Kann ich Bitcoin-Spot-ETF in Deutschland kaufen?

Nach dem Trump-Sieg rauscht die Kryptowährung in die Höhe. Spot-ETFs wie in den USA gibt es hierzulande nicht zu kaufen. Aber es gibt natürlich andere Möglichkeiten, in die Kryptowährung zu investieren, auch über ETFs. Diese sind aber anders gestrickt und breiter aufgestellt. Hier ein Überblick.

Antje Schiffler 26.11.2024
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Koperkleurige collage-illustratie met Bitcoin in het midden, omringd door opwaartse en neerwaartse pijlen.

Der Wahlsieg von Donald Trump um die US-Präsidentschaft hat den Bitcoin-Kurs in die Höhe schnellen lassen. Die Kryptowährung gilt als ein so genannter „Trump-Trade“. Über 40% Plus machte die Krypto-Leitwährung seit dem 6. November und kratzte bisweilen an der Rekordmarke von 100.000 US-Dollar.

„Trumps Vision, die USA zum globalen Bitcoin-Zentrum zu entwickeln und nationale Bitcoin-Reserven aufzubauen, sendet starke Signale an die Märkte. Sollte dies wirklich so in der weltgrößten Volkswirtschaft umgesetzt werden, dürfte das sicherlich weitere Länder ebenfalls auf den Plan rufen - auch wenn die konkrete Umsetzung noch abzuwarten bleibt und hier sicherlich auch Fantasie im Kurs steckt“, kommentiert Jonas Groß vom Frankfurt School Blockchain Center (FSBC) auf Morningstar-Anfrage.

Die Entwicklung wirft die Frage auf, ob Anleger auch hierzulande in Bitcoin-ETFs investieren könnten. Die kurze Antwort ist: ja und nein. Ein Produkt, wie der im Januar 2024 in den USA aufgelegte Spot-ETF ist hierzulande nicht zu haben.

Bitcoin-Spot-ETF: Was ist das?

Am 10. Januar hat der Bitcoin in den USA einen Schritt hin zum Anleger-Mainstream gemacht. Die US-Wertpapieraufsicht SEC öffnete den Weg für solche börsengehandelten Produkte, die direkt in diese Digitalwährung investieren (Bitcoin-Spot-ETFs). Das hatte lange gedauert. Mehr als 20 Mal hatte die SEC abgelehnt, nun kam das Okay, und zwar gleich für 11 Produkte, darunter der “iShares Bitcoin ETF” oder auch der “Grayscale Bitcoin ETF”.

“Bitcoin-Spot-ETF” ist die offizielle Bezeichnung für einen ETF, der Bitcoin hält, erläutert Bryan Amour, Director of Passive Strategies Nordamerika bei Morningstar. Die Wertentwicklung dieser ETFs dürfte sich eng am Bitcoin-Kursen orientieren, abzüglich der Gebühren und der Handelskosten des Fonds.

“Der einzige Grund, warum wir die neu zugelassenen ETFs “Spot-Bitcoin” nennen, ist, dass die Bitcoin-Futures-ETFs zuerst angeboten wurden. Sie kamen bereits im Oktober 2021 auf den Markt”, bemerkt Amour. Der Hauptunterschied zwischen einem Spot-ETF und anderen Krypto-ETFs liegt in den Vermögenswerten, die sie halten, und in der Art und Weise, wie sie ihren Wert beziehen, erläutert Monika Calay, Direktorin für passive Forschungsstrategien bei Morningstar.

Ein Spot-ETF wie der nun zugelassene Spot-Bitcoin-ETF hält in erster Linie die eigentliche Kryptowährung wie Bitcoin. “Wenn Sie in einen Bitcoin-Spot-ETF investieren, besitzen Sie im Wesentlichen einen Anteil an der Kryptowährung selbst”, so Calay. Daher seien sie eine unmittelbare Verbesserung der Reinheit des Bitcoin-Engagements.

Kann ich Bitcoin-Spot-ETFs in Deutschland kaufen?

Ein Bitcoin-Spot-ETF, wie die US-Variante nun konzipiert wurde, kann ein deutscher Investor also nicht beziehen. Grund ist die Regulierung, genauer gesagt UCITS (Undertakings for Collective Investment in Transferable Securities Directive). Diese verbietet, dass ETFs nur ein Produkt abbilden. Vielmehr investieren europäische Produkte in einen Korb von kryptowährungsbezogenen Instrumenten.

Es gibt rund 130 Kryptowährungs-ETPs (Exchange Traded Products), die in Europa ansässig und an vielen europäischen Börsen notiert sind, darunter Euronext Paris, Euronext Amsterdam, XETRA und SIX Swiss Exchange, berichtet Morningstar-Redakteur Valerio Baselli aus Italien.

Deutsche Anleger können Bitcoin auch direkt auf Handelsplattformen kaufen oder auf so genannte Exchange Traded Notes (ETN) ausweichen. Diese sind anders als ETFs allerdings Schuldverschreibungen, das heißt, wenn der Emittent pleite geht, geht der Anleger leer aus. (Wenn die Begriffe ETF, ETP und ETN gerade vor Ihren Augen verschwimmen - hier dröseln wir das auseinander.)

Bitcoin-Spot-ETFs: Was war passiert?

Mehr als 10 Jahre nach dem ersten Antrag hat die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC einen börsengehandelten Spot-Bitcoin-ETF genehmigt. Genau gesagt hat die SEC 11 dieser Produkte genehmigt, was den Anlegern von Anfang an Optionen bietet. Genehmigt wurden die Anträge von 21Shares, ARK Invest, Invesco Galaxy, VanEck, WisdomTree, Fidelity, Valkyrie, BlackRock, Grayscale, Bitwise, Hashdex und Franklin Templeton.

Laut Groß vom FSBC sind Bitcoin-ETFs eine Erfolgsgeschichte: „Mit einem akkumulierten Volumen von über 100 Milliarden US-Dollar in nur zehn Monaten überflügelt allein Blackrocks Bitcoin-ETF bereits deren größten Gold-ETF. Diese massive institutionelle Nachfrage unterstreicht das große Interesse von institutionellen Investoren“, so Groß. Er fügt hinzu: „Allerdings ist und bleibt Bitcoin riskant und man sollte in der aktuellen Marktphase nicht gierig werden.“

Nun folgen Bitcoin-Optionen

„Was in der Diskussion rund um den Bitcoin-Preis derzeit untergeht ist, dass es nun – nach den ETF-Zulassungen in den USA Anfang Januar – seit dem 19. November auch möglich ist, Bitcoin-Optionen zu handeln“, so Groß mit Blick auf die USA. Gerade insitutionelle Investoren nutzen Optionen zum Risikomanagement, um sich bei Investments auch gegen fallende Kurse abzusichern.

Sollte ich in Bitcoin investieren?

Anleger müssen sich nicht zwingend eine Meinung zu Bitcoin bilden, betont Amour von Morningstar. “Die Angst, etwas zu verpassen, ist eine schlechte Anlagestrategie, und Anleger sollten nur in diese ETFs investieren, wenn sie darin einen Wert sehen“.

In jedem Fall ist der Kurs von Kryptowährungen äußerst volatil mit hohen Abwärtsrisiken, betont auch Amy C. Arnott, Portfoliostrategin bei Morningstar. Zwar seien die Erträge in der Vergangenheit hoch genug gewesen, um diese Risiken auszugleichen, allerdings wisse niemand, ob dies so bleibe.

Welchen Anteil sollte Bitcoin in meinem Portfolio haben?

Zudem würden Bitcoin, Ether und andere Kryptowährungen in dem Maße, in dem sie zum Mainstream werden, auch an Bedeutung zur Diversifizierung des Portfolios an Wert verlieren. „Während die Korrelation zu den meisten anderen wichtigen Anlageklassen in absoluten Zahlen niedrig bleibt, hat sie in den letzten Jahren stetig zugenommen. Daher gibt es keine Garantie dafür, dass die Aufnahme von Kryptowährungen die risikobereinigten Renditen eines Portfolios verbessern wird, insbesondere nicht in dem Maße wie in der Vergangenheit“, gibt die Expertin zu Bedenken.

Darüber hinaus macht die Beliebtheit von Kryptowährungen bei Momentum-Investoren und spekulativen Käufern anfällig für Preisblasen, die irgendwann platzen könnten. Zudem ist es fast unmöglich, Kryptowährungen einen zugrunde liegenden, fundamentalen Wert beizulegen. „Aus diesen Gründen erscheint eine Portfoliogewichtung von 5% oder weniger ratsam, und viele Anleger sollten Kryptowährungen lieber ganz auslassen“, lautet ihr Fazit aus dem im Juni erschienenen Artikel „How to use bitcoin in your portfolio“.


Der Autor/Autorin oder die Autoren besitzen keine Aktien der in diesem Artikel erwähnten Wertpapiere. Informieren Sie sich über die Redaktions-Richtlinien von Morningstar.

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.