Wie funktionieren ETFs auf Anleihen mit fester Laufzeit?

Fonds mit fester Laufzeit werden immer populärer – und damit auch diese Anlageinstrumente

Sara Silano 05.06.2024
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infografica finanziaria sugli ETF

Börsengehandelte Fonds (ETFs) für Anleihen mit fester Laufzeit wurden im letzten Jahr erstmals auf dem europäischen Markt angeboten, wegen des generellen Erfolgs von Laufzeitfonds weitet sich das Angebot aber schnell aus. Invesco brachte kürzlich seine BulletShares-Reihe auf den Markt, BlackRock kündigte iShares iBonds an und auch Amundi plant entsprechende Fonds. 

Als dieser Artikel erstellt wurde, zählte Morningstar 13 Neueinführungen im Jahr 2023, 17 sollen 2024 hinzukommen, insgesamt gibt es dann also 30 solcher ETFs. 

Was sind ETFs mit fester Laufzeit?

Laufzeit-ETFs, auch Anleihen mit fester Laufzeit genannt, sind börsengehandelte Fonds, die im Gegensatz zu klassischen Anleihe-ETFs ein festes Fälligkeitsdatum haben. Sie bestehen aus einem diversifizierten Portfolio von Anleihen, die zusammen mit dem Fonds fällig werden. Wenn sie ihre letzten Monate erreichen, werden die Vermögenswerte in liquide Instrumente investiert. Dann verlässt der ETF die Börse und das verbleibende Nettovermögen wird an die Zeichner verteilt.

Anlageinstrumente mit Fälligkeitsdatum sind keineswegs neu in der Asset-Management-Branche. Im Gegenteil, Fonds dieser Art gibt es schon lange, vor allem in Italien, aber ihre Beliebtheit ist in ganz Europa 2023 explodiert. Die Schätzungen von Morningstar zu den Mittelzuflüssen zeigen, dass sie im letzten Jahr mit 60 Milliarden Euro an neuen Kundengeldern nach Geldmarktfonds die beliebteste Kategorie waren.

Den jüngsten Daten zufolge sind festverzinsliche Anleihen (Fonds und ETFs) auch in der ersten Jahreshälfte 2024 mit Nettozeichnungen von 18,3 Milliarden Euro seit Jahresbeginn eine der beliebtesten Kategorien. Mit 173,5 Milliarden Euro liegt ihr Nettovermögen mittlerweile über dem einer klassischen Kategorie festverzinslicher Wertpapieren wie etwa Euro-Staatsanleihen (Stand: 30. April).

Warum in einen Fonds mit fester Laufzeit investieren?

„Die derzeitige Nachfrage nach Anleihefonds mit fester Laufzeit scheint durch den Wunsch der Anleger nach eher risikoarmen Produkten und höheren Zinssätzen getrieben zu werden, zumal viele europäische Banken als Reaktion auf die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zögerten, die Rendite für Einlagenkonten zu erhöhen“, sagt Shannon Kirwin, Associate Director des Morningstar Manager Research Teams.

Wie unterscheiden sich Fonds und ETFs mit festen Laufzeiten?

Hauptunterschied zwischen Fonds und ETFs mit festen Laufzeiten sind die Kosten, wobei letztere im Allgemeinen billiger sind.

„Die laufenden Kosten dieser Kategorie sind mit denen traditioneller offener Fonds vergleichbar, aber für Portfolios, die im Wesentlichen zum Kaufen und Halten gedacht sind, zu hoch“, erklärt Kirwin. „Darüber hinaus erheben Anleihefonds mit fester Laufzeit im Allgemeinen hohe Rücknahmegebühren, und einige Länder haben komplexe Gebührenstrukturen beim Einstieg.“

Ende 2023 gab es in der Morningstar-Datenbank fast 200 Anleihefonds mit fester Laufzeit, die nach den repräsentativen Kostendaten von Morningstar (Indikator der laufenden Kosten) Gebühren von mehr als einem Prozent pro Jahr erhoben. Hinzu kommen Posten, die nicht unbedingt darin enthalten sind, wie die Platzierungsgebühren in Italien, die sogar zwei Prozent übersteigen können. Schließlich gibt es noch die Gebühren für vorzeitige Rückgaben, die durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr betragen.

Im Gegensatz dazu haben ETFs niedrigere Durchschnittskosten. Sie reichen von 0,09 Prozent bei einigen Amundi-Produkten bis zu 0,10 oder 0,12 Prozent bei anderen Anbietern wie iShares, Xtrackers und Invesco.

Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass börsengehandelte Fonds einen Mechanismus für die Schaffung und Rücknahme von Anteilen bei zugelassenen Teilnehmern bieten, was den Liquiditätsdruck mindert.

 

 

 

Wo investieren Laufzeit-ETFs?

ETFs auf Anleihen mit fester Fälligkeit bieten Zugang zu einem diversifizierten Portfolio mit verschiedenen Anleihearten und können mehr als 400 Wertpapiere enthalten. Einige spezialisieren sich auf Unternehmensanleihen, andere auf Staatsanleihen. Einige Instrumente mit Schwerpunkt auf italienischen Staatsanleihen wurden dieses Jahr von Amundi und iShares aufgelegt, die stärker konzentriert sind und beim Verfassen dieses Artikels sieben bis elf Wertpapiere hielten. Auch das Währungsexposure kann variieren, vor allem gegenüber dem Euro oder dem Dollar. Einige ETFs sind thesaurierende ETFs, andere schütten aus.

Gelegentlich werden Laufzeitfonds mit Geldanlageinstrumenten wie etwa Einlagenkonten gleichgesetzt. In Wirklichkeit sind sie das nicht, denn sie können ein Kreditrisiko aufweisen, insbesondere wenn sie in hochverzinsliche Wertpapiere oder Wertpapiere aus Schwellenländern investieren. 

Wie sehen die Perspektiven von Anleihe-ETFs mit fester Laufzeit aus?

Heute stellen Anleihe-ETFs mit fester Laufzeit eine Nische auf dem europäischen Markt der Indextracker dar. Nach Ansicht der Analysten von Morningstar wird das ändern. „Obwohl sie noch in den Kinderschuhen stecken, sind diese Instrumente im letzten Jahr explosionsartig gewachsen und könnten weiter Marktanteile gewinnen“, so Kirwin..

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Über den Autor

Sara Silano

Sara Silano  è caporedattore di Morningstar in Italia