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Senkt die SNB am Donnerstag erneut die Zinsen?

Im März preschte die Schweizerische Nationalbank als erste der grossen westlichen Notenbanken mit einer Zinssenkung voran und legte im Juni nach. Was tut sie am Donnerstag?

Antje Schiffler 23.09.2024
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SNB in ZürichBei der kommenden geldpolitischen Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank am Donnerstag, 26. September, wird der abtretende SNB-Präsident Thomas Jordan wohl eine weitere Zinssenkung verkünden. Denn dass die SNB die Zinsen senken wird - und so eine weitere Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro verhindern will - gilt als ausgemachte Sache.

Die Frage ist, wie gross der Zinsschritt ausfallen wird. Das Gros der Experten geht zurzeit von einer Reduktion von 0,25 Prozentpunkten aus. Ein kleiner, aber wachsender Teil hält nach der jüngsten Fed-Entscheidung und angesichts der Rallye des Franken aber auch einen drastischeren Schritt von 0,50 Prozentpunkten für möglich. So wird an den Geldmärkten sogar eine Wahrscheinlichkeit von 33% für eine Senkung um 50 Basispunkte gesehen.

Karsten Junius, Chefvolkswirt bei J. Safra Sarasin, gehört zum Lager deren, die eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte erwarten. "Wir sind der Meinung, dass ein schrittweiserer Ansatz angemessener ist", so der Volkswirt in einer Research Note.

"Dies bedeutet unserer Ansicht nach zwei weitere Senkungen im Dezember und März auf ein Niveau von 0,5%. Der Grund für unsere mittelfristig vorsichtige Einschätzung ist, dass die Inflation schneller sinkt als bisher von der SNB angenommen. Darüber hinaus erwarten wir ein moderates Wirtschaftswachstum, sodass die Arbeitslosigkeit weiter steigen dürfte."

Auch Valentino Guggia, Ökonom bei der Migros Bank, erwartet für den 26. September eine Zinssenkung in Höhe von 25 Basispunkten auf 1%. "Mehrere Gründe sprechen für eine Lockerung der Geldpolitik: Das von der SNB angestrebte Ziel der Preisstabilität ist seit Juni letzten Jahres erreicht, während das hiesige Wirtschaftswachstum – unter Ausschluss der chemisch-pharmazeutischen Industrie – noch nicht an Fahrt aufnimmt", erläutert Guggia in einer Email an Morningstar.

"Wir erwarten, dass die SNB die Zinsen bei der kommenden geldpolitischen Lagebeurteilung am 26. September um 25 Basispunkte senkt, um eine weitere Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro zu verhindern", schreibt auch Martina Honegger-Romahn, Portfoliomanagerin bei der Allianz Global Investors, in einer Medienmitteilung am 20. September. 

Wie hoch sind die Zinsen in der Schweiz?

Die SNB hatte die Kapitalmärkte Ende März mit einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte überrascht und preschte als erste der grossen westlichen Zentralbanken mit einer Zinssenkung voran. Es folgte eine weitere Zinssenkung im Juni um erneut 0,25 Prozentpunkte.

Aktuell liegt der Leitzins in der Schweiz bei 1,25% und damit deutlich tiefer als der Leitzinssatz anderer grosser europäischer Banken. 

Schweizer Inflation bleibt niedrig

Anders als seine Pendants in Europa muss sich die SNB nicht um Inflation sorgen. Im August fiel die Schweizer Inflationsrate auf 1,1% von 1,3% im Juli. Im Vergleich zum Vormonat blieben die Preise stabil. Seit Beginn des Jahres schwankt die Inflation auf niedrigem Niveau im Bereich zwischen 1,0% und 1,4%.

Nach Einschätzung von Junius von J. Safra Sarasin dürfte die SNB ihre Inflationsprognose am Donnerstag senken. Denn die Zahlen hätten seit dem letzten Outlook im Juni immer wieder auf der unteren Seite überrascht.

Was bedeuten fallende Zinsen für den Franken?

Mit den Zinslockerungen will die Notenbank die Aufwertung des Franken eindämmen. Ihr Problem ist allerdings, dass der Leitzins bereits sehr niedrig ist. Die SNB könnte - basierend auf Schritten von 0,25 Prozentpunkten - nur fünf Mal die Zinsen senken, bevor ein negatives Zinsumfeld erreicht wird, bemerkt Martina Honegger-Romahn von AllianzGI. 

Im Gegensatz dazu kann die US-Notenbank die Zinsen 19-mal (sogar nach der Zinssenkung um 50 Basispunkte) und die EZB 14-mal senken, bevor die Zinsen negativ werden, so Honegger-Romahn.

"Der Aufwertungsdruck auf den CHF wird in naher Zukunft wieder zunehmen, wenn die Schweizerische Nationalbank nicht entweder an den Devisenmärkten interveniert, wieder in den Negativzinsbereich geht oder eine Kombination aus beidem umsetzt", so Honegger-Romahn.

Der Fokus der schweizerischen Währungshüter auf den Wechselkurs zum Euro ist auch für Guggia ausschlaggebend: "Der Schweizer Franken steht unter anhaltendem Aufwertungsdruck und hat sich zuletzt bei rund 0,94 pro Euro stabilisiert. Durch eine Zinssenkung will die SNB die Zinsdifferenz gegenüber der Eurozone wieder vergrössern und den Franken somit abschwächen", so Guggia. Davon könnten die exportorientierten Branchen profitieren, die sich allerdings mit einer nicht nur wechselkursbedingt tiefen Auslandsnachfrage auseinandersetzen müssen. 

Wie wirken Zinssenkungen auf die Kapitalmärkte?

Aktienmärkte tendieren dazu, bei erwarteten Zinssenkungen zu steigen, während die Anleihemärkte eher unter Druck sind. Andererseits bedeuten sinkende Zinssätze bei bereits hohen Zinsen auch niedrigere Anleiherenditen, was die Anleihekurse nach oben treibt. Niedrigere Zinssätze machen auch bestehende Anleihen, insbesondere solche, die bereits in einer Zeit hoher Zinssätze ausgegeben wurden, attraktiver im Hinblick auf Renditen.

Gleichzeitig werden die Sparzinsen auf Bankkonten wahrscheinlich sinken, zum Nachteil der Sparer. Kreditnehmer hingegen werden von den niedrigeren Zinsen profitieren, da Verbraucherschulden und Hypotheken billiger werden. 

Saron-Hypotheken durch Zinssenkung attraktiver

Die Preise für Schweizer Festhypotheken sind seit Mitte des Jahr auf Talfahrt und historisch gesehen wieder sehr günstig, berichtet die Nachrichtenagentur awp. Mit der erwarteten Leitzinssenkung dürften die Saron-Hypotheken wieder attraktiver werden.

"Seit Ende Juni sind die Zinssätze für Festhypotheken um 0,5 Prozentpunkte gesunken, wie eine am Montag publizierte Studie zeigt. So wird aktuell für eine zehnjährige Laufzeit im Durchschnitt ein Zins von 1,94 Prozent fällig. Im Juni mussten noch 2,44 Prozent bezahlt werden", teilte die awp mit. 

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.