Grundlegendes
Anlagedisziplin ist für Warren Buffett eines der wichtigsten Erfolgsgeheimnisse. Seiner Meinung nach schlagen viele Anleger den Gesamtmarkt gerade deshalb nicht, weil ihnen die nötige Anlagedisziplin fehlt. Er empfiehlt daher, sich zunächst eine langfristige Anlagestrategie zurechtzulegen und dabei nie die Kosten aus den Augen zu verlieren. Dies bedeutet auch, dass Anleger sich nicht von kurzfristigen A
nlagetipps oder etwa vom Bauchgefühl leiten lassen sollten, denn dies führt oft dazu, dass zu teuer gekauft und billig verkauft wird. Wer dies vermeidet, kann auch seine Kostenbelastung, die durch hohe Managementgebühren und exzessives Trading entsteht, besser unter Kontrolle halten. Schließlich gehen Kosten zu Lasten der möglichen Rendite.
Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht
Die Kapitalanlage kann einfacher sein, als es für viele zunächst den Anschein hat. Wenn es kompliziert wird, liegt es oft daran, dass Anleger bei der Jagd nach Rendite in Bereiche investieren, die sie nicht wirklich verstehen. Warren Buffett rät hier zu unkomplizierten Lösungen. Anleger sollten sich ein Depot zusammenstellen, mit dem sie sich wohlfühlen, und dass ihnen keine schlaflosen Nächte bereitet. Damit dürften sie nicht nur ihre Nerven schonen, sondern auch um einiges besser fahren.
Störgeräusche ausschalten
Wenn Sie zu sehr auf die Finanzpresse achten, werden Sie sich vielleicht genötigt fühlen, etwas zu unternehmen. Oft ist dies selbst dann der Fall, wenn es besser wäre, nichts zu tun. Anleger sollten sich eher an Warren Buffett orientieren. Die durchschnittliche, gewichtete Haltedauer von Unternehmen wie American Express, Coca-Cola, Gillette oder Wells Fargo beträgt in seinem Portfolio mehr als 12 Jahre. Wer nicht genug Vertrauen in ein Investment hat, um sich langfristig zu engagieren, sollte es lieber lassen. Sich bei der Kapitalanlage nur nach den Schlagzeilen zu richten, ist zu kurz gegriffen. Besser wäre es, die ursprünglichen Gründe für ein Investment auf ihre Gültigkeit hin zu überprüfen. Erst wenn sich daran wirklich etwas geändert hat, ist Handeln angebracht.
Diversifikation zählt
Warren Buffett hat sich in den letzten Jahren auch kritisch über Investoren geäußert, die ihre Risiken übermäßig streuen: Irgendwann sei ein Punkt erreicht, in dem das Portfolio sich immer mehr einem Index annähere. Er führt aber auch einige Beispiele für sinnvolle Diversifizierung an: Seine Währungseinschätzung sollten Anleger als Anlass nehmen, sich über die Währungsrisiken im eigenen Portfolio im Klaren zu werden. Zwar gibt es keine Garantie, dass Buffett mit seiner Währungsmeinung richtig liegt, doch eine Streuung über mehrere Währungen sollte man immer ins Auge fassen.
Anreize sind entscheidend
Im diesjährigen Rundbrief ist ein Absatz von besonderem Interesse, der sich mit dem Anreizsystem bei NICO, einer der Tochtergesellschaften der Buffett-Firma Berkshire, befasst. Ohne auf die Details einzugehen: Buffett verspricht darin, dass keinem der Angestellten nur wegen eines nachlassenden Geschäfts gekündigt würde – ein großer Unterschied zur Konkurrenz. Stattdessen legt er Wert auf Disziplin im Geschäftsbetrieb. Was hat dies alles mit Fonds zu tun? Das Gehalts- und Bonussystem in einer Firma bestimmt zum großen Teil auch, wie sie geführt wird und wie ihre Fonds verkauft werden. Wenn der Fokus vor allem auf dem Verkauf und dem verwalteten Vermögen liegt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Anleger darunter leiden. Als Anleger ist man mit einer Fondsgesellschaft, die ihre Anlagestrategie in den Mittelpunkt stellt und sie auch in schweren Zeiten durchhält, besser dran als mit einem Vermögensmanager, der kurzfristigen Renditen nachjagt.
Kunal Kapoor ist Director of Fund Analysis bei Morningstar in den USA. Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.morningstar.com