5 Grafiken zur aktuellen Marktlage

Kurz vor den geldpolitischen Entscheidungen in den USA und der Eurozone werfen wir einen Blick auf Inflation, Leitzinsen, Wechselkurse und Kryptos.

Antje Schiffler 03.05.2023
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InflationAn den US-amerikanischen und europäischen Börsen läuft es weiter rund. Nach dem Rücksetzer im März angesichts der Turbulenzen am Bankensektor rund um die SVB und Credit Suisse hellte sich die Stimmung wieder auf.

Die Märkte scheinen zuversichtlich zu sein, dass die Zusammenbrüche von Banken Vergangenheit sind. Am Montag hatte die größte US-Bank J.P. Morgan Chase den Zuschlag für die angeschlagene First Republic Bank erhalten. Nach dem Zusammenbruch der SVB und der Signature Bank kämpfte das Geldinstitut damit, dass Kunden Gelder abzogen. Die Aktie des kalifornischen Geldinstituts wurde zeitweise vom Handel ausgesetzt. 

"Der Markt erkennt zu Recht an, dass es sich um ein Problem der First Republic und nicht um ein Problem des Bankensystems handelt", sagt Morningstar-Aktienstratege Eric Compton. "Wir rechnen nicht mit einer großen Marktreaktion oder einer erneuten Panik im Bankensystem.

Ende April lag der Morningstar Europe PR Index etwas über 8,3 % im Plus. Ähnlich sieht es in den USA aus – der dortige Index notiert seit Neujahr knapp 8,5 % fester - in US-Dollar. Konvertiert in Euro fällt das Plus angesichts der zuletzt festeren Gemeinschaftswährung noch ein wenig höher aus (rund 8,6%).

Hintergrund für die freundlichen Aktienmärkte trotz Bankensorgen ist der wiedererstarkte Optimismus zur Konjunktur. Der internationale Währungsfonds IWF prognostiziert für das laufende Jahr für die globale Wirtschaft ein leichtes Wachstum von 2,3%. “Die bescheidene globale Wachstumsprognose des IWF scheint auszureichen, um die Aktienkurse steigen zu lassen. Zur Zuversicht trägt auch bei, dass die bisherigen Quartalszahlen der Unternehmen die Prognosen des Marktes im Schnitt übertroffen haben”, kommentiert Andrea Quapp, Investment Director Multi Asset Client Solutions Kontinentaleuropa bei GAM Investments.

 

 

 

Für Deutschland vermeldete das ifo-Institut Ende April einen Anstieg des Geschäftsklimas zum sechsten Mal in Folge, wenngleich der Wert noch deutlich unter dem langjährigen Mittel bleibt. Auch die Zahlen für das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) wurden positiv aufgenommen. So verharrte die deutsche Wirtschaft im 1. Quartal immerhin auf dem Niveau des Q4/2022. Die Winterrezession ist damit nicht ausgefallen.

Der Euro profitierte derweil von der Erwartung eines absehbaren Endes der Zinserhöhungen in den USA. Sogar die Hoffnung auf vielleicht sogar fallende Zinsen im weiteren Jahresverlauf macht sich am Markt breit. Der Euro überschritt Ende April sogar die Marke von 1,10 US-Dollar und markierte damit den höchsten Stand seit April 2022.

 

 

 

Während in den USA bereits über die Zinswende spekuliert wird, ist die Rhetorik auf dieser Seite des Atlantiks eine andere. Vertreter der EZB kündigten zuletzt weiter höhere Leitzinsen in der Eurozone im Kampf gegen die hohe Inflation an. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bezeichnet den Inflationsdruck als weiterhin zu hoch.

Auch von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wird anlässlich ihrer nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung im Juni eine Leitzinserhöhung um weitere 50 Basispunkte erwartet, berichtet die Nachrichtenagentur awp. Bereits vorangeschritten ist die Schwedische Reichsbank, die die Zinsen Anfang Mai um 0,5 Prozentpunkte auf 3,5% hebt, wie sie Ende Mai ankündigte.

 

 

Entscheidungen von Fed und EZB

Diese Woche stehen nun die Entscheidungen in Washington und Frankfurt an. Den Aufschlag macht die US-Notenbank Federal Reserve am Mittwochabend europäischer Zeit. „Ein vierteljährlicher Anstieg eines weithin beobachteten Maßes für die Lohninflation stellt so gut wie sicher, dass die US-Notenbank ihren Leitzins um einen Viertelpunkt anheben wird, wenn sich deren Vertreter am Dienstag und Mittwoch treffen“, schreiben Morningstar-Redakteure Sandy Ward und Jakir Hossain.

Der am vergangenen Freitag vom Bureau of Labor Statistics veröffentlichte Beschäftigungskostenindex zeigt, dass die Löhne und Gehälter im 1. Quartal 2023 um 1,2 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen sind. Dies lag über den Konsensschätzungen, kommentiert Jeff Schulze, Investmentstratege bei Clearbridge Investments. "Das ist der letzte Nagel im Sarg für eine weitere Zinserhöhung".

Allerdings ist die US-Wirtschaft deutlich schwächer in das Jahr gestartet als erwartet. Das BIP stieg im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 1,1 %. Bankvolkswirte hatten im Schnitt mit einem Zuwachs um 2 % gerechnet, wie awp berichtet. Im vierten Quartal war die größte Volkswirtschaft der Welt noch um 2,6 % gewachsen.

Auch die EZB dürfte am Donnerstag erneut an der Zinsschraube drehen. „Wir sind der Meinung, dass die Zentralbanken vor unterschiedlichen Herausforderungen stehen. In den USA deuten die Preisdaten auf eine Verlangsamung der Kerninflation hin und die Auswirkungen der Turbulenzen im Bankensektor sind deutlich zu erkennen. Es bedarf wenig Interpretation, um zu dem Schluss zu kommen, dass nach einer weiteren Anhebung im Mai eine Pause angebracht ist. In der Eurozone verläuft die Abschwächung der Kern-Inflation hingegen viel langsamer als in den USA. Die Realwirtschaft hält sich gut, was die nachfragebedingte Inflation anheizen könnte“, so Gilles Moëc, Group Chief Economist bei AXA Investment Managers.

Wie Eurostat basierend auf einer ersten Schätzung mitteilte, ist diese im April um 5,6 % gestiegen, nur geringfügig tiefer als im März (5,7 %). Mit Blick auf die Hauptkomponenten der Inflation im Euroraum wird erwartet, dass Lebensmittel, Alkohol und Tabak im April die höchste jährliche Rate (13,6 %) aufwiesen. Das Plus bei Energie wird bei 2,5 % gesehen, gegenüber -0,9 % im März. Die jährliche Inflation im Euroraum insgesamt ist im April 2023 um 7 % gestiegen, gegenüber 6,9 % im März. 

Nach Einschätzung der Analysten von der Commerzbank wird die Inflation zwar sinken, aber auf hohem Niveau verharren. Hintergrund sind höhere Löhne, die vor allem die Preise für Dienstleistungen in die Höhe treiben dürften. Energiepreise dürften als Inflationstreiber dagegen in den Hintergrund treten. Zum einen fallen die Preise an den Energiemärkten, und zum anderen haben Unternehmen inzwischen einen Großteil der energiepreisbedingten Produktionskostensteigerung an die Verbraucher weitergegeben. 

Allerdings dürften höhere Löhne die Inflation antreiben, so die Commerzbank. Dies dürfte vor allem den Preisen für Dienstleistungen Auftrieb verleihen.

 

 

Von den jüngsten Turbulenzen im US-Bankensektor profitierten zuletzt auch die Kryptowährungen, insbesondere der Bitcoin. „Es ist und bleibt die Sorge vor neuen Turbulenzen im Bankensektor und die damit verbundenen Ansteckungseffekte dies- und jenseits des Atlantiks, welche Krypto-Anleger bei der Stange halten", sagt Analyst Timo Emden von Emden Research.

Auch James Butterfill von CoinShare meint, dass es sich bei dem erneuten Interesse an den Kryptos um eine "Flucht in die Sicherheit handelt", da Anleger angesichts der Unruhen im traditionellen Finanzsektor Alternativen suchen. Anleger sollten allerdings beachten, dass die Anlage in Kryptos weiterhin sehr volatil und riskant ist - dies zeigen auch unsere monatlichen Auswertungen der Performance von ETF. Bitte beachten Sie auch die Tipps unserer Krypto-Expertin Madeline Hume zu Krypto-Investments. 

 

 

 

 

 

 

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.