Insgesamt beliefen sich die Exporte im Juli auf noch 20,63 Milliarden Franken, wie das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) am Dienstag mitteilte. Zum Vormonat sanken sie damit saisonbereinigt um 5,7 Prozent. Real - also um Preisveränderungen bereinigt - resultierte ein Minus von 4,0 Prozent.
Ein schwächerer Monatswert wurde zuletzt für den November 2022 ausgewiesen. Sonst muss man bis in den Juni 2021 - also in die Corona-Zeit - zurückgehen, um noch tiefere Werte zu finden.
Welthandel schwächelt
Für Ökonomen kommt der Rückgang nicht überraschend. Der weltweite Warenhandel habe derzeit ein Volumen, welches klar unter dem langjährigen Durchschnitt liege, sagte etwa Arthur Jurus von Oddo BHF Schweiz auf Anfrage. Dem könnten sich die hiesigen Exporteure nicht entziehen.
Er geht denn auch davon aus, dass die Flaute anhalten wird. Ein Vorteil für die Schweizer Exportindustrie sei immerhin, dass sie die rückläufige weltweite Nachfrage dank ihrer Spezialisierung unterdurchschnittlich zu spüren bekomme.
Rückgang auf breiter Front
Der Rückgang im Juli traf laut den Angaben des BAZG eine breite Güterpalette. Mit Ausnahme der Sparte Nahrungs- und Genussmittel, die um einen Zehntel zulegte, verzeichneten alle Gruppen ein Minus. So fielen etwa die Präzisionsinstrumente auf das tiefste Niveau seit Dezember 2021.
Auch geografisch war der Exportrückgang laut den Angaben umfassend. Am stärksten sackten die Lieferungen demnach nach Nordamerika ab (-11,7%), gefolgt von Asien (-7,6%) und Europa (-4,0%).
Oder doch kein Abwärtstrend?
Das BAZG will die Entwicklung allerdings nicht dramatisieren. Es sei noch kein eindeutiger Abwärtstrend festzustellen. Die weltwirtschaftliche Lage habe wohl einen Einfluss. Dass sie für den Exportrückgang verantwortlich sei, könne aber nicht eindeutig gesagt werden, hiess es auf Anfrage.
Schwierig macht die Interpretation der Zahlen das Faktum, dass die Chemie- und Pharmabranche rund die Hälfte zu den Schweizer Exporten beisteuert. Und im Juli schwächelte diese Branche besonders ausgeprägt.
Chemie und Pharma prägt
Bei dieser Branche können allerdings grosse Chargenabrufe die Statistik verzerren. Laut dem Chemie- und Pharmaverband Scienceindustries fiel die aktuelle Juli-Schwäche denn auch im üblichen Rahmen aus. In den letzten fünf Jahren sei im Juli stets ein Rückgang festgestellt worden.
"Basierend auf einem Monatsergebnis eine Interpretation auf die Konjunkturentwicklung zu machen, ist aus unserer Sicht nicht zielführend; hierzu muss die Handelsentwicklung über eine längere Zeitspanne analysiert werden", sagte Sprecherin Pia Guggenbühl auf Anfrage.
Importe rückläufig
Auch die Importe entwickelten sich im Juli im übrigen rückläufig. Sie nahmen saisonbereinigt um 3,3 Prozent ab (real: -1,8%).
Bei den Einfuhren gibt es zwar ebenfalls Verzerrungen etwa wegen der Chemie- und Pharmazahlen. Aber auch hier gibt es Indizien für konjunkturelle Effekte: So setzten die Einfuhren von Maschinen und Elektronik ihren im letzten Herbst begonnenen Abwärtstrend fort und fielen auf den tiefsten Stand seit sechzehn Monaten.