Europäische Aktien in Q3 2024: Wahlen in Großbritannien und Frankreich

Der Wahlsieg der Labour-Partei dürfte den britischen Hausbauern zugutekommen. Die französische Wahl hat eine Überraschung gebracht. 

Michael Field, CFA 07.07.2024
Facebook Twitter LinkedIn

green arrow

Dieser Artikel erschien zuerst auf morningstar.co.uk am 5. Juli

Die Zinssätze in Europa sind die niedrigsten unter den großen westlichen Märkten, während die US-Wirtschaft die Region in den Schatten stellt. Diese Kluft ist für Investoren von großer Bedeutung: Die Wachstumserwartungen in Europa sind nach wie vor niedrig, sodass Anreize in Form von Zinssenkungen das makroökonomische Bild erheblich verbessern könnten. Die Region ist heute für Investitionen weitaus attraktiver als in den letzten Jahren. Dennoch sorgen die Wahlen in Großbritannien und Frankreich für ein gewisses Maß an Unsicherheit bei den Investoren.

Bedeutet dies, dass die europäischen Märkte günstig sind? Auf dem aktuellen Niveau entspricht Europa genau unserer Bottom-up-Fair Value-Schätzung für die Region, was bedeutet, dass es zwar nicht teuer, aber auch nicht übermäßig günstig ist. Im Vergleich zu anderen Regionen wie Nordamerika, das derzeit mit einem Aufschlag von 10 % auf unsere Fair Value-Schätzung gehandelt wird, ist Europa jedoch attraktiver.

Da Zinssenkungen in Aussicht stehen, könnten europäische Unternehmen im Vergleich zu anderen Regionen, in denen die Zentralbanken eine restriktivere Geldpolitik verfolgen, rosiger aussehen.

 

 

 

Die Wahlen in Großbritannien und Frankreich wirken sich auf die Kapitalmärkte aus. In Großbritannien könnte der Wohnungsbausektor von einer neuen Regierung profitieren, während in Frankreich der Bankensektor im Fokus steht.

Aktien von Hausbauern steigen nach Labour-Sieg

In den letzten Jahren waren britische Bauunternehmen für Investoren nicht gerade attraktiv. Die Fundamentaldaten waren negativ, da die Bautätigkeit aufgrund der hohen Zinssätze, die die Nachfrage von potenziellen Hausbesitzern dämpften, zurückging. Auch die Inflation hat die Kosten für den Hausbau erheblich in die Höhe getrieben, was Bauunternehmen davon abhält, die Zahl der Neubauten zu erhöhen.

Die Fundamentaldaten zeigen wieder Anzeichen einer Verbesserung. Die Hypotheken-Genehmigungen erholen sich von ihren Tiefstständen, die Inflation ist wieder unter Kontrolle und die Neubauaktivitäten stabilisieren sich. Dennoch ist dies noch lange kein Signal dafür, dass sich die Gewinne der Hausbauer und damit auch die Aktienkurse schnell erholen werden.

Die neue Labour-Regierung könnte ein weiterer Katalysator für Wachstum sein, und die Aktienkurse stiegen nach den Wahlergebnissen. Die Partei hat den Wohnungsbau zu einem ihrer Schwerpunkte erklärt und plant, während ihrer Amtszeit 1,5 Millionen Wohnungen zu bauen, was im Wesentlichen einem Ziel von 300.000 Wohnungen pro Jahr entspricht.

Dies ist ein ehrgeiziges Ziel, das eine Wohnungsbauquote darstellt, wie sie seit den 1970er Jahren nicht mehr erreicht wurde, als Großbritannien eine weitaus geringere Bevölkerungszahl hatte. Ob diese Ziele erreicht werden oder nicht, ein Wohnungsbau in diesem Umfang würde eine deutliche Steigerung der großen britischen Wohnungsbauunternehmen erfordern, was in den nächsten fünf Jahren ein erhebliches Umsatzwachstum bedeuten würde.

Französische Wahlen – Unsicherheit und Chancen

Die französischen Aktienkurse sind gefallen, nachdem Präsident Macron vorgezogene Neuwahlen ausgerufen hat. Die Märkte sind zu Recht besorgt, da Rassemblement National/National Rally in der ersten Wahlrunde die meisten Stimmen erhalten hat, wenn auch etwas schlechter als erwartet. Die zweite Wahlrunde findet an diesem Wochenende statt.

Das Programm der rechtsextremen Partei, die Staatsverschuldung zu einem Zeitpunkt zu erhöhen, an dem das Land eigentlich in die entgegengesetzte Richtung gehen sollte, ist eindeutig eine gefährliche Strategie. Viele der Sektoren und Aktien, die von den Wahlen betroffen sind, sind jedoch weit weniger anfällig für mögliche politische Veränderungen, als die Anleger vielleicht glauben.

Französische Banken haben extreme Kursreaktionen erlebt, wobei BNP Paribas besonders stark betroffen war. Es gibt hier echte Bedenken hinsichtlich steigender Finanzierungskosten, da sich die französischen Kreditspreads ausweiten. Allerdings ist das Einzelhandelsengagement von BNP auf dem französischen Markt begrenzt, und wenn überhaupt, könnte das wahrgenommene Risiko auf den europäischen Märkten mehr Geschäft für BNP schaffen, da seine Kunden versuchen, diese Zins- und Währungsrisiken abzusichern.

 

 

 

Bleiben Sie auf dem Laufenden.

Abonnieren Sie unsere Newsletter

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Michael Field, CFA

Michael Field, CFA  ist European Equity Strategist bei Morningstar.