Von der per Ende Juni noch positiven Jahresbilanz von gut 5 Prozent bleiben mittlerweile lediglich noch etwas mehr 3 Prozent übrig. Die eingetrübte Börsenstimmung wird in Marktkreisen vor allem mit den Aussichten auf weitere Zinserhöhungen gepaart mit einer holprigen konjunkturellen Entwicklung erklärt. Die Publikation des Protokolls der letzten Zinssitzung der US-Notenbank zeigte am Vorabend, dass die Mehrheit der FOMC-Mitglieder mindestens einen oder gar zwei weitere Zinsschritte befürwortet.
Dass fast alle Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss des Fed weitere Anhebungen im Jahresverlauf erwarten, sei eine bittere Pille für Investoren, heisst es etwa in einem Kommentar von CMC Markets. Und laut der Credit Suisse rechnen die Marktteilnehmer nun mit über längere Zeit erhöhten Zinsen in den USA und preisen eine weitere Zinserhöhung im Juli und eine erste Zinssenkung nicht vor Juni 2024 ein. Gespannt wird nun der am Freitag angesagte offizielle Arbeitsmarktbericht der USA erwartet, einer der wichtigsten Indikatoren für das Fed mit Blick auf das weitere Zinsgeschehen.
Der SMI büsst bis um 10.50 Uhr 1,05 Prozent auf 11'076,39 Punkte ein. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 1,01 Prozent auf 1732,53 Punkte und der breite SPI 0,96 Prozent auf 14'599,54 Punkte. Im SLI notieren bis auf Lonza alle Aktien tiefer.
Mit die grössten Einbussen erleiden erneut AMS Osram (-2,8%), welche am Vortag nach Unterschreiten einer charttechnisch wichtigen Unterstützung bereits um über 13 Prozent eingebrochen waren. Zu allem Unbill für die Aktie kämen nun noch Spekulationen über eine demnächst bevorstehende Gewinnwarnung von Samsung hinzu, meinte ein Händler.
Auf den Spitzenplätzen des rot gefärbten Kurstableaus liegen auch Sika (-2,9%), Geberit (-1,7%) und Holcim (-1,9%). Alle drei werden von einer hinsichtlich der Aussichten für die Bauindustrie skeptischen Branchenstudie von HSBC belastet. Das Analystenteam von HSBC prognostiziert einen tieferen Abschwung im europäischen Baugewerbe im laufenden und kommenden Jahr. In der Folge hat die Bank Geberit auf "Reduce" von "Hold" zurückgestuft und für alle drei Titel das Kursziel gesenkt, bei Geberit und Sika deutlich.
Sika hat am Morgen zudem eine Ergänzungsakquisition in den USA bekanntgegeben, welche in Analystenkreisen grundsätzlich positiv beurteilt wird. "Der einschneidenden Kurszielreduktion durch HSBC wird ein grösseres Gewicht als der ergänzenden Übernahme in den USA eingeräumt", sagte dazu allerdings ein Marktteilnehmer.
Von den Unsicherheiten im Zusammenhang mit China - sowohl was den Handelsstreit mit den USA als auch die konjunkturellen Aussichten betrifft - werden zudem Richemont (-2,2%) und Swatch (-2,0%) gebremst.
Auch Adecco (-1,2%) stehen unter Abgabedruck, belastet von einem schwachen Zwischenbericht des Spezialistenvermittlers Robert Walters.
Die beiden Pharmaschwergewichte Roche (-1,3%) und Novartis (-1,1%) sind dem Gesamtmarkt ebenfalls keine Hilfe. Etwas besser halten sich noch Nestlé (-0,7%).
Noch geringer sind die Verluste etwa bei den Versicherern Swiss Re (-0,6%) und Zurich (-0,5%) oder bei VAT (-0,3%), Straumann und ABB (je -0,1%). Einziger Gewinner sind derzeit wie erwähnt Lonza (+0,1%).
Im breiten Markt büssen Stadler Rail (-3,3%) deutlicher an Terrain ein, nachdem Kepler Cheuvreux das Kursziel für die Aktien gesenkt und das Anlagerating "Reduce" bestätigt hat.
Demgegenüber erhalten DocMorris (+5,2%) von einem Umsatzsprung beim Konkurrenten Redcare Pharmacy (früher Shop Apotheke) im zweiten Quartal Rückenwind.
Und U-Blox (+2,8%) profitieren von einer Aufstufung auf "Buy" durch Baader Helvea. Die jüngste Kursschwäche sei wohl stark übertrieben, hiess es beim Broker dazu.
Emmi (-0,6%) fallen dagegen nach der Veräusserung der Gläsernen Molkerei in Deutschland kaum auf.