Immerhin liegen zwei ereignisreiche Zentralbank-Wochen hinter den Investoren. Zahlreiche führende Notenbanken versicherten in dieser Zeit, dass sie in Sachen Zinserhöhungen noch deutlich weiter gehen würden. Dies hat zu einem Stimmungswechsel beigetragen. Ein weiterer Grund dafür sind die eingetrübten Wirtschaftsaussichten.
Mit den anhaltend hohen Zinsen verteuert sich die Refinanzierung von Unternehmen und sie belasten so tendenziell deren Gewinne. Die zahlreichen Gewinnwarnungen in den letzten zwei Wochen untermauern dies. Öl ins Konjunktursorgen-Feuer giesst am Morgen auch der gesunkene deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex. "Wichtige Konjunkturfrühindikatoren pfeifen es wie Spatzen von den Dächern: Im zweiten Halbjahr setzt sich die wirtschaftliche Schwäche fort", kommentiert die VP Bank. Darüber hinaus beeinflusst die ohne Blutvergiessen beendete Meuterei der Wagner-Söldner in Russland die Märkte, wie sich etwa beim Ölpreis zeigt. Höhere Öl- und Rohstoffpreise wiederum könnten den Druck auf die Aktienmärkte erneut verstärken.
Der SMI baut denn auch seine Auftaktverluste aus und verliert gegen 10.55 Uhr 0,64 Prozent auf 11'149,96 Punkte, was nahezu Tagestief ist. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gibt um 0,65 Prozent nach auf 1734,34 und der breite SPI um 0,66 Prozent auf 14'656,13 Zähler. Von den 30 SLI-Werten geben 25 nach und fünf legen zu.
Das Verliererfeld führen die UBS (-1,9%) und AMS Osram (-1,6%) an. Abgesehen davon, dass Bankenwerte auch europaweit erneut zu den grösseren Verlierern zählen, steht die Schweizer Grossbank wegen der übernommenen Credit Suisse im Fokus. Im Rechtsstreit der CS mit dem früheren georgischen Regierungschef und Milliardär Bidzina Ivanishvili hat ein Berufungsgericht auf den Bermudas gewisse Punkte des bisherigen Urteils revidiert. Die Grossbank will nun auch das Urteil des Berufungsgerichts noch weiter ziehen.
Ein Kommentar des zuständigen Barclays-Analysten dürfte ebenfalls kaum für Zuversicht sorgen: Er sehe die Risiken und anstehenden Herausforderungen generell nicht adäquat im Kurs reflektiert.
AMS Osram wiederum zählt zu den sogenannten Wachstumswerten, denen anhaltend hohe bzw. steigende Zinsen zu schaffen machen. Ebenso lastet die Sorge um die weitere wirtschaftliche Entwicklung auf diesen Papieren. So geht es auch für Temenos (-0,9%) und Logitech (-0,4%) abwärts - wenn auch nicht ganz so deutlich.
Zu den konjunktursensiblen Werten gehören auch Adecco, Holcim oder Geberit, die um bis zu 1,4 Prozent zurückfallen.
Neben der UBS fallen aus der Finanzbranche auch Julius Bär, Swiss Re, Swiss Life und Partners Group zurück. Die Kursabgaben liegen zwischen 1,0 und 0,8 Prozent. Vor allem die UBS und Partners Group waren in der vergangenen Woche mit Kursverlusten von 7,7 bzw. 2,9 Prozent bereits unter den grössten Verlieren im SMI zu finden.
Zu dem insgesamt verhaltenen Gesamtbild tragen auch die drei Schwergewichte Novartis (-1,0%), Roche (-0,5%) und Nestlé (-0,5%) bei. Dabei zählten die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns in der vergangenen Woche mit +0,7 Prozent zu den wenigen Lichtblicken.
Die übersichtliche Gewinnerliste führen Sika (+0,3% auf 241,30 Fr.) an. Sie holen damit einen Teil der Kursverluste der vergangenen Woche (-7%) wieder auf. Ein auf 390 Franken angehobenes Kursziel von Barclays sorgt für die nötige Unterstützung.
In den hinteren Reihen rutschen die Aktien der Derivatboutique Leonteq nach einer Gewinnwarnung um 8,5 Prozent ab. Eine Branchenstudie der Citigroup schickt Polypeptide, Bachem und Siegfried um bis zu 4,9 Prozent abwärts.
Dagegen hat sich das Biotechunternehmen Evolva (+3,7%) erst einmal seine Finanzierung bis Ende Jahr gesichert, was für eine gewisse Erleichterung sorgt. Aryzta (+1,4%) sind gesucht, nachdem Stifel sie neu zum Kauf empfiehlt.