Garantiefonds der Reisebranche könnte FTI-Konkurs stemmen

awp international 04.06.2024
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ftiDer Garantiefonds der Schweizer Reisebranche befürchtet keine Überforderung durch die Pleite des drittgrössten deutschen Reiseanbieters FTI. "Falls FTI Schweiz tatsächlich Konkurs gehen sollte, dann bin ich aber zuversichtlich, dass wir einen solchen Konkursfall finanziell bewältigen könnten", sagte Garantiefonds-Geschäftsführer Marco Amos am Dienstag dem Tourismusportal "Travelnews".

Dies auch dank der Sicherheitssumme, die FTI hinterlegen musste, sagte Amos weiter: FTI Schweiz sei aber noch gar nicht Konkurs im Gegensatz zum deutschen Mutterkonzern FTI Touristik GmbH, der am Vortag beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hatte.

"Insofern sind wir noch gar nicht im Spiel, die Verträge laufen Stand heute noch weiter. Aber klar, wir stehen im direkten Kontakt und stellen fest, dass FTI bemüht ist, einen allfälligen Schaden so tief wie möglich zu halten", sagte Amos weiter.

Kundenfreundliche Zahlungsabwicklung


Zudem gewähre FTI den Reisebüros eine kundenfreundliche Zahlungsabwicklung, das Geld werde relativ spät eingezogen. "Das heisst, dass ein Grossteil der Reisen in Zukunft noch gar nicht bezahlt sind. Somit kann das Reisebüro, wenn es denn eine Anzahlung vom Kunden verlangt hat, dem Kunden den Betrag direkt rückerstatten", sagte Amos.

Klar, das Reisebüro sei verärgert, weil es umbuchen müsse. Und der Kunde sei unzufrieden, weil er vielleicht ein nicht mehr so günstiges Reisepacket erhalte, sagte Amos.

"Falls nun eine vermittelte und bezahlte Reise ansteht, und die nicht angetreten werden kann, dann greift der Garantiefonds. In den nächsten Tagen wissen wir zum Ausmass und den Details des Falles dann sicherlich mehr", sagte der Geschäftsführer des Garantiefonds.

Zukunft schien eigentlich gesichert


Europas drittgrösster Reisekonzern nach TUI und Dertour hatte am Vortag nach monatelangen Rettungsbemühungen die Segel gestrichen. Vom Insolvenzantrag unmittelbar betroffen ist laut den Angaben zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik. In der Folge würden aber auch für weitere Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt. Die Frage des Konkursantrags für FTI Schweiz scheint damit nur eine Frage der Zeit zu sein.

Eigentlich schien die Zukunft des Unternehmens gesichert, das in der Corona-Krise insgesamt 595 Millionen Euro staatliche Hilfe aus dem deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen hatte. Ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestors Certares wollte die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal noch zustimmen.

Den Angaben zufolge sind jedoch die Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte", teilte FTI am Vortag mit.

Dem deutschen "Handelsblatt" zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages aufgetan haben. Die deutsche Bundesregierung lehnte neue staatliche Hilfen für den Reisekonzern ab.

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