Während die Frühindikatoren immer deutlicher auf eine Abschwächung der Konjunktur hindeuten, präsentiert sich vor allem der US-Arbeitsmarkt anhaltend robust. Es waren vor allem die ADP-Daten vom gestrigen Donnerstag, die an den Finanzplätzen die Zinssorgen wieder auflodern liessen. "Der gestrige Handelstag hat viel Porzellan zerschlagen", sagt ein Händler. "Etliche Investoren sind durch die US-Arbeitsmarktdaten auf dem falschen Fuss erwischt worden." Es sei jedoch noch zu früh, um über einen grundsätzlichen Stimmungsumschwung spekulieren zu können.
Vor allem die monatlichen US-Jobdaten werden im weiteren Handelsverlauf die Marschrichtung für die Börsen vorgeben. Die Chancen, dass die Arbeitsmarktdaten erneut stark ausfallen, stehen gut. Immerhin wurden 14 Monate in Folge mehr Stellen geschaffen als Analysten im Vorfeld erwartet hatten. "Die Börse aber erhofft sich schwächere Daten, um dem Fed mehr Argumente für eine Zinspause zu liefern." Die Rezessionsangst sei eng mit der erwarteten Geldpolitik des Fed verknüpft. "Macht die Notenbank weiter Druck, weil sie es wegen der Datenlage muss, dann droht auch weiteres Ungemach am Aktienmarkt."
Der SMI verliert gegen 11.10 Uhr 0,15 Prozent auf 10'969,93 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, tritt mit +0,03 Prozent auf der Stelle bei 1715,83 und der breite SPI sinkt um 0,10 Prozent auf 14'467,45 Punkte. Im SLI geben halten sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage.
Die deutlichen Verluste vom Vortag haben auch charttechnisch Spuren hinterlassen. Mit Schwung sei der SMI unter das Juni-Tief gefallen und habe im Anschluss auch gleich die aktuell bei 11'053 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie und die runde 11'000er-Marke unterschritten, heisstes bei den Chartexperten von BNP Paribas. "Vor allem die fehlende Gegenwehr im Bereich der 200-Tage-Linie oder der 11'000er-Marke war etwas überraschend." Mit der fehlenden Gegenbewegung rücke nun auch die nächste Unterstützung am Dezember-Tief bei 10'659 Punkten ins Visier.
Das Verliererfeld wird vor allem von Zyklikern angeführt. Holcim, SGS und Sika fallen um bis zu 0,4 Prozent zurück. Sie alle haben bereits am Vortag teilweise sehr deutliche Abgaben hinnehmen müssen. Gerade die beiden baunahen Wert Holcim und Sika leiden unter den sich mehreren negativen Analystenkommentaren. So haben alleine Mittwoch und Donnerstag dieser Woche vier Analyse-Häuser für Holcim das Kursziel gesenkt und auf das schwierige Umfeld verwiesen.
Hinzu kommen die stärker werdenden Rezessionsängste, die gerade der Bau- und Chemiebranche zusetzen. Raiffeisen Schweiz geht laut Ausblick auf die bevorstehende Berichtssaison denn auch davon aus, dass aus beiden Sektoren mit schlechten Nachrichten zu rechnen sei.
Investoren trennen sich aber auch von den eher defensiven Branchenvertretern. Neben den drei Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis, die um bis zu 0,7 Prozent fallen, stehen auch Swisscom (-0,4%) auf den Verkaufslisten.
Das Gewinnerfeld führen Logitech (+1,6%) an. Dahinter folgen mit UBS, Swiss Re, Julius Bär und Partners Group zahlreiche Vertreter der Finanzbranche, die sich allesamt um mehr als 1 Prozent verteuern.
AMS Osram (+0,5%) wechseln zum Wochenschluss nach dem jüngsten Kursrutsch immer wieder die Vorzeichen. Innerhalb einer Woche zeichnet sich ein prozentual zweistelliger Kursverlust ab. Aktuell belastet der Elektronikkonzern Samsung, der im zweiten Quartal den grössten Umsatzrückgang seit 14 Jahren hinnehmen musste.
Das Nachrichtenaufkommen wird allerdings von den hinteren Reihen dominiert. Dort steht einer Gewinnwarnung von Clariant (+4,9%) eine Prognoseerhöhung bei Sulzer (+2,8%) gegenüber. Nachdem zahlreiche Konkurrenten bereits gewarnt hatten, seien die Clariant-News keine grosse Überraschung mehr, heisst es im Handel.
Sulzer wiederum haben starke Zahlen zum Auftragseingang im ersten Halbjahr vorgelegt und die Prognose für das Gesamtjahr angehoben.
Derweil sacken Autoneum (-5,2%) nach einem Analystenkommentar deutlich ab.