In Ihrem Kalender fürs neue Jahr ist sicher ein Tag schon markiert: der 23. Februar, denn dann geht es an die Wahlurnen. Aus ökonomischer Sicht wird ein Thema dominieren: die Schuldenbremse. Eine mögliche Lockerung könnte dringend benötigten Spielraum für Investitionen schaffen.
„Deutschland befindet sich an einem Scheideweg: Investitionen in Zukunftstechnologien und Infrastruktur erfordern mehr fiskalischen Spielraum, doch der Konsens zur Lockerung der Schuldenbremse ist alles andere als sicher“, fassen es die Analysten von Morgan Stanley zusammen. Gleichzeitig belasten die schwächelnde Industrieproduktion und mögliche Handelszölle der USA gegen europäische Exporte die wirtschaftlichen Aussichten.
Aber auch unser Nachbarland Frankreich hat mit fiskalischen Problemen zu kämpfen, die wenig Spielraum für expansive Manöver lassen, und bereitet sich auf ein weiteres Jahr mit politischer Unsicherheit vor. Italien muss derweil die Haushaltskonsolidierung umsetzen, um die Schuldenquote vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Abschwächung mittelfristig wieder auf Kurs zu bringen. Spanien konnte als einzige der großen europäischen Volkswirtschaften ein schnelles Wachstum verzeichnen, was vor allem dem Dienstleistungssektor zu verdanken ist.
Dies alles geschieht vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, der inzwischen über 1.000 Tage andauert.
Aktienmärkte: Weitere Chancen nach der Rallye?
An den Aktienmärkten konnte das Jahr 2024 Rekorde an der Wall Street verzeichnen, angetrieben durch den Boom der künstlichen Intelligenz und die Aussicht auf niedrigere Zinsen. Der US-Aktienmarkt hat sich bis 2024 besser entwickelt als die globalen Märkte. Das bedeutet auch: viele Aktien sind inzwischen überbewertet und bieten wohl nur wenig Spielraum für weitere Wertsteigerungen.
Anders sieht es auf dem alten Kontinent aus. Zwar verzeichneten auch die europäischen Märkte Gewinne, doch längst nicht so stark wie auf der anderen Seite des Atlantiks. Insgesamt halten die Analysten von Morningstar die europäischen Märkte für leicht unterbewertet und für die attraktivsten unter den entwickelten Märkten weltweit.
Deutschland ist da keine Ausnahme. Der gedämpften konjunkturellen Stimmung zum Trotz: Vergangene Woche überschritt der DAX die psychologisch wichtige Marke von 20.000 Zählern und hält sich problemlos über dieser Zahl, von Bremsspuren keine Spur. Was es damit auf sich hat und ob es so weitergehen könnte, erläutere ich im Kapitalmarktausblick.
In den Schwellenländern bleibt China nach den Konjunkturimpulsen der Regierung zur Wiederbelebung der Wirtschaft die am stärksten beobachtete Region, während Lateinamerika im Hinblick auf die Aktienmarktentwicklung im Jahr 2024 die schwächste Region war.
Anleihenmärkte: Was tun bei fallenden Zinsen?
Am Donnerstag dürfte die Europäsiche Zentralbank die Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte senken und ihren Zinssenkungszyklus auch 2025 fortsetzen. Während Aktienmärkte von diesen geldpolitischen Entscheidungen indirekt profitieren, stehen Anleihen- und Geldmärkte direkt im Fokus. Und so werden sich Anleger, die sich bisher über gute Zinsen auf ihren Tagesgeldkonten freuten, andere Optionen suchen müssen. Angesichts sinkender Leitzinsen ist Bargeld nicht mehr die beste risikofreie Anlage.
Denn Geld auf Giro- und Tagesgeldkonto zu haben, bringt langfristig keine mit anderen Anlageformen vergleichbare Rendite und schützt oft nicht einmal vor Inflation. Im Fachjargon spricht man von realen Renditen - das ist die Rendite unter Berücksichtigung der Infaltionsrate. Und diese sollten Investoren bei der Suche nach alternativen Anlagemöglichkeiten unbedingt auf dem Schirm haben.
Für Anleger, die auf einen regelmäßigen Einkommensstrom ausgerichtet sind, bieten etwa Staat- oder Unternehmensanleihen eine Alternative. Im Gegensatz zu Tages- oder Bargeld besteht die Rendite von Anleihen aus zwei Komponenten: Kursänderungen und Kupons. In einem Umfeld sinkender Zinsen fallen die Renditen tendenziell, während die Kurse ausstehender Anleihen steigen, eben weil Neuemissionen niedrigere Kupons bieten als frühere Emissionen, als die Benchmark-Zinsen höher waren.
Deutsche Staatsanleihen gelten gemeinhin als besonders sicher. In Deutschland normalisierte sich die Zinsstrukturkurve für Bundesanleihen nach einer fast zweijährigen Phase der Inversion im September 2024. Das heißt, dass kurzfristige Anleihen nicht länger höhere Renditen als langfristige Papiere bieten, was häufig als Zeichen für eine Entspannung der wirtschaftlichen Unsicherheiten gewertet wird.
„Der Spread zwischen 2-jährigen und 10-jährigen Bundesanleihen betrug am 6. Dezember 19 Basispunkte, im Vergleich zu einem Spread von minus 32 Basispunkten Ende November 2023. Die Versteilung der Zinskurve lässt sich auf die lockere Geldpolitik der EZB zurückführen, die durch die erfolgreiche Eindämmung der Inflation im letzten Jahr ermöglicht wurde“, erklärt Morningstar-Analystin und Fixed-Income Expertin Shannon Kirwin.
Anleger müssen aber auch andere Faktoren bei Anleihen-Investments berücksichtigen, die sich auf die Renditen auswirken, wie z.B. die Spreads zwischen den Staatsanleihen verschiedener Länder, wobei die Bundesanleihe oft als Referenz für die Eurozone herangezogen wird. Die jüngste Ausweitung des Spreads zwischen französischen und deutschen 10-jährigen Staatsanleihen etwa geht auf die Regierungskrise in Frankreich zurück, erläutert Kirwin.
Anlagestrategien für 2025
Wir widmen uns die ganze Woche den Szenarien für 2025 und Anlagestrategien in Aktien, Anleihen, Währungen, Kryptowährungen und Rohstoffen. Unsere Experten gehen dabei auch auf Fallstricke ein, die unsere finanziellen Ziele gefährden könnten.
Montag:
Kann sich der Euro 2025 erholen?
US-Aktienmarkt Ausblick: Zölle sind die Unbekannte im Jahr 2025
Wird 2025 das Jahr Chinas sein?
Dienstag:
Bitcoin und Kryptowährungen im Jahr 2025
Ausblick: Deutscher Aktienmarkt 2025
Mittwoch:
3 Anlagefehler, die Sie 2025 avermeiden sollten
Donnerstag:
Europäische Wachstumsaktien 2025
Das Szenario für die europäischen Aktienmärkte im Jahr 2025
Geldpolitische Sitzung der EZB: Wie stellt sie die Weichen für 2025?
Freitag:
3 Rohstoffe für 2025
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