UBS und Credit Suisse - so sieht es nach einem Jahr aus

Im März 2023 schluckte die Nummer 1 am Schweizer Bankenmarkt die Nummer 2. Auslöser waren Turbulenzen im US-Bankensektor. Wie sieht es ein Jahr später aus?

Antje Schiffler 21.03.2024
Facebook Twitter LinkedIn

UBSEs ist ziemlich genau ein Jahr her, dass die UBS (UBSG) den einstigen Rivalen Credit Suisse für 3 Mrd. CHF übernahm. Wie ist es dem Finanzinstitut seitdem ergangen? 

Für die UBS war die Übernahme positiv, sagt Johann Scholz, Aktienanalyst bei Morningstar. "Die Transaktion ermöglichte es der UBS, das verwaltete Vermögen zu einem sehr niedrigen Preis zu erweitern. Eine ähnliche Expansion, sei es organisch oder durch kleinere Übernahmen, hätte Jahre gedauert und wäre mit einem viel höheren Preis verbunden gewesen."

Beide Institute hatten auffallend ähnliche Geschäftsfelder, und die Synergien führen im Laufe der Zeit zu erheblichen Kosteneinsparungen, ist der Analyst überzeugt. Außerdem hat die UBS gewissermaßen Übung darin, sich neu aufzustellen. Denn im Jahr 2008 war sie es, die in Folge der Finanzkrise unterzugehen drohte. Die UBS war zuvor rasant auf dem US-Markt expandiert und war wie keine andere ausländische Bank dem US-Immobilien- und Derivatemarkt exponiert, als die Subprime-Krise mit aller Wucht losbrach. "Das hat den Vorteil, dass sie über das Drehbuch für eine erfolgreiche Restrukturierung verfügt", so Scholz.

UBS-Aktie legt deutlich zu

UBS habe die Übernahme gut verhandelt und Sicherheitsvorkehrungen eingebaut, insbesondere das Bail-in der AT1-Schulden. "Die UBS scheint auf dem richtigen Weg zu sein, um die versprochenen Kosteneinsparungen zu erzielen. Das Hauptrisiko besteht darin, dass sie sich nicht zu sehr auf das interne Geschäft konzentriert und das Ertragswachstum darunter leidet", so Scholz. 

"Wir gehen davon aus, dass mehr als 60% der geplanten Kosteneinsparungen aus dem Investmentbanking-Geschäft der Credit Suisse stammen werden. Dennoch wird UBS in bestimmten Bereichen weiterhin Wachstum anstreben, aber insgesamt wird das kombinierte Investmentbanking-Geschäft deutlich kleiner sein als am Tag der Übernahme durch UBS."

Die Anleger hat das Schweizer Unternehmen offenbar überzeugt. Die Aktie legte seit dem Zwischentief vom 15. März 2023 über 65% zu. 

 

  

Rebranding: UBS-Fonds wachsen, während die Marke Credit Suisse vom Markt verschwindet

Unsere Kapitalflussdaten für den Februar zeigen, dass die UBS in dem Monat die Liste der Asset Manager mit den meisten Zuflüssen anführte, während Credit Suisse die Liste der Nettoabflüsse anführte. 

Ein Grund: Seit dem rechtlichen Abschluss der Übernahme der Credit Suisse arbeitet die UBS an der Zusammenführung der Fondsangebote beider Unternehmen, wozu auch die Umbenennung der meisten Fonds von der Credit Suisse Asset Management (CSAM) gehört.

Im Zuge der Integration der Credit Suisse werden die meisten CSAM-Fonds umbenannt. Es wird auch einige Fondsschließungen und Fusionen mit bestehenden UBS-Fonds geben, ist aus dem Markt zu hören.

In einem ersten Schritt wurde in diesem Jahr bereits damit begonnen, CSAM-Fonds aufzulösen, die nicht ins UBS-Produktportfolio passen - etwa aufgrund der Größe, der Eignung für eine Fusion oder wegen einer nicht passenden Produktstrategie. Entsprechend dürfte der Trend zu Outflows aus CS-Fonds für den Rest des Jahres anhalten. 

 

 

UBS: Asset Manager mit Parent Rating von "Average"

Von unseren Fondsanalysten erhält der Schweizer Asset Manager ein Parent Rating von "Average" (lesen Sie hier mehr über das Morningstar Medalist Rating). 

Die Übernahme werde das Vermögensverwaltungsgeschäft der UBS erheblich vergrößern und Lücken in der Produktpalette schließen, sagt Morningstar-Analytin Natalia Wolfstetter. Allerdings werde die Integration ein bisschen dauern. Doch man stehe nach der Umstrukturierung vor zehn Jahren nun auf einem solideren Fundament.

"Diese Umstrukturierung ging mit einer hohen Fluktuation sowohl auf der Führungsebene als auch in den Investmentabteilungen einher. In den letzten Jahren ist wieder Stabilität eingekehrt, und das Unternehmen ist bestrebt, sein Produktangebot stärker auf strategische Initiativen wie nachhaltige Anlagen, Private Markets und Alternatives, Custom Indexing und asiatische Märkte abzustimmen", erklärt sie. 

Dennoch bietet das Unternehmen nach wie vor eine breite Palette aktiver und passiver Produkte in traditionellen und alternativen Anlageklassen an, und ein gewisses Maß an Produktwechsel bleibt bestehen. Die Qualität der Fondspalette ist solide, wenn auch durch einen hohen Anteil passiver Produkte begünstigt, die mehr als 40% des Vermögens ausmachen, während das aktive Angebot weniger ausgeprägt ist.

Die Boni der Portfoliomanager sind an die Wertentwicklung der Fonds über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren geknüpft, was nicht sonderlich auffällt und durch die Berücksichtigung längerer Zeiträume verbessert werden könnte. "UBS AM behält seine Bewertung Average Parent bei, da wir mehr über den Weg der Integration der beiden Unternehmen erfahren möchten", so Wolfstetter. 

 

Was passierte mit der Credit Suisse? 

Das Beben in der Schweizer Bankenbranche, das mit dem Zusammenbruch der Credit Suisse endete, wurde ausgelöst durch den Zusammenbruch dreier Regionalbanken in den USA, allen voran der Silicon Valley Bank. Lesen Sie hier mehr dazu: 

 

 

 

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Melden Sie sich hier für unsere Newsletter an

STICHWÖRTER
Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.