SFDR: Die Welle der Herabstufungen dürfte vorbei sein

Nach der Welle von Herabstufungen im Jahr 2022 gab es im ersten Quartal des Jahres viele "Upgrades" von Artikel-6-Fonds. Artikel-8-Strategien erfreuten sich über Neugelder, während die Neuauflagen stark zurückgingen.

Hortense Bioy, CFA 10.05.2023
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SFDR

Etwas mehr als zwei Jahre nach Inkrafttreten der Offenlegungsverordnung SFDR ist die Entwicklung im Universum der als "hellgrün" (Artikel 8) oder "dunkelgrün" (Artikel 9) eingestuften Fonds geprägt von anhaltenden Greenwashing-Bedenken und regulatorischer Unsicherheit.

Im ersten Quartal 2023 wurden die technischen Regulierungsstandards (RTS) der Stufe 2 der SFDR umgesetzt. Dabei handelt es sich um die Verabschiedung von Regulierungsstandards, die von Vermögensverwaltern verlangen, mehr Informationen über die Umwelt-, Sozial- und Governance-Ansätze (ESG) ihrer Fonds offenzulegen. Außerdem müssen Nachhaltigkeitsrisiken und -auswirkungen veröffentlicht werden.

 

Fondsmarkt erlebt Heraufstufungen

In Anbetracht dieser Entwicklungen mussten die Asset Manager die Klassifizierung ihrer Fonds überprüfen und stuften Vehikel zurück

Im ersten Quartal 2023 dominierten jedoch die "Heraufstufungen" von Artikel 6 nach Artikel 8 (263 Fonds) oder sogar direkt von Artikel 6 nach Artikel 9 (zwei Fälle). Tatsächlich haben die Vermögensverwalter ihre Fonds weiter aufgewertet, indem sie die ESG-Integrationsprozesse verbesserten, verbindliche ESG-Kriterien (einschließlich Kohlenstoffreduktionsziele) hinzufügten oder in einigen Fällen das Mandat der Strategie vollständig änderten.

So gab es laut Morningstar-Daten im ersten Quartal 2023 nur 14 Herabstufungen von Artikel 9 auf Artikel 8, während es 7 Herabstufungen von Artikel 8 auf Artikel 6 gab.

 

57% der Vermögenswerte sind nachhaltig

Unter Berücksichtigung aller Herabstufungen und "Beförderungen" stieg der Marktanteil von Artikel-8-Fonds bis Ende März weiter auf nun 53,8%. Der Anteil der als Artikel 9 eingestuften Produkte blieb mit 3,2 % nahezu unverändert, allerdings sank ihr Vermögen um 1,5 % auf 277 Mrd. EUR.

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Gemessen an der Anzahl der Fonds stieg der Marktanteil von Artikel-8- und Artikel-9-Produkten jedoch auf 44,3 %. Die Zahl der Artikel 9-Fonds stieg auf 887, was einem Marktanteil von 3,6 Prozent entspricht, gegenüber 3,2 % Ende Dezember 2022. Unterdessen wuchs die Kategorie der Artikel-8-Fonds auf 9.934 Fonds, womit ihr Marktanteil nun bei 40,7 % liegt.

 

Asset Flows bei Artikel-8- und Artikel-9-Fonds

Die gute Dynamik der Artikel-8-Fonds setzte sich im ersten Quartal 2023 mit Nettozuflüssen von 25,4 Mrd. EUR fort, trotz des anhaltenden makroökonomischen Drucks angesichts steigender Zinsen, Inflation und drohender Rezession. Dies ist mehr als das Doppelte des Zuflusses von 12,2 Mrd. EUR im Vorquartal.

In Artikel-9-Fonds flossen im ersten Quartal nur 4 Mrd. EUR an frischem Kapital, ein Drittel weniger als im Vorquartal (6,2 Mrd. EUR). Alles in allem ist dies der niedrigste Zufluss für diese Gruppe seit Einführung der SFDR.

Dieser beträchtliche Rückgang der Zuflüsse ist größtenteils auf die große Anzahl von Fonds zurückzuführen, die nach der Klarstellung der ESMA zu den Fragen und Antworten der Europäischen Kommission vom Juni 2021 neu klassifiziert wurden. 

Artikel-6-Produkte ihrerseits begannen das Jahr mit Nettomittelzuflüssen von 24,8 Mrd. EUR und beendeten damit drei aufeinanderfolgende Quartale mit Abflüssen.

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Verschnaufpause bei Neuauflagen

Nach einer starken Produktentwicklungsaktivität während des gesamten letzten Jahres ist die Zahl der neuen Artikel-8- und Artikel-9-Fonds in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 stark zurückgegangen, und zwar auf ein Allzeittief von 145 gegenüber 260 im vierten Quartal 2022.

Obwohl die Zahl für das erste Quartal 2023 in zukünftigen Analysen wahrscheinlich revidiert werden wird, sobald wir alle Daten gesammelt haben, erwarten wir, dass sie unter dem historischen Trend bleiben wird.

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Der Rückgang bei der Einführung neuer Produkte kann zum Teil auf die allgemeine Marktstimmung zurückgeführt werden, die durch das schwierige makroökonomische Umfeld getrübt wurde. Weitere Faktoren, die zur Verlangsamung der Entwicklung nachhaltiger Produkte beitragen dürften, sind Greenwashing-Bedenken und das sich verändernde regulatorische Umfeld.

Immerhin: Im ersten Quartal 2023 machten neue Artikel-8- und Artikel-9-Fonds jedoch immer noch fast die Hälfte der Gesamtzahl der in der EU aufgelegten Fonds aus.

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Über den Autor

Hortense Bioy, CFA

Hortense Bioy, CFA  ist Global Head of Sustainability Research bei Morningstar