Der EuroStoxx 50 stieg am Freitagmittag um 0,85 Prozent auf 4391,90 Punkte. Der französische Cac 40 legte um 1,09 Prozent auf 7392,14 Punkte zu, während der britische FTSE 100 0,66 Prozent auf 7521,19 Punkte gewann.
Günstige Signale von der Teuerung stützen. Die Inflation in der Eurozone war auch im Juni deutlich gefallen. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Es war die niedrigste Inflationsrate seit Anfang 2022. Analysten hatten im Schnitt mit einer Abschwächung auf 5,6 Prozent gerechnet. Im vergangenen Jahr war die Inflation infolge des Ukraine-Kriegs zeitweise zweistellig gewesen.
Die Aussichten für die zweite Jahreshälfte sind allerdings verhalten. "Es deutet sich in Europa und Deutschland eine weiterhin merkliche Konjunkturabkühlung an", warnte Marktexperte Andreas Lipkow. "Die weiter steigenden Zinsen machen Anlagen mit weniger Risiko immer attraktiver, so dass nur ein kleiner Impuls ausreichen könnte, grosse Kapitalströme in den Anleihe- oder Geldmarkt auszulösen", fügte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarktes hinzu.
Gefragt waren Bankaktien. Gute Vorgaben der entsprechenden US-Titel stützten. Die 23 grössten Geldhäuser in den USA verfügen laut der Fed über eine krisenfeste Kapitalausstattung. Sie bestanden damit alle den Test, der aus der Finanzkrise von 2008 resultiert.
Societe Generale zogen um 2,2 Prozent an. Deutsche Bank Research hatten den Wert von "Hold" auf "Buy" hochgestuft. Es sei an der Zeit, sich auf den für 2024 erwarteten stärkeren Rückenwind zu fokussieren, schrieb Analyst Kazim Andac in einer Studie. Die solide Qualität der Vermögenswerte, ein angemessener Kapitalspielraum und eine günstige Bewertung sprächen zudem für die Grossbank.
Auch Immobilienwerte verzeichneten Gewinne. Dem gebeutelten Sektor halfen auch Nachrichten aus Deutschland auf die Sprünge. Der Immobilienkonzern LEG blickt optimistischer auf das Jahr. Die Düsseldorfer rechnen wegen des angespannten Wohnungsmarktes mit einem kräftigeren Mietanstieg als bisher und haben die Gewinnprognosen angehoben. Der Konzern geht dabei von einem höheren Mittelzufluss und einer verbesserten Gewinnmarge für 2023 aus.
Verluste erlitten dagegen die Technologiewerte. Hier belasteten die Abgaben des Schwergewichts ASML , das um knapp zwei Prozent sank. Grund waren neue Exportkontrollen, die stärkere Restriktionen für Ausfuhren der Halbleiteranlagen des niederländischen Konzerns nach China bedeuten.
Anteile des schwedischen Modehändlers H&M kamen nach den Gewinnen am Vortag etwas zurück und gaben um 2,1 Prozent nach. Wie schon das erste Quartal habe sich auch das zweite Jahresviertel durch eine viel bessere Bruttomarge ausgezeichnet, schrieb Analyst Simon Irwin von der Credit Suisse. Die Margenaussichten für 2023 und 2024 blieben aber ungewiss.