Fitch-Herabstufung erwischt US-Regierung unvorbereitet

Der Verlust der AAA-Kreditwürdigkeit ist eine Reaktion auf den Haushaltsstreit in den USA vor einigen Monaten. DBRS Morningstar bestätigte indes das AAA-Rating der weltweit größten Volkswirtschaft.

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US dollars

Die Ratingagentur Fitch hat am Dienstag den USA die Spitzenbonität entzogen. Vom begehrten AAA ging es herunter auf AA+. Die Börsen in Frankfurt, Zürich und Wien eröffneten deutlich tiefer. Der EuroStoxx 50 verlor gegen Mittag 1,39% auf 4334,26 Punkte. Die Erholung folgte allerdings auf den Fuß. 

Die Meldung von Fitch habe zwar nicht das Zeug, die Börsen nachhaltig zu belasten, sei aber Anlass für Gewinnmitnahmen, kommentierte Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades.

Analyst Eugen Keller vom Bankhaus Metzler kommentierte: "Angesichts der extremen Bewertung des amerikanischen Aktienmarktes und der hohen Sorglosigkeit der Anleger wächst die Gefahr eines fulminanten Rückschlags."  

Auch die Commerzbank glaubt nicht, dass die Entscheidung das Zeug hat, die Märkte nachhaltig zu beeinflussen. Treasuries seien in puncto Liquidität und angesichts ihrer Denominierung in der weltweit führenden Währung, dem US-Dollar, unschlagbar. 

Die Entscheidung, die USA von AAA auf AA+ herabzustufen, löste heftige Gegenreaktionen im Weißen Haus aus. Pressesprecherin Karine Jean-Pierre sagte, der Schritt widerspreche „der Realität“. Finanzministerin Janet Yellen nannte die Änderung „willkürlich und basierend auf veralteten Daten“. Fitch verwies unter anderem auf die hohe Verschuldung der USA und die zähen Kämpfe um den Haushalt. In diesem Frühjahr war das wochenlange Gezerre um die Anhebung der Schuldenobergrenze besonders bedrohlich. 

Mit dem Schritt zieht Fitch mit dem Konkurrenten S&P gleich. Die Agentur hatte das Rating der USA bereits 2011 auf AA+ gesenkt.

Morningstar DBRS lässt Credit Rating der USA bei AAA

Morningstar DBRS bestätigte vergangene Woche das unveränderte AAA-Rating für die USA. Wie die Agentur am 28. Juli schrieb, spiegelt die Bestätigung wider:

  1. die Unterzeichnung des Fiscal Responsibility Act (FRA) von 2023 am 3. Juni, wodurch das Finanzministerium in die Lage versetzt wird, die Verpflichtungen der Bundesregierung pünktlich zu erfüllen, und
  2. die Einschätzung, dass das Kreditrisiko sehr niedrig ist, das aus künftigen Verhandlungen über die Schuldenobergrenze bestehen bleibt. 

Die AAA-Ratings spiegeln die beträchtliche Kreditstärke der Vereinigten Staaten wider, darunter die Größe, Diversifizierung und Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft, die Stärke der Regierungsinstitutionen des Landes und den Reservewährungsstatus des US-Dollars. "Dennoch beobachten wir weiterhin, wie sich die politische Polarisierung im Laufe der Zeit negativ auf die US-Kreditfundamentaldaten auswirken könnte", so Morningstar DBRS. 

 

 

Warum sind Bonitätsbewertungen wichtig?

Warum solche Bewertungen für Anleger wichtig sind, erläutert mein Kollege James Gard: Regierungen werden ebenso wie Unternehmen von den Agenturen auf der Grundlage ihrer Kreditwürdigkeit bewertet. Je besser die Bonität, desto günstiger sind die Kreditkosten. Die Ratings haben auch einen symbolischen Wert, denn Länder mit einem AAA-Bonitätsrating gelten als Elite der Staatsschulden. Angesichts der zentralen Bedeutung der USA für das globale Finanzsystem ist dieses Misstrauensvotum für die Märkte von Bedeutung.

Obwohl die US-Regierung in diesem Jahr kurz vor dem Zahlungsausfall stand, gelten die Schulden des Landes für Anleiheinvestoren „sicherer“ als andere, so UK-Redakteur James Gard. Wenn Anleger  eine US-Staatsanleihe kaufen, erwarten sie, dass sie den Coupon für die Zeit der Investition ausgezahlt bekommen und am Ende ihr Kapital zurückerhalten. Hoch bewertete Staatsanleihen gelten als „risikofrei“, da es im Gegensatz zu Unternehmen äußerst unwahrscheinlich ist, dass Regierungen zahlungsunfähig werden.

Und die Rendite, die die USA den Anlegern zahlen müssen, ist seit Beginn ihres Zinserhöhungsprogramms durch die Federal Reserve stark gestiegen, so Gard. Zweijährige Anleihen zahlen derzeit 4,85%, ein Anstieg gegenüber etwa 3% vor einem Jahr, während 10-jährige Staatsanleihen etwas mehr als 4 % zahlen, gegenüber 2,75 % im letzten Jahr. Viele Vermögensverwalter halten US-Staatsanleihen aus Renditegründen und als Schutz in Zeiten der Unsicherheit. Denn in Krisenzeiten gelten sie oft als „sicherer Hafen“.

Durch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes hat Fitch die Kosten für die Bedienung dieser Schulden weiter erhöht, aber das ist etwas, mit dem westliche Regierungen auf breiter Front konfrontiert sind, da die Zinssätze steigen. Dieser Renditeanstieg macht die Anlageklasse also attraktiver, betont Gard.

STICHWÖRTER
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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.