Unterm Strich legte der Gewinn 2022 von 430 Mio. im Vorjahr auf 1,4 Mrd. Euro zu. Die angekündigte Zielmarke von über 1 Milliarde Euro wurde deutlich übertroffen. Auf 2023 blickt das Institut zuversichtlich. Die Frankfurter stellen höhere Gewinne und Dividenden in Aussicht.
"Die Bank profitiert stark von der Umkehrung der Negativzinsen in Europa und erwartet auf Basis der aktuellen Zinsaussichten im nächsten Jahr eine weitere Verbesserung ihres Nettozinsertrags", kommentiert Morningstar-Aktienanalyst Niklas Kammer. "Nachdem die Commerzbank im Jahr 2022 bereits 6,3 Mrd. Euro erreicht hat, gegenüber 4,6 Mrd. Euro im Vorjahr, erwartet die Commerzbank (CBK) nun 6,5 Mrd. Euro für 2023, weist jedoch auf das Aufwärtsrisiko hin."
Das Deposit Beta - also der Anteil der Zinserhöhungen, den die Bank an die Einleger weitergeben müssen - wird wohl eine entscheidende Kennzahl sein, die Anleger in diesem Jahr verfolgen werden. "Die Commerzbank geht davon aus, dass diese Weitergabe von 10% im Dezember 2022 auf durchschnittlich etwa 30% im Jahr 2023 steigen sollte, weist jedoch darauf hin, dass diese Kennzahl besser als erwartet ausfallen könnte. Wir glauben jedoch, dass zukunftsgerichtete Schätzungen zum Kundenverhalten bei Einlagen mit Vorsicht zu genießen sind, da wir davon ausgehen, dass sich der Wettbewerb um Deposits im Laufe des Jahres verschärfen wird", fährt Kammer fort.
Fair Value-Schätzung von 9 auf 11,60 EUR pro Aktie
Gleichzeitig hebt Morningstar die Einschätzung zum Nettozinsertrag deutlich an, indem die bereits im Jahr 2022 erzielten höheren Nettozinsmargen sowie eine zusätzliche Erhöhung durch die aktuellen Terminzinssätze, die noch nicht in den Ergebnissen von 2022 erfasst sind, berücksichtigt werden. "Infolgedessen erhöhen wir unsere Fair Value-Schätzung auf 11,60 Euro von zuvor 9 Euro je Aktie. Die hohe operative Hebelwirkung aufgrund der geringen Rentabilität der Commerzbank im Verhältnis zu ihrer Kostenbasis verstärkt die Auswirkungen unserer Annahmenänderungen auf unsere Schätzung des beizulegenden Zeitwerts", so Kammer.
Laut unserem Analysten macht Commerzbank auch bedeutende Fortschritte beim Turnaround und erreicht einen lang ersehnten Meilenstein der Kapitalrückzahlung an die Aktionäre. "Die Bank wird 250 Millionen Euro über Dividenden ausschütten und plant, weitere 122 Millionen Euro eigene Aktien zu erwerben. Bei einem Buchwert von etwa 0,6 betrachten wir Aktienrückkäufe als starkes Instrument zur Schaffung von Shareholder Value und begrüßen die Entscheidung der Commerzbank, ihre angestrebte Ausschüttungsquote von 30% zwischen Dividenden und Rückkäufen aufzuteilen", so Kammer.
Positiv sei zudem Kapitalausstattung der Commerzbank mit einer harten Kernkapitalquote von 14,1%, verglichen mit einer Mindestanforderung von 9,5%, und der positive Leistungsausblick für 2023, was nach Einschätzung von Kammer eine Ausschüttungsquote von etwa 50% für dieses Jahr angemessen machen.
DAX-Rückkehr für die Commerzbank?
Die Commerzbank gilt als wahrscheinlicher Nachfolge für Linde im deutschen Börsenbarometer. Die Deutsche Börse will den Namen des neuen DAX-Mitglieds aber erst später am heutigen 17. Februar formell verkünden.
Der Linde-Konzern zieht sich von der Frankfurter Börse zurück. Der bisher wertvollste Dax-Konzern wird daher zum 27. Februar aus dem deutschen Leitindex genommen.