Nach einer starken Erholung nach der Pandemie zeigt der globale Luxussektor Anzeichen einer Abkühlung. Morningstar hat sowohl positive als auch negative Treiber für die Umsatz- und Margenentwicklung in den kommenden Jahren ausgemacht und empfiehlt Anlegern, auf einen besseren Einstiegszeitpunkt zu warten, da der Markt zu optimistisch erscheint und die Bewertungen zu hoch sind.
Die Umsätze im Luxussegment sind ab dem zweiten Quartal 2020 kontinuierlich gestiegen und haben sich Ende 2022 auf ein präpandemisches Niveau erholt.
"Obwohl die Indikatoren für das Verbrauchervertrauen Anfang 2023 Anzeichen einer Verbesserung zeigen, deuten andere Indikatoren auf ein weniger günstiges Umfeld für Luxuskonsumenten hin", sagt Jelena Sokolova, Senior Equity Analyst bei Morningstar.
Da die Preise von Vermögenswerten in der Regel zum Wohlstand und zum Verbrauchervertrauen wohlhabender Verbraucher beitragen, gibt es eine starke Korrelation zwischen den Aktienkursen und den Verkaufserwartungen für Luxusgüter. Aus diesem Grund glauben die Analysten, dass die jüngste Abschwächung der Aktien- und Immobilienpreise in China zu einer Verlangsamung der Luxusnachfrage führen könnte.
Die starken Luxusverkäufe in Nord- und Südamerika sowie in Europa in den Jahren 2021 und 2022 waren "außergewöhnlich, begünstigt durch Einsparungen aufgrund von Reiseverzicht, psychologische Bedürfnisse nach Selbstbelohnung nach dem Stress und durch starke Märkte."
Die Performance in Nord-, Mittel- und Südamerika war bereits im vierten Quartal 2022 rückläufig und wies im ersten Quartal 2023 einen stärkeren Fall auf. Höhere Zinssätze, schwächere Aktienmärkte und eine schwierige Beschäftigungssituation in Hochlohnsektoren wie Technologie und Finanzen dürften den Kaufdruck weiter schwächen, schreibt Sokolova und fügt hinzu, dass die wachsende Nachfrage in China die Abschwächung in den entwickelten Märkten ausgleichen wird.
Die Marktdaten unterstützen dies: Der Mastercard SpendingPulse, der die Luxusverkäufe ohne Schmuck erfasst, drehte im zweiten Quartal 2022 ins Negative, und auch der Visa Spending Momentum Index (SMI) in den USA begann ab März 2022 zu schwächeln.
Unternehmen mit hohem Engagement auf dem US-Markt wie Tapestry (TPR) und Capri (CPRI), sowie Unternehmen, die in letzter Zeit ein sehr starkes Marktwachstum verzeichneten, wie z. B. der Gucci-Eigentümer Kering, könnten durch die Abschwächung am meisten gefährdet sein. Dennoch sind die Morningstar-Analysten zuversichtlich, dass das Abwärtsrisiko dieser Unternehmen durch attraktive Bewertungen mehr als ausgeglichen wird.
Luxusmarken könnten von Erholung in China profitieren
Während die Märkte in den Industrieländern schwächeln, dürfte sich der chinesische Markt erholen, angetrieben durch die Rückkehr der Reisenachfrage.
"Die Erholung des chinesischen Reisemarktes ist für den Sektor besonders wichtig, da chinesische Staatsbürger etwa zwei Drittel ihrer Luxusausgaben im Ausland tätigen, und selbst wenn die Reiseströme unter dem Niveau der Vorpandemie bleiben, gibt es Anzeichen für eine starke Erholung, sobald die Beschränkungen aufgehoben werden", sagt Sokolova.
"Der Inlandsreiseverkehr in China erlebte Anfang 2023 einen starken Aufschwung, nachdem die Regierung ihre Null-Covid-19-Politik aufgegeben hatte, aber wir glauben, dass es ein paar Quartale dauern dürfte, bis die Chinesen wieder nach Europa reisen, je nach Dauer des Visumantragsverfahrens und der Kapazitätsplanung der Fluggesellschaften", sagt Sokolova.
Auf der Margenseite sieht Morningstar wenig Spielraum für Verbesserungen, da das schwache Umsatzwachstum auf steigende Kosten trifft. Die Ausgaben für Marketing und Kommunikation, die Ladenmieten und die Lohnkosten stiegen im Durchschnitt im gleichen Maße wie die Umsätze, was die Ausweitung der Margen in diesem Sektor begrenzt.
Vor diesem Hintergrund erscheinen die Aktien weiterhin teuer. "Die meisten Aktien werden über oder im Einklang mit ihrem fairen Wert gehandelt", sagt Sokolova. Allerdings gibt es noch einige Kaufgelegenheiten.
"Unter den großen Unternehmen des Sektors sind Swatch (UHRN) und Kering (KER) die einzigen, die mit einem Abschlag gehandelt werden, aber es gibt auch einige kleinere Marken wie Capri Holdings (CPRI) und Tapestry (TPR) die mit einem Abschlag von 35% beziehungsweise 25% gehandelt werden".