Tesla (TSLA) veröffentlichte letzte Woche seinen Ergebnisbericht für das dritte Quartal. Morningstar-Analyst und Aktienstratege Seth Goldstein hat den Bericht analysiert und erläutert für Investoren die wichtigsten Erkenntnisse zur Aktie.
Teslas Ergebnisse lagen unter den Konsensschätzungen, weil die Preissenkungen des Unternehmens die Gewinne stark belasteten. Der Markt hatte erwartet, dass die Preissenkungen zu einem weiteren Rückgang der Gewinnmarge im Vergleich zum zweiten Quartal führen würden, aber das Ausmaß des Rückgangs war schlimmer als erwartet.
Für den mit Spannung erwarteten Cybertruck gibt es endlich einen Auslieferungstermin, und das Unternehmen investiert weiterhin stark in seine langfristige Strategie für autonome Fahrsoftware, die auf monatlicher Abobasis verkauft werden soll. Anleger sollten jedoch den Ausblick des Managements auf weitere Preissenkungen, niedrigere Gewinne und eine Verlangsamung der Investitionen in neue Fahrzeugkapazitäten im nächsten Jahr mit Vorsicht genießen.
Tesla ist ein wachstumsstarkes Unternehmen. Das bedeutet, dass die Aktie je nachdem, wie der Markt den Wachstumspfad des Unternehmens gerade einschätzt, extrem volatil sein wird. Wenn der Markt eine höhere Wachstumsrate einpreist, kann die Tesla-Aktie schnell steigen, wenn der Markt dagegen eine niedrigere Rate annimmt, kann die Aktie schnell fallen. Dieser Dynamik sollten sich Anleger bewusst sein, wenn sie ein Investment in Tesla in Betracht ziehen.
Wichtige Morningstar-Kennzahlen für Tesla
Fair Value-Schätzung: $210,00
Morningstar Rating: 3 Sterne
Morningstar Economic Moat Rating: Narrow
Morningstar Uncertainty Rating: Sehr hoch
Fair Value-Schätzung für die Tesla-Aktie
Mit ihrem 3-Sterne-Rating ist die Tesla-Aktie unserer Meining nach fair bewertet im Vergleich zu unserer langfristigen Fair-Value-Schätzung.
Unsere Fair-Value-Schätzung für Tesla liegt bei $210 pro Aktie. Wir verwenden gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten von knapp unter 9%. Bei unserer Bewertung des Eigenkapitals werden regresslose und nicht verwässernde Wandelschuldverschreibungen hinzugerechnet. Kurzfristig prognostizieren wir, dass Tesla 2023 sein jährliches Gesamtauslieferungsvolumen auf etwa 1,8 Millionen Fahrzeuge steigern wird, was einer Zunahme von etwa 37% gegenüber 2022 entspricht. Aufgrund von Preissenkungen, die die Kosteneinsparungen bei weitem übersteigen, prognostizieren wir jedoch einen Rückgang der Bruttomarge im Automobilbereich von 29% im Jahr 2022 auf 19% im Jahr 2023.
Längerfristig gehen wir davon aus, dass Tesla im Jahr 2030 rund 5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr ausliefern wird. Darin enthalten sind auch Flottenverkäufe - ein wachsender Bereich für das Unternehmen. Unsere Prognose liegt deutlich unter dem ehrgeizigen Ziel des Managements, bis zum Ende des Jahrzehnts 20 Millionen Fahrzeuge zu verkaufen. Sie ist jedoch fast viermal so hoch wie die 1,31 Millionen Fahrzeuge, die 2022 ausgeliefert wurden. Unsere Prognose geht davon aus, dass Tesla die Auslieferungen von Model 3 und Model Y ausweitet, den Cybertruck 2023 erfolgreich auf den Markt bringt und das Volumen über mehrere Jahre hinweg steigern wird. Wir gehen auch davon aus, dass Tesla das Volumen von Sattelschleppern im Laufe der Zeit erhöhen wird. Außerdem gehen wir davon aus, dass Tesla in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts sein Sportwagen-Segment und schließlich seine Plattformen für erschwingliche Limousinen- und SUVs auf den Markt bringen wird.
Wir gehen davon aus, dass Tesla seine Produktionskosten pro Fahrzeug weiterhin erfolgreich senken wird. In Kombination mit der Umstellung auf die Produktion eines größeren Anteils höherpreisiger Model Y-Fahrzeuge prognostizieren wir eine Ausweitung der Bruttomargen des Segments auf etwa 30%, nahe dem im Jahr 2022 erreichten Niveau von 29%, da der Gewinn im Automobilbereich mittel- und langfristig schneller als der Umsatz wächst.
Moat-, Risiko- und Uncertainty-Ratings
Wir bescheinigen Tesla einen schmalen Moat, der von seinen immateriellen Vermögenswerten und seinem Kostenvorteil herrührt. Das starke Markenimage des Unternehmens als Luxusautohersteller rechtfertigt Premiumpreise, während das Unternehmen andererseits dank seines Know-hows bei der Herstellung von Elektrofahrzeugen seine Produkte kostengünstiger als die Konkurrenz herstellen kann.
Das Markenimage von Tesla dürfte in nächster Zeit nicht geschmälert werden, wenn andere Autohersteller in den Bereich batteriebetriebener Elektrofahrzeuge einsteigen. Wir gehen davon aus, dass das Unternehmen weiterhin innovativ sein und der Konkurrenz voraus bleiben wird. Weil Tesla sich zunächst auf den Markt für Luxusautos konzentrierte, konnte das Unternehmen eine enorme Medienpräsenz schaffen, die über die eigenen Kunden hinausging. Das führte zu einer starken Nachfrage der Verbraucher nach den später hinzukommenden preiswerteren Fahrzeugen wie dem Model 3 und dem Model Y. Wir gehen davon aus, dass die starke Marke des Unternehmens auch bei der Markteinführung anderer neuer Fahrzeuge wie dem Cybertruck oder der Plattform für erschwingliche Limousinen und SUVs (bekannt als 25.000-Dollar-Fahrzeug) die Nachfrage der Verbraucher ankurbeln wird.
Wir stufen Tesla mit einem sehr hohen Morningstar Uncertainty Rating ein, da wir eine große Bandbreite an möglichen Ergebnissen sehen.
Der Automobilmarkt ist sehr zyklisch und unterliegt starken Nachfragerückgängen aufgrund wirtschaftlicher Bedingungen. Als Marktführer für Elektroautos ist Tesla anfällig für den wachsenden Wettbewerb durch traditionelle Autohersteller und neue Marktteilnehmer. Wenn neue preisgünstigere Elektrofahrzeuge auf den Markt kommen, könnte Tesla gezwungen sein, die Preise weiter zu senken, was seine branchenführenden Gewinne schmälern würde. Mit einer größeren Auswahl an Elektroautos könnten die Verbraucher Tesla weniger wohlwollend betrachten. Das Unternehmen investiert stark in Kapazitätsausweitungen, die das Risiko von Verzögerungen und Kostenüberschreitungen mit sich bringen. Zudem investiert Tesla in Forschung und Entwicklung, um seinen technologischen Vorsprung zu halten und softwarebasierte Einnahmen zu generieren, wobei es keine Garantie dafür gibt, dass diese Investitionen Früchte tragen.
Tesla ist mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken konfrontiert. Als Automobilhersteller ist das Unternehmen möglichen Produktfehlern ausgesetzt, die zu Rückrufaktionen führen könnten, einschließlich seiner Software für autonomes Fahren. Sollte das eintreten, sehen wir moderate Auswirkungen. Ein weiteres Risiko ist die Bindung von Mitarbeitern. Wenn es Tesla nicht schafft, wichtige Mitarbeiter, wie etwa den CEO Elon Musk an das Unternehmen zu binden, könnte das positive Markenimage des Unternehmens leiden.
Seth Goldstein, CFA, ist Aktienstratege bei Morningstar Research Services LLC.