mittelpunkt der Analysen stehen die Bewertung und das Wachstumspotenzial eines Unternehmens. Der Schwerpunkt liegt auf Aktien von Unternehmen, die relativ zu ihren Wachstumsaussichten unterbewertet sind. In der Literatur wird dieser Ansatz als „GARP“- Ansatz bezeichnet (Growth At Reasonable Price – Wachstum bei vernünftiger Bewertung). Unser Small- und Mid Cap Team besteht zur Zeit aus 3 Mitarbeitern: 2 Senior Portfolio Manager und 1 Junior Portfolio Manager. Alle beschäftigen sich täglich mit der Analysen von Nebenwerten: Sie treffen täglich Unternehmen und analysieren deren Strategien und Bilanzen.

Was macht Small- und Mid Caps nach einer mehrjähriger relativen Outperformance zu Blue Chips attraktiv?

Das Marktsegment Nebenwerte ist ineffizienter als das Blue Chips Segment. Dies bedeutet, dass Nebenwerte weniger von Marktteilnehmern analysiert und verfolgt werden. Das erhöht die Chance, über eine fundierte Einzeltitelauswahl- und Analyse Aktien zu finden, die ein interessantes Kurspotenzial bieten und vom Markt vernachlässigt sind. Wenn man die historische, langfristige Wertentwicklung der Nebenwerte für verschiedene Regionen betrachtet, stellt man fest, dass Nebenwerte langfristig jährliche Outperformance gegenüber Large Caps generiert haben. Das ist untermauert durch das überproportionale Wachstum der Unternehmensgewinne. Nach 6 Jahren Outperformance der Small- und Midcaps ist aus unserer Sicht eine überproportionale Wertentwicklung dieses Segmentes relativ zu Blue Chips zunächst nicht zu erwarten. Nicht desto trotz sind wir zuversichtlich, dass unser Ansatz durch eine langfristig erfolgreiche Einzeltitelauswahl überzeugen kann. Nebenwerte eignen sich strukturell langfristig hervorragend als Anlagebeimischung in diversifizierten Portfolios.

Auffallend in Ihrem Fonds ist die Verteilung der Risiken auf 70 Positionen. Welches Risikocontrolling verfolgen Sie?

In der Portfoliokonstruktion legen wir viel Wert auf die Diversifikation der Risiken. Wir denken, dass eine optimale Portfoliodiversifikation durch eine Verteilung der Risiken auf 50 bis 100 Werte erreicht wird. Obwohl die traditionelle Portfoliotheorie beweist, dass eine optimale Risikodiversifikation durch ein Portfolio von auch deutlich weniger als 50 Titeln erreicht werden kann, spielt bei Nebenwerten oft die mangelnde Liquidität der Instrumente eine wichtige Rolle in der Beurteilung der Portfoliorisiken. Diese Aspekte beeinflussen das Gesamtrisiko des Portfolios in großem Maße. Wir sind überzeugt, dass eine Anzahl von 50 bis 100 Positionen eine optimale Risikostreuung für das Portfolio darstellt.

Wie groß muss der handelbare Free Float einer Aktie sein, damit Sie sie im Portfolio berücksichtigen? Gibt es Regeln, wie z.B.: ‚nie mehr als die Hälfte des täglichen Handelsvolumens an der Heimatbörse’?

Wir schauen ausschließlich auf die eigentliche Größe eines Unternehmens, nämlich die Marktkapitalisierung. Das Free Float spielt für uns überwiegend dann eine Rolle, wenn es darum geht, die Liquidität einer Aktie einzuschätzen. Wir achten auf die Liquidität der Aktien, in die wir potenziell investieren würden, wir haben aber bewusst keine strikte Regel oder Grenze definiert. Jedes potenzielle Investment wird hinsichtlich des Beitrags zum Gesamtportfoliorisiko geprüft. Darüber hinaus wird das Liquiditätsrisiko des Gesamtportfolios wöchentlich geprüft: Hier haben wir uns strikte Richtlinien gegeben, damit das Portfolio nicht zu illiquide wird.

Im Zuge von IPOs steigen oft auch Private Equity Fonds aus. Auf welche Punkte achten Sie in diesem Zusammenhang?

Das Aussteigen von Private Equity Fonds ist aus unserer Sicht nicht unbedingt ein Zeichen, dass die Neuemission nicht interessant ist, da die Private Equity Anleger andere Ziele und Vorgaben verfolgen. Selbstverständlich sehen wir es generell positiv, wenn die Neuemission frisches Geld für das Unternehmen bringt und nicht nur für die Eigentümer: Das ist oft eine gute Voraussetzung für das zukünftige Wachstum des Unternehmens. Nach über 3 Jahren erfreulicher Entwicklung der Börsen gibt es im Moment natürlich eine Reihe von Neuemissionen und nicht alle repräsentieren gute Investmentopportunitäten. In einigen Fällen handelt es sich tatsächlich um reine Gewinnmitnahmen von Private Equity Anlegern, die wenig weiteres Potenzial für ihr Investment sehen und die aktuelle gute Börsenstimmung ausnutzen, um Kasse zu machen. Unsere Aufgabe ist es, gute von schlechten IPOs zu unterscheiden. Allerdings sind wir zur Zeit eher zurückhaltend, was Neuemission angeht. Wir favorisieren Unternehmen mit soliden langfristigen Wachstumstrends und weniger Zyklizität. Darüber hinaus muss natürlich die Bewertung stimmen.

Kommen für Ihren Fonds auch Aktien in Frage, die über eine Venture Capital Gruppe eine Anschlussfinanzierung an der Börse suchen? Auf was achten Sie?

Nein, wir haben in der Vergangenheit keine Anschlussfinanzierungen über Venture Capital-Unternehmen getätigt. In der Regel haben die Unternehmen, in die Venture Capital-Anleger investieren, ein anderes Profil als unsere Zielinvestments: das Geschäftsmodell ist oft nicht reif genug und die Wachstumsopportunitäten mit hohem Risiko behaftet. Wir glauben, dass es ausreichende Investmentopportunitäten unter den europäischen börsengelisteten Nebenwerten gibt. Diese gilt es, mit unserem Ansatz zu entdecken.

Gehen Sie auch Pre-IPO Beteiligungen ein oder kaufen Convertibles?

Wir haben uns in der Vergangenheit in wenigen Fällen in Pre-IPO-Beteiligungen engagiert. Es handelte sich um Unternehmen mit sehr überzeugenden Geschäftsmodellen, bei denen der geplante Börsengang nicht zu weit in der Zukunft lag. Der Fonds darf bis zu 10 % vom Fondsvolumen in nicht börsennotierte Instrumente anlegen. Wir haben in der Vergangenheit keine Anlagen in Convertibles getätigt, würden aber eine Investition nicht ausschließen, da es sich um eine interessante Vermögensklasse handelt, die oft ein attraktives Rendite-/Risikoprofil hat.

Wie hoch ist der TER des Fonds? Belasten Sie performanceabhängige Gebühren?

Der TER des Fonds liegt bei 1,32 % (die Berechnungsgrundlage ist das Geschäftsjahr 1.10.2004-30.9.2005). Wir erheben zur Zeit keine performanceabhängigen Gebühren, wobei wir die Einführung performance-abhängiger Gebühren in der nahen Zukunft planen, da dies der Gebührenstrategie vieler unserer Mitbewerber entspricht.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Über den Autor

Werner Hedrich