Bekenntnisse eines Analysten: Meine fünf Fehler beim Investieren

Unser Aktienanalyst gesteht: auch er ist nicht gefeit davor, ein paar typische Anlagefehler zu begehen. Entstanden ist eine kleine Liste mit Do's und Don'ts.

Adam Fleck, CFA 20.12.2023
Facebook Twitter LinkedIn

dice in casino

Das überrascht wohl niemanden: als langjähriger Aktienanalyst investiere ich auch seit vielen Jahren selbst in Aktien. Aber trotz meiner Erfahrung bin ich bei weitem nicht perfekt. Ich habe eine ganze Reihe von Investitionsfehlern begangen, von denen einige zugegebenermaßen noch nicht abgeschlossen sind.

In Anlehnung an meine Kolleginnen Christine Benz und Amy Arnott dachte ich, es könnte hilfreich sein, die Anlageregeln, gegen die ich am häufigsten verstoße, einmal aufzuschreiben. Dies kann vielleicht eine Erinnerung daran sein, dass perfekt nicht der Feind von gut genug sein muss. Die beste Strategie für langfristigen Erfolg ist es, den Weg der Geldanlage mit dem Ziel des ständigen Lernens und der Verbesserung zu beginnen.

In diesem Sinne möchte ich hier fünf häufige Anlagesünden aufzählen, die ich begangen habe:

 

1. Ich bin (wahrscheinlich) zu stark in Aktien investiert

Mein Anlageportfolio besteht sowohl aus meinen Ersparnissen für die Altersvorsorge als auch aus einem separaten steuerpflichtigen Konto, das ausschließlich in Einzelaktien investiert ist.

Zusammengenommen ist mein investiertes Kapital zu 82 % in Aktien und zu 18 % in festverzinslichen Wertpapieren angelegt. Das ist weit entfernt von einem üblichen 60/40-Portfolio oder von Faustregeln wie der Aufteilung von 100 minus Alter in Aktien (auch wenn es mich schmerzt, das zuzugeben, liegt das Verhältnis eher bei den modernisierten 120 minus Alter).

Angesichts der Tatsache, dass mein Rentensparguthaben bereits zu 70 % in Aktien investiert ist, bedeutet der Fokus auf Einzelaktien in meinem steuerpflichtigen Konto wohl ein zu großes Risiko, insbesondere in einer Zeit, in der Anleihen immer attraktiver werden.

 

2. Mein Aktienportfolio hat einen Home Bias

Etwa 70 % des Aktienanteils meiner Konten und meines Rentenportfolios bestehen aus nordamerikanischen Aktien. In meinem steuerpflichtigen Konto für Direktinvestitionen ist diese Tendenz sogar noch ausgeprägter: 15 der 16 Aktien, die ich besitze, werden hauptsächlich an US-Börsen gehandelt.

Inzwischen sind 25 % meines Gesamtportfolios in anderen entwickelten Märkten wie dem Vereinigten Königreich, Europa und Japan investiert. (Nebenbei bemerkt: Obwohl ich fast fünf Jahre lang das Morningstar-Aktienresearch-Team in Australien geleitet habe, werden meine ehemaligen Kollegen in Sydney vielleicht enttäuscht sein, wenn sie erfahren, dass ich in meinem selbstgeführten Portfolio keine in Australien notierten Wertpapiere besitze. Tut mir leid, Kumpels!)

Gerade einmal 5 % sind in Schwellenländeraktien investiert und liegen damit unter der Gewichtung der globalen Marktkapitalisierung von 8 %. Während einige der Unternehmen in meinem Portfolio zweifellos mit den Geschicken von Regionen wie Asien oder Lateinamerika verbunden sind, könnte es sich doch lohnen, einige Direktinvestitionen in Aktien von Schwellenländern in Betracht zu ziehen.

 

3. Mein Portfolio ist zu stark konzentriert

Mein Aktienportfolio besteht aus nur 16 Einzeltiteln und liegt damit unter der typischen risikomindernden Richtlinie, die das Halten von mindestens 20 Einzeltiteln empfiehlt. Dieser Effekt ist weniger relevant, wenn ich alle meine Anlagen, einschließlich der Fonds auf meinem Rentenkonto, betrachte, aber eine stärkere Diversifizierung könnte durchaus angebracht sein.

Natürlich könnte eine zu starke Diversifizierung dazu führen, dass die Renditen meines Portfolios viel näher an einem zugrundeliegenden Index liegen und die Wirkung meiner Überzeugungen abschwächen. Ich möchte, dass jede Aktie einen bedeutenden Beitrag zur Wertentwicklung des Portfolios leistet, wenn ich der Meinung bin, dass ein Name, der solide risikobereinigte Renditen erwirtschaften kann, eine beträchtliche Sicherheitsspanne aufweist. Zugegeben, 16 Aktien sind vielleicht immer noch zu wenig, wie meine Kollegen 2017 schrieben. Der Sweet Spot liegt aber bei nicht viel mehr, er liegt bei so 20-30 Aktien.

 

4. Ich bin in Large-Cap-Aktien übergewichtet

Der Morningstar US Market Index bildet zu 73 % in Large Cap-Aktien ab, was angesichts der Konstruktionsregeln für die Gewichtung der Marktkapitalisierung zu erwarten ist. Aber mein individuelles Handelsportfolio geht sogar noch weiter und ist zu 83 % in den größten Unternehmen gewichtet.

Diese Übergewichtung könnte wiederum als unangemessenes Risiko angesehen werden. Sie ist jedoch auch ein Produkt meines persönlichen Anlagestils. Ich neige im Allgemeinen dazu, in Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen, einem "Economic Moat" im Morningstar-Jargon, zu investieren, und jeder Aktie in meinem steuerpflichtigen Konto wurde ein enges oder weites Morningstar Economic Moat Rating zugewiesen (bzw. wurde dieses Rating einmal zugewiesen, wenn das Unternehmen nicht mehr abgedeckt wird). Es gibt allerdings auch eine starke Tendenz für Unternehmen mit größerer Kapitalisierung in den USA, ein Narrow- oder Wide-Moat-Rating zu haben.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Größe eines Unternehmens direkt zu dauerhaften Wettbewerbsvorteilen führt. Wenn überhaupt, könnte der Zusammenhang in die entgegengesetzte Richtung verlaufen: Large Cap-Aktien haben ihr Gewicht möglicherweise dadurch aufgebaut, dass sie ihre Konkurrenten über lange Zeiträume in Schach gehalten haben. Nichtsdestotrotz bedeutet der Aufbau eines Portfolios mit einzelnen US-Aktien, die sich auf Economic Moat konzentrieren, insbesondere auf Wide Moats, häufig eine Konzentration auf Large Cap-Titel.

 

5. Ich verkaufe nur selten Aktien

Es ist wichtig, investiert zu bleiben. Meine jüngsten Untersuchungen zeigen, dass der Versuch, den Markt zu timen, im Allgemeinen nicht profitabel ist, im Gegensatz zu einer beständigen Buy-and-Hold-Strategie auf lange Sicht. Aber manchmal werden Aktien teuer, und es kann sich lohnen, sie zu verkaufen, um Platz für andere, attraktivere Ideen zu schaffen.

Obwohl ich im Allgemeinen bestrebt bin, Wertpapiere über einen sehr langen Zeitraum zu halten - ich besitze Berkshire Hathaway [BRK.B] zum Beispiel seit 2009 - habe ich mich des Fehlverhaltens schuldig gemacht, als Aktionär zu lange investiert zu bleiben. Mein jüngster Fehler ist Merck & Co. [MRK]. Der Kurs der Aktie liegt jetzt in der Nähe ihres geschätzten fairen Wertes, aber im Nachhinein hätte ich einiges an Schmerzen vermeiden können, wenn ich verkauft hätte, als der Titel Anfang 2023 um mehr als 20 % überbewertet war.

 

Glück und Urteilsvermögen

Trotz dieser vielen Fehler haben sich meine Investitionen im Allgemeinen entsprechend meinen Erwartungen und meiner Risikotoleranz entwickelt. Ich schätze mich glücklich, dass ich die Chancen, die sich mir boten, nutzen konnte, und sehe nichts als selbstverständlich an.

Aber im Geiste der kontinuierlichen Verbesserung ist es hilfreich, mir meine Liste der gebrochenen Regeln vor Augen zu führen. Einige sind akzeptabel, aber andere sind das Ergebnis von Untätigkeit, Wissenslücken oder einfach Zeitmangel. Wie dem auch sei, die obige Liste lässt mich bereits über die Neujahrsvorsätze für 2024 nachdenken, in der Hoffnung, noch erfolgreicher zu werden. Ich hoffe, dass sie auch für Sie nützlich sein wird.

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unsere Newsletter

STICHWÖRTER
Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Adam Fleck, CFA  Adam Fleck is an associate director of research with Morningstar.